In Offenbarung 5 ist die große Frage: Wer ist würdig und hat die Kompetenz, die Geheimnisse Gottes den Menschen zu offenbaren?
In Offenbarung 1,18 sagt Jesus: „Ich habe die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt.“ Jesus ist der Löwe aus dem Stamm Juda, ein Spross Davids und das Lamm Gottes.
Im ersten Buch Mose in Kapitel 49 gibt Jakob jedem seiner Kinder einen Segen und charakterisiert sie und ihre Nachkommenschaft mit einem Bild. Über Juda sagt Jakob: „Ein junger Löwe ist Juda“ (1.Mose 49,9). Jesus gehört zum Stamm Juda.
Jesus ist sogar ein Nachkomme Davids. Dazu wird das Bild ein „Spross Davids“ verwendet. Gott hat David versprochen: „Einen Spross deines Leibes will ich setzen auf deinen Thron“ (Psalm 132,11). Und Jeremia schreibt: „Siehe, Tage kommen, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land“ (Jeremia 23,5). Die Leute aus Bethlehem gründeten Siedlungen und gaben ihnen „messianische“ Namen wie „Dorf des Sterns“ oder „Dorf der Sprösslinge“ (Nazara). Damit nahmen sie Bezug auf Jesaja 11,1: „Ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling (Nezer) aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen.“ Matthäus schreibt: „Er wird Nazoräer (Sprössling) genannt werden“ (Matthäus 2,23).
Johannes der Täufer sagte über Jesus: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Johannes 1,29). Jesus hat mit seinem Blut Menschen für Gott erworben (Offenbarung 5,9) und sie zu Priestern gemacht (Offenbarung 5,10). Petrus schreibt: „Ihr wisst, dass ihr aus eurer nichtigen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel“ (1.Petrus 1,18-19). Und Jesaja schreibt: „Er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt“ (Jesaja 53,7). Das geschlachtete Lamm liegt nicht tot da, sondern es steht auferstanden vor dem Thron (Offenbarung 5,6). Es hat die göttlich vollendete Macht (sieben Hörner) und vollkommenen göttlichen Durchblick (sieben Augen). Der Tod hat es nicht geschwächt.
Jesus hat die Entschlossenheit und Furchtlosigkeit eines Löwen und zugleich die Sanftmut und Demut eines Lammes. Wer sich auf ihn einlässt, erlebt seine Lammesart. Wer sich mit ihm anlegt, für den ist er wie ein Löwe. Die wahre Stärke (Bild des Löwen) von Jesus liegt in seiner freiwilligen Ohnmacht (Bild des Lammes) und der totalen Abhängigkeit vom himmlischen Vater.
Zuerst erscheint es im Bericht aus der Offenbarung so, dass niemand mächtig genug ist, das Buch zu öffnen. Doch dann wird klar, dass die wahre Vollmacht im Verzicht auf die Macht liegt. Liebe zwingt nicht, sondern wirbt.
Jesus empfängt Macht (königlich), Reichtum (finanziell), Weisheit (intellektuell), Kraft (physisch), Ehre (Beziehungen), Lob (Anerkennung) und Herrlichkeit (Schönheit) (Offenbarung 5,12). Durch ihn werden die Menschen erlöst zu einem königlichen Priestertum. Petrus schreibt: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1.Petrus 2,9). Ein Priester wirbt für Gott und steht vor Gott für die Mitmenschen ein. Einmal sagte Gott (Hesekiel 13,3-5): „Weh den törichten Propheten, …. Ihr seid nicht in die Bresche gesprungen.“
Die Gebete der Heiligen steigen vor Gott auf (Offenbarung 5,8). Wer Jesus in sein Leben einlädt, zu dem kommen der Vater und der Sohn durch den Heiligen Geist (Johannes 14,23). Der Mensch wird dadurch geheiligt und ist ein Heiliger. In 1.Korinther 1,2 schreibt Paulus: „An die Kirche Gottes, die in Korinth ist – die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen –, mit allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus überall anrufen, bei ihnen und bei uns.“ Wer zu Jesus betet, ist ein Heiliger. Benedikt XVI schreibt dazu: „Diese Symbolik sagt uns, dass unsere Gebete – mit all ihren Grenzen, ihrer Mühe, Armut, Trockenheit, den Unvollkommenheiten, die sie haben können – gleichsam geläutert werden und Gottes Herz erreichen.“
Jesus ist der, der uns Gottes Gedanken offenbart (Offenbarung 5,7; Johannes 14,24). Das erinnert an die Emmausjünger, denen Jesus die Zusammenhänge in der Schrift aufzeigte (Lukas 24,27). Jesus hat auch verheißen, dass der Heilige Geist uns seine Worte aufschlüsseln wird (Johannes 14,26).
Es fällt auf, dass die Ältesten singen und die Engel sprechen. In der Bibel steht an keiner Stelle, dass die Engel singen. Vielleicht ist Singen eine besondere Eigenart der Menschen.
In der größten Not (während seiner Verbannung auf der Insel Patmos) wird Johannes vom himmlischen Lobpreis gestärkt. Inmitten all des Wirrwarrs ist ein verborgener Wille Gottes wirksam.
Jesus nimmt sich die Macht nicht mit Zwang. Vielmehr wird sie ihm von allen Geschöpfen gern gegeben.
Text: Hanspeter Obrist
Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)
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