Glaubt man Wladimir Putin, dann richten die westlichen Sanktionen in Russland keinen nennenswerten Schaden an. Die Zentralbank sieht das allerdings anders.
„Die Sanktionen wirken massiv, aber sie sind kein Blitzkrieg„, bilanziert Russland-Kenner Bernd Ziesemer, langjähriger Chefredakteur des „Handelsblatt“ und „Capital“-Kolumnist im Podcast „Die Stunde Null“. „Es braucht Zeit, bis sich der Effekt voll zeigt. Wenn man sich vor Ort umhört, außerhalb von Moskau oder St. Petersburg in den Industriestädten im Ural, erfährt man, dass die Sanktionen die Firmen genau und hart treffen.“ Viele Transporte finden nicht mehr statt, Flugzeuge und Schiffe mit Ersatzteilen oder Maschinen fehlen. Deutschland etwa liefert keine Werkzeugmaschinen mehr.
Zwischen 8 und 15 Prozent, je nach Schätzung und Quelle, könnte die russische Wirtschaft in diesem Jahr einbrechen.
Die Inflation in Russland ist auf 17,5 Prozent gestiegen, manche Experten prognostizieren, sie könne bis Jahresende auf bis zu 30 Prozent klettern.
Die Arbeitslosigkeit könnte sich von 4,1 auf gut 9 Prozent verdoppeln.
Importe tragen ein Fünftel zur Wirtschaftsleistung bei, davon stammten 42 Prozent aus der EU und den USA. Seit Kriegsbeginn ist das Volumen der Warenlieferungen nach Russland um 62 Prozent abgestürzt.
In vielen Autofabriken wird nicht mehr produziert. Viele Waren werden nicht mehr geliefert, auch wenn sie gar nicht auf Sanktionslisten stehen. Derzeit kann man in der Lada-Fabrik keine Autos bauen, weil die elektronischen Benzineinspritzungen aus dem Ausland fehlen – nun gib es Diskussionen, ob man wieder auf mechanische Pumpen, die vor 20 Jahren verbaut wurden, zurückgreift.
„Die russische Wirtschaft wird nicht zusammenbrechen. Die Volkswirtschaft eines so großen Landes bricht nicht einfach zusammen. Aber wir erleben massive Wohlstandsverluste, die auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte die Entwicklung des Landes zurückwerfen.“