Jesus sagt: „Wer sucht, der findet“. Er will seine Kraft nicht für die einsetzen, die alles zerreißen und zertreten. Wer sich aus freien Stücken Jesus zuwendet und bei ihm bleibt, entdeckt viele Perlen.
Jesus beendet die Bergpredigt in Matthäus 7. Die letzten Worte haben es in sich. Nachdem Jesus unser Miteinander angesprochen hat, spricht er nun davon, wie wir mit der Botschaft vom Reich Gottes umgehen sollen.
Ganz am Anfang der Bergpredigt sagte Jesus, dass wir Salz und Licht sind. Unsere Gegenwart als Repräsentanten des Reiches Gottes löst in anderen etwas aus.
In Matthäus 7,6-11 sagt Jesus: „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.
7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!
8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden. 9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird?10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!
Spannend ist was in Lukas 11,13, dem Parallel-Vers von Matthäus 7,11, steht: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel gibt, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“
Das Gute ist also der Heilige Geist. Es geht darum, die Sehnsucht nach Gott zu stillen. So gesehen wird Vers 7 klarer: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!“
Wer nach Gott sucht, der wird ihn finden. Wer um die Leitung des Heiligen Geistes bittet, der wird sie erhalten. Und wer bei Jesus anklopft, dem wird aufgetan.
Auch Paulus hat die Perspektive, dass jeder Mensch Gott in der Natur erkennen kann. So schreibt er in Römer 1,20: „Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung sind“.
Er ist auch davon überzeugt, dass jeder innerlich weiß, was eigentlich gut ist. So schreibt er in Römer 2,14-15: „Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. 15 Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen.“
Wer Gott ernsthaft sucht, wird ihn finden.
Jesus spricht aber auch davon, dass wir unsere Perlen nicht zertreten und sie nicht zerreißen lassen sollen.
Was sind diese Perlen?
In diesem Zusammenhang ist das Reich Gottes gemeint, das Jesus in der Bergpredigt lehrt. Deshalb ein kurzer Rückblick:
Jesus zeigt auf, mit wem er das Reich Gottes bauen will. Gott baut sein Reich mit den Menschen, die sich ihm anvertrauen und mit seiner Hilfe rechnen.
Im Kontakt mit den Nachfolgern Jesu soll sich das Leben entfalten. Menschen sollen aufblühen. Nachfolger von Jesus bewirken etwas. Sie sollen sich nicht zurückziehen, sondern wie Salz und Licht wirken.
Jesus zeigt am Beispiel des Tötens, dass wir Gottes Gesetze in der ursprünglichen Absicht umsetzen sollen. Gottes Weisungen bewahren uns vor Schwierigkeiten und führen uns zu einem erfüllten Leben mit Jesus.
Alles beginnt mit den Gedanken und drückt sich in klaren Worten aus. Wir müssen einander vertrauen können. Ein Ja ist ein Ja. Ein Nein ist ein Nein. Es geht nicht um Vergeltung, sondern um Gottes Liebe und unsere Motive.
Der Kern ist die Beziehung zu Gott. Gott will unser Vater sein. Es geht um sein Reich und um seinen Willen.
Dafür wollen wir uns freisetzen. Wer verzichtet, schafft Raum, um etwas anderes in den Mittelpunkt zu stellen. So kommen wir zur inneren Ruhe.
Es geht darum, im Jetzt anzukommen. Reich Gottes leben heißt, jeden Tag mit Gott unterwegs zu sein, mit ihm zu rechnen, mit ihm zu reden und mit seinen Augen zu sehen. Wer Ewigkeit lebt, freut sich am Augenblick.
Jesus ermutigt zu einem neuen Umgang miteinander. Er zeigt uns den Weg des Aufrichtens statt des Richtens und Verurteilens. Gerade wenn wir zugeben, dass wir keine Übermenschen sind, öffnen wir die Tür dafür, dass Menschen uns einladen, ihnen mit der Hilfe Jesu das wegzunehmen, was sie daran hindert, klar zu sehen.
Jesus sagt: Wer sucht, der findet.
Was sind unsere Perlen des Glaubens? Was ist die Eingangstür in die Welt des Glaubens?
Im Bibeltreff haben wir das Apostelkonzil gelesen. Damals entstand eine Meinungsverschiedenheit darüber, ob man zum Judentum konvertieren muss, um gerettet zu werden.
Petrus, als der Fels Gottes, weist in Apostelgeschichte 15 auf das Fundament hin: „Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns; 9 und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. … 11 Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise gerettet zu werden wie auch jene“.
