Der Weltverfolgungsindex, der das Ausmass der Verfolgung und Diskriminierung von Christen weltweit auflistet, enthüllt, dass mehr als 360 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens unter schwerer Verfolgung leiden, was einem Anstieg von 20 Millionen im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Zahl entspricht einem von sieben Christen auf der Welt.
Afghanistan löst Nordkorea an der Spitze des Weltverfolgungsindex ab.
In Nigeria wurden innerhalb eines Jahres 4’650 Christen getötet, was 79 Prozent der weltweiten Gesamtzahl entspricht.
«Der Aufstieg Afghanistans an die Spitze des Index ist zutiefst beunruhigend», stellt Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz, fest. «Abgesehen von dem unermesslichen Leid sendet es eine verhängnisvolle Botschaft an islamische Extremisten auf der ganzen Welt, die sie dazu auffordert, ihren brutalen Kampf um die Kontrolle über die Region fortzusetzen.»
Die zehn Länder, die den Index 2022 anführen (Rangliste 2021 in Klammern)
1 Afghanistan (2)
2 Nordkorea (1)
3 Somalia (3)
4 Libyen (4)
5 Jemen (7)
6 Eritrea (6)
7 Nigeria (9)
8 Pakistan (5)
9 Iran (8)
10 Indien (10)
In den letzten Jahren wurden in Burkina Faso, Mali und Niger hunderte von Kirchen geschlossen, in Nigeria allein im Berichtszeitraum 470.
In China sitzen derzeit über 1000 Christen in Gefängnissen, oftmals Pastoren. Der Zugang zur Bibel und zu biblischen Anwendungen ist weitgehend blockiert. Die Aktivitäten der Kirche werden streng überwacht, einschliesslich Online-Meetings, wenn diese überhaupt möglich sind. Und dieser durch Technologie angetriebene Autoritarismus breitet sich rasch weit über China hinaus aus. Vietnam (Rang 19) und Kuba (Rang 37) haben das chinesische Modell übernommen.
Der jüngste Bericht von Open Doors über Indien (Rang 10) beschreibt eine Nation, die in der nationalistischen «Hindutva»-Ideologie versinkt, in der Inder zu sein bedeutet, ein Hindu zu sein. Eine Welle der Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten wurde von der politischen Führung des Landes vernachlässigt oder sogar gefördert und ging mit einem Anstieg von Desinformation und Propaganda in den sozialen und Mainstream-Medien einher.
Ein ähnliches Muster von «Loyalität» und Konformität ist in so unterschiedlichen Nationen wie Myanmar (Rang 12), Malaysia (Rang 50), Sri Lanka (Rang 52) und den zentralasiatischen Staaten zu beobachten. Alle diese Länder sehen sich mit verstärkten Einschränkungen für diejenigen konfrontiert, die vom Credo «eine Nation, ein Volk, ein Glaube» abweichen.
Neben Afghanistan verzeichneten mehrere Länder einen starken Anstieg des Verfolgungsniveaus. Dazu gehören Katar (Rang 18, im Vorjahr Rang 29), das in diesem Jahr Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft sein wird und in dem Menschen mit muslimischem Hintergrund, die zum Christentum konvertieren, besonders häufig körperlicher, psychischer und – bei Frauen – sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Ebenso verschlechterte sich die Lage in Indonesien (28, Vorjahr 47), wo Christen Opfer von zwei Angriffen in Zentral-Sulawesi sowie eines Bombenanschlags auf die Kathedrale von Makassar wurden, und Myanmar (12, Vorjahr 18), wo das Militär christliche Kirchen und Dörfer angriff, was zur Folge hatte, dass 200’000 Menschen geflüchtet sind.
Die Zahl der Morde an Christen wegen ihres Glaubens stieg von 4’761 registrierten Fällen (Index 2021) auf 5’898 (Index 2022). Der Grossteil dieser Verbrechen konzentriert sich auf Subsahara-Afrika, insbesondere Nigeria.
Die Gesamtzahl der angegriffenen Kirchen stieg von 4’488 registrierten Fällen (Index 2021) auf 5’110 (Index 2022) und die Inhaftierungen und Verhaftungen stiegen innerhalb eines Jahres um 44 Prozent auf 6’175, davon 1’315 in Indien.