In den Niederlanden will eine Sterbehilfe-Organisation eine „Sterbeklinik“ eröffnen. Von Mitte des Jahres kann jeder kommen, der sich professionell ums Leben bringen lassen will. Dazu gibt es auch ein mobiles „Ärzteteam“, welches seit Anfang März die Niederlande bereisen, mit tödlichen Spritzen im Gepäck.
Doch kann es Aufgabe eines Arztes sein, an die Tür zu klopfen allein in der Absicht, den Tod zu bringen? Kann ein Ort Klinik genannt werden, der Heilung prinzipiell ausschließt und nur den Tod als Therapieziel akzeptiert? Hier wird ein kaltes, hässliches Geschäft rhetorisch aufgehübscht.
Davon abgesehen ist nicht jede Suizidbeihilfe der klar formulierte Willen des Patienten. Die Dunkelziffer soll erschreckend hoch sein für das „sozialverträgliche Ableben“ zugunsten Dritter, zum Wohl der Hinterbliebenen oder der Staatshaushalte.
Schon gibt es sogenannte Medizinethiker, die der Kindstötung das Wort reden. Im Journal of Medical Ethics stand jüngst zu lesen: In allen Fällen, bei denen Abtreibung erlaubt ist, sollte auch die Tötung nach der Geburt statthaft sein. Die „Kosten für die potentiellen Eltern“ in sozialer, psychischer, wirtschaftlicher Hinsicht könnten eine „Abtreibung nach der Geburt“ rechtfertigen. Auch könne der „Stand der geistigen Entwicklung“ der „potentiellen Person“ – des bereits geborenen Babys – gegen deren Lebensrecht sprechen. Der Säugling habe keine „Ziele“ und keine „wohlentwickelten Pläne“.
Ganz ähnlich argumentierte 2005 das „Groningen-Protokoll“, in dem ein niederländischer Arzt darlegte, unter welchen Bedingungen schwerstbehinderte Kinder straffrei getötet werden dürften; mit Billigung übrigens der niederländischen Staatsanwaltschaft.
Wenn man, um als Person anerkannt zu werden, denken können und von sich selbst ein klares Bewusstsein haben muss, dann sind eben der demente Greis und der hilflose Säugling menschliche Wesen, aber keine Personen. Dann kann auch, der Sterbende, also noch lebende Mensch für „hirntot“ erklärt werden – zur lebenden Leiche, sobald er nicht mehr denkt, ist er keine Person mehr.
Irgendwann kommt dann der mobile Tod auch zu denen, die nicht darum gebeten haben. Den Schlüssel liefern die Ethiker und Praktiker schon heute: Wer leben will, muss denken können. Es reicht nicht, Mensch zu sein.