Petrus vertritt die Position, dass es allein auf den Glauben und nicht auf äußere Rituale ankommt (Vers 9). Der Empfang des Heiligen Geistes bei Kornelius in Cäsarea bestätigt dies (Apostelgeschichte 10). Es ist die durch Jesus erfahrene Gnade, die Juden und Nichtjuden errettet (Vers 11).
Jakobus weist darauf hin, dass die Beziehung zu Gott in einem veränderten Lebensstil, im Umgang mit anderen Göttern und im ethischen Verhalten gegenüber Mensch und Tier sichtbar werden müssen. Der Kern, der Auslöser, ist die erfahrene Gnade durch den stellvertretenden Tod Jesu.
Jesus verwendet in Matthäus 7 das Bild der Perle. Die Perlen symbolisieren Schönheit und Wachstum durch Leiden. Eine Perle entsteht, wenn ein Sandkorn in eine Muschel gelangt.
Auffallend sind die zwölf Tore im himmlischen Jerusalem. Es sind große Perlen. In Offenbarung 21,21 heißt es: „Die zwölf Tore sind zwölf Perlen; jedes der Tore besteht aus einer einzigen Perle.“
Die Tore sind offen. Die Finsternis ist besiegt. Angriffe sind nicht mehr zu befürchten. Alle, die sich gegen Gott auflehnen wollten, haben sich entfernt. Niemand will den Ort verlassen. Alle sind freiwillig in der Gegenwart Gottes. Man ist nicht gegeneinander, sondern füreinander. Jeder an seinem Platz, der ihm entspricht. So heißt es in Offenbarung 21,26: „Man wird die Pracht und die Kostbarkeiten der Völker in die Stadt bringen.“ Die von Gott geschaffene Vielfalt wird sich entfalten.
Der Zugang zu Gott entsteht durch die Bewährung im Leben, durch das Aushalten offener Fragen.
Unser Glaube ist wie eine Perle.
Vers 12 aus Matthäus 7 passt wieder auf unser Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen, auch in Bezug auf die frohe Botschaft von Gottes Reich: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“
Erzählen wir von unseren Perlen des Glaubens, so wie wir es uns auch von anderen Menschen wünschen. Wir sprechen ganz natürlich von unseren Erlebnissen mit Gott, aber wir müssen niemandem die Bibel um die Ohren schlagen. Wer uns zerreißt oder auf uns herumtrampelt, den überlassen wir Gott.
Jesus sagt in Matthäus 10,14: „Wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!“
Carl Ferdinand Wilhelm Walther, ein lutherischer Pastor in Amerika, sagte vor rund 200 Jahren zu Matthäus 7,6: „Sie wissen das Wertvolle nicht zu schätzen, und es nützt auch wenig, es ihnen aufzudrängen … Hunde und Schweine wollen nun mal nicht erbaut werden. Sie wollen fressen und saufen. … Das Evangelium ist die süße Zusage der Vergebung für zerschlagene Herzen. Es ist kostbarer Trost für verlorene Söhne, die heimkehren wollen. Und darum ist es fehl am Platz, wo man noch selbstsicher spottet und lästert. … So wenig ein Schwein Perlen verdauen kann, so wenig kann einer Vergebung empfangen, der gar nicht nach Vergebung fragt. … Er weiß nicht, was er damit anfangen soll. … Die Feinde des Glaubens geben sich alle Mühe, gleichgültig und abweisend zu erscheinen. Und sie verstehen‘s nicht, wenn man sie dennoch behandelt, als hätten sie tiefe spirituelle Bedürfnisse. … Sie sind nicht traurig, wir aber trösten sie? Sie fühlen sich nicht schuldig, wir aber vergeben ihnen? Sie fühlen sich nicht krank, wir aber bringen Arznei? Sie meinen klar zu sehen, und wir wollen sie erleuchten?… Wollen wir so einem aber wirklich helfen, tun wir’s am besten, indem wir durch das eigene Beispiel zeigen, wie man Heiliges als heilig behandelt.“
Wer sucht, dem helfen wir zu finden. Wer uns bittet, dem erklären wir unseren Glauben. Wer anklopft, dem helfen wir, einen Zugang zu Gott zu finden.
Wir brauchen unseren Glauben nicht zu verstecken, aber wir müssen auch nicht zerreißen lassen, was uns heilig ist.
Wir haben genug damit zu tun, wenn wir uns um die kümmern, die sich nach Veränderung sehnen. In Israel traf ich eine Frau, die ihre Mitmenschen fragte, ob sie ihr Leben ändern oder ein neues Leben beginnen wollen. Eine andere Frage ist, ob sie mit Gott leben möchten. Wer sucht, der findet. Der Vater im Himmel gibt den Heiligen Geist denen, die ihn bitten.
Hanspeter Obrist, Februar 2025
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