14.2.22 Es gibt auch Unterschiede zwischen den Deutschschweizer Bistümern. «Es fällt auf, dass sich die Dialoggruppen im Bistum St. Gallen, verglichen mit den Bistümern Basel und Chur, von den Führungspersonen im Bistum deutlich eher gehört und verstanden fühlen», schreibt das Institut «GFS Bern». 29 Prozent fühlen sich im Bistum St. Gallen von den Führungspersonen im Bistum verstanden – im Bistum Basel waren es 13 Prozent, in Chur 8 Prozent.
Wie auch in Chur und Basel gebe es in St. Gallen Stimmen, die sich «eine stärkere Rückbesinnung auf traditionelle Werte und Normen wünschen». Für viele ist es zunehmend so, dass sie sich als Gläubige und bekennende Katholiken selber marginalisiert fühlen. 1090 Menschen haben sich an der «Wir sind Ohr»-Umfrage zum synodalen Prozess im Bistum St. Gallen beteiligt. In der Kommunikationskultur schneidet das kleinste deutschsprachige Bistum der Schweiz besser ab als Basel und Chur.
«GFS Bern» stellt einen «Elite-Basis-Konflikt» fest. Der Dialogprozess zeige, «dass zwischen der katholischen Kirche als Organisation und der Basis ein Graben vorhanden ist». Entscheidungen würden als intransparent und stark personenabhängig wahrgenommen.
Am Freitagabend diskutierten 90 Menschen in Wil SG die Ergebnisse. Auf die Frage «Welche Themen müssen nach Rom gemeldet werden?» folgten verschiedene Antworten: von Missbrauch über Priesterinnen und Pflichtzölibat bis hin zur Liturgiereform. Ähnlich vielfältig waren die Antworten auf die Frage: «Wer muss eingebunden werden»? Genannt wurden etwa «Frauen», «Junge», «Zweifler», «junge Familien», «Freikirchen» oder die «Ökobewegung».
Nun entsteht ein diözesaner Bericht, der an die Bischofskonferenz geht. Dort wiederum entsteht ein nationaler Bericht. mehr Informationen
„Die Katholische Kirche kann sich mehrfach reformieren und zeigen, wie wandlungsfähig sie ist. Trotzdem wird dieser Abwärtstrend ganz sicher nicht gestoppt werden können.“ „Der Bestand der Kirchenmitglieder ist etwa ebenso stark dadurch bedroht, dass Eltern – also Menschen, die in der Kirche sind – ihre Kinder nicht mehr taufen lassen und sie auch nicht mehr christlich erziehen”, sagt der Religionssoziologe Detlef Pollack in einem Online-Gespräch mit dem Direktor der Katholischen Akademie Berlin, Joachim Hake. Die Zahlen zeigten, dass die Austritte aus evangelischer und katholischer Kirche parallel verliefen, obwohl die Theologie, Strukturen und das Bild der beiden Kirchen unterschiedlich seien. mehr Informationen
13.1.22 Knapp 5400 Menschen haben sich an der «Wir sind Ohr»-Umfrage zum synodalen Prozess im Bistum Basel beteiligt. Nun liegen die Ergebnisse vor. Die Menschen fühlen sich von Papst Franziskus besser gehört als von Führungspersonen im Bistum Basel.
Als Hindernis, «besser aufeinander hören zu können», nennen 59 Prozent «enttäuschende oder verletzende Erfahrungen mit der Kirche».
Die Gruppen setzten sich laut «GFS Bern» aus 3202 Frauen und 2197 Männern zusammen – mit knapp 60 Prozent haben sich mehr Frauen an dem Umfrageprozess engagiert. An der Basis werde der Glauben häufig viel stärker so gelebt, wie es den heutigen Lebensrealitäten und Wünschen der Gläubigen entspreche.
«Allen Wünschen nach einer moderneren und progressiveren Kirche zum Trotze gibt es ganz klar auch Stimmen, die sich wieder eine stärkere Rückbesinnung auf traditionelle Werte und Normen wünschen. Und für viele ist es zunehmend so, dass sie sich als gläubige und bekennende Katholiken selber marginalisiert fühlen.»
Die Ergebnisse der Umfrage werden nächste Woche in einer synodalen Versammlung in Basel diskutiert. Daraus wird ein Bericht erstellt, der erst auf nationaler Ebene in der Bischofskonferenz diskutiert wird und dann nach Rom geht.
Hintergrund der Umfrage ist der synodale Prozess, den Papst Franziskus am 17. Oktober weltweit gestartet hat. 2023 diskutieren die Bischöfe in Rom darüber. mehr Informationen
Für viele ist eine Orientierung am Christentum/dem Evangelium beim Entscheiden wichtig, da dies als Richtlinie dient. Oft genannt werden Gebete, Predigten, die Bibel oder Eucharistiefeiern, die bei Entscheidungen weiterhelfen. Dabei vertrauen sie auf Gottes Hilfe und darauf, dass er sie begleiten wird. Besonders häufig wird durch Gebete um seinen Rat gebeten. Dabei weisen viele darauf, dass man auch bereit sein muss, zuzuhören.
Auf die Frage, in welchen Augenblicken die Dialoggruppen in der Kirche in ihrem Umfeld einen guten Dialog erleben, geben 17 Prozent eine selbst verfasste Antwort ab. Die Dialoggruppen nennen dabei häufig individuelle und konkrete Beispiele (z.B. im Klosterladen oder der gemeinsamen Bibelgruppe).
Die meisten offenen Rückmeldungen zu den Entscheidungsprozessen, welche als geistliche Prozesse wahrgenommen werden, sind vielfältige Hinweise auf konkrete Momente im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Gebet, Denken an Gott, Singen, Bibelgesprächen, Gesprächsrunden oder allgemein dem Austausch in der Kirche (z.B: Krankengebet, Meditationsgruppe, Eucharistie, Kerze anzünden etc.).
Am meisten orientieren sich die Dialoggruppen bei der Entscheidungsfindung an den Grundwerten des Christentums (64%). Jeweils eine Mehrheit sucht Rat in Gottes Wort (54%) oder findet Orientierung im Dialog mit anderen Menschen, wie den Liebsten, Freunden oder der Familie (53%). Ebenfalls das Wort Gottes, aber in Form der Liturgie oder der Bibellektüre bestärkt 44 Prozent der Dialoggruppen. In Rückbesinnung auf sich selbst treffen 23 Prozent ihre Entscheidungen. Noch 14 Prozent suchen bei Entscheidungen den Rat der Seelsorge.