Während Glaube in der christlich geprägten Welt seit langem eher als Privatsache verstanden wird, steht der Islam in vielen Ländern weiterhin für eine verbindliche Sozialmoral. Islam ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Identität. Verunglimpfungen der Religion sind damit nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern eine Frage der öffentlichen Ordnung. Wer den Islam verächtlich macht, so empfinden es viele Muslime und selbst eher unreligiöse Menschen, der verübt einen Akt der Aggression gegen ihre Gemeinschaft.
Da prallen zwei kulturelle Welten aufeinander: Während sich in der europäischen Aufklärung ein differenzierter Umgang mit der Religion herangebildet hat, der selbst religionsfeindliche Äußerungen toleriert, reagieren islamische Gesellschaften in diesem Punkt anders.
Die islamische Welt sah sich in den vergangen Jahrzenten gezwungen, Schritt für Schritt, Teilstücke einer fremden Kultur zu übernehmen, sich einzuverleiben, um zu überleben. Dies begann mit dem militärischen Bereich und endete mit den Versuchen, Regierungsformen nach europäischem Vorbild einzuführen: Verfassungen, gesetzgebende Versammlungen, Parteien, staatliche Bürokratie, den Begriff der Nation. Die Übernahme der fremden Vorbilder erstreckte sich auch auf fast alle Bereiche der materiellen Kultur: von der Kleidung zur Form des Wohnens, zum Städtebau, Nahrung, Bildung, Kunst, Literatur. Der herkömmliche, von den islamischen Gesellschaften entwickelte, „eigene“ Lebensstil wurde zunehmend Sache der Armen. Dies ging so lange und so weit gut, bis es die Identitätsfrage hervorrief.
So sind neue Formeln entstanden, die eine neue Identität geben: „Die Scharia ist der Islam“ und „Der Islam ist die Lösung.“ Aus dieser Sicht ist jeder Angriff auf den Propheten ein Angriff auf die persönliche und gesellschaftliche Identität. Deshalb verteidigt man seine „Würde“. Dazu eignet sich der Film über Mohammed besonders gut.