Petrus fragte einmal Jesus: Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, der mir Unrecht tut? Jesus antwortet mit einer Geschichte mit dem Schluss, dass der himmlische Vater die volle Rechenschaft fordert vom dem, der sich weigert selbst zu vergeben (Matthäus 18,21-35).
Vergeben heißt wörtlich: Jemand anderem eine Angelegenheit zu geben. Zum Beispiel ein Auftrag etwas zu bauen.
In unserem Zusammenhang bedeutet es: Die Sache Gott zu geben. Wir bitten ihn um Gerechtigkeit (Rache Römer 12,19) und die Wiederherstellung.
Ver-geben heißt die Gerechtigkeit und Wiedergutmachung Gott zu übergeben.
Jesus ist für die Sünde ans Kreuz gegangen.
Sünde, bedeutet vom Ursprung her Zielverfehlung und kommt aus der Bogensprache. Wenn wir also so leben, wie es Gott bei unserer Erschaffung nicht vorgesehen hat, dann ist das Sünde.
Die Gebote Gottes sind uns Leitplanke. Wenn wir sie überschreiten entsteht Schaden. Das Vorbild Jesu und die Bergpredigt sind uns Leitlinie, auf die wir das Leben ausrichten.
Vergeben heißt: Ich übergebe meine und die Zielverfehlung der anderen Gott. Er wird für meine Wiederherstellung und die Gerechtigkeit sorgen. Gott kann auch wiederherstellen, wo die Wiedergutmachung außerhalb unserer Möglichkeiten ist.
Vergeben ist etwas anderes als Versöhnen. Versöhnen bedeutet, dass zwei Parteien sich wieder die Hand reichen, weil beide vergeben haben.
Vergeben kann der einzelne für sich und damit den Weg zur Versöhnung öffnen.
Es gibt verschiedene Arten von Vergeben:
- Vergeben, damit ich frei bin.
- Vergeben, weil der andere die Schuld einsieht
- Mir selbst zu vergeben.
Wer seine Rechtfertigung und Wiedergutmachung Gott übergibt (ver-geben), kann befreit weiterleben. Wer vergibt, der tut sich selbst etwas Gutes. Wer nicht vergeben will und nachtragend ist, zerstört damit sein eigenes Leben und trägt zweimal an der Last.
Sich selbst zu vergeben, bedeutet einzugestehen, dass ich die Hilfe Gottes für mich selbst in Anspruch nehmen und loslassen will.
Mit der Vergebung ist es wie mit einem Stein in einem Rucksack. Man kann wählen, ob man ihn ablegt oder weiterträgt. Wenn wir ihn ablegen, dann löst er sich nicht in Luft auf, sondern er liegt, wo wir ihn abgelegt haben. Aber dort soll er bleiben. Die Bibel fordert uns deshalb auf, dass wir solche Dinge gemeinsam vor Gott bringen und anschließend einander die Vergebung zusprechen.
Mit Gott können wir uns versöhnen, weil er durch Jesus am Kreuz bereits vergeben hat. Er streckt uns seine Hand entgegen. Doch wir müssen sie auch ergreifen.
Doch wie verhalten wir uns, wenn wir von einem Elefanten im Porzellanladen ständig verletzt werden? Christen haben die Möglichkeit die Situation mit Gott zu besprechen und von ihm neue übernatürliche Kraft und Zuversicht zu schöpfen. Das zweite ist, dass wir uns auch abgrenzen und unsere Lebensfreude nicht von einer anderen Person zerstören lassen.
Vergeben wollen und Vergebung annehmen sind Schlüsselkompetenzen in unserem Leben. Dabei müssen wir uns vor Freunden nicht rechtfertigen und Feinde wird man nicht überzeugen können. Statt Dinge im Leben unnötig mitzutragen, können wir vieles einfach los-lassen.
Text: Hanspeter Obrist
Siehe auch: Mega geliebt