In der rabbinischen Literatur haben sich zwei Messias Gestalten herausgebildet: der Messias Ben Josef und der Messias Ben David.
Der Messias Ben Josef soll zunächst die Zerstreuten sammeln und den Tempeldienst in Jerusalem wiederherstellen. Er wird beim Angriff der widergöttlichen Mächte Gog und Magog getötet. Der Messias Ben Josef hat seine Vorläufer in der Geschichte von Joseph, der nach Ägypten verkauft wurde, um sein Volk zu retten.
Dann kommt die endgültige Erlösung durch den königlichen Messias Ben David. Er wird eine Zeit des Friedens und des Glücks einleiten und alle Völker werden den einen Gott anbeten.
Jesus spricht in Johannes 14,3 davon, dass er wiederkommen wird und dass dann seine Nachfolger für immer bei ihm sein werden. Auch in Lukas 19,11-14 spricht er von einem wiederkommenden König.
Jesus spricht also davon, dass er zweimal kommen wird und so die Verheißungen des leidenden Gottesknechtes und des königlichen Herrschers vereinen wird.
Jüdische Vorstellungen vom Messias
Nach jüdischer Vorstellung folgt auf die Umkehr des Volkes die Erlösung von der Fremdherrschaft. Die Verbannten werden aus dem Exil zurückkehren, Harmonie und Frieden wird sich ausbreiten.
Einigen Propheten zufolge wird materieller Überfluss herrschen, der Boden wird fruchtbar, Kranke und Behinderte werden gesund und das menschliche Leben wird verlängert.
Das Ziel ist es, die Menschen in das verlorene Paradies zurückzubringen, wie es in Jesaja 11,6-9 beschrieben wird, wo Wolf, Lamm, Löwe und andere Tiere friedlich mit den Menschen zusammenleben.
Nach rabbinischem Verständnis wird der Messias nicht als Erlöser der einzelnen Seelen angesehen. Damit das Friedensreich des Messias kommen kann, bedarf es der Anstrengung der Menschen, in tätiger Vergeltung und Rückkehr zur Religiosität.
Jesus sprach dagegen von einer Veränderung des Herzens und kritisierte das magische Verständnis von äußeren Riten. „Nicht was zum Munde eingeht, das macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Herzen durch den Mund herausgeht, das macht den Menschen unrein“ (Matthäus 15,11.18).
Die Sehnsucht nach einem Messias
28. Dezember 2023
Die Sehnsucht nach besonders begnadeten Persönlichkeiten, die uns von den Übeln dieser Welt erlösen und in ein „verheißenes Land“ oder ein „goldenes Zeitalter“ führen, ist ein uraltes Bedürfnis des Menschen.
Die Hoffnung auf einen göttlichen Messias (Gesalbten, Christus) hat religionsgeschichtlich seinen Ausgangspunkt im Judentum, wo es unzählige unterschiedliche Messiasgestalten gibt.
Der Ursprung des messianischen Begriffs stammt aus 3. Mose 4,3. Dort bezeichnet er Begriff einen gesalbten Priester. Das gleiche Wort wird später auch für Könige und Propheten verwendet.
Sogar der König von Persien, Cyrus, wird vom Propheten Jesaja als „Messias“ bezeichnet, da er eine göttliche Aufgabe zu erfüllen hatte. In Jesaja 45,1 steht: „So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, zu Kyrus“.
Ein Messias ist also eine gesalbte Person mit einem göttlichen Auftrag, der nach jüdischer Auffassung nur für die irdische Herrschaft zuständig ist.