In Syrien herrscht seit viereinhalb Jahren Krieg, in Afghanistan gar seit rund 36 Jahren. Doch warum, so fragen sich viele, kommen scheinbar alle Flüchtlinge genau jetzt nach Europa?
UN-Flüchtlingskommissar António Guterres meint, der Mangel an humanitären Geldern sei „der Auslöser“ für die Massenankunft von Syrern, Irakern, Afghanen und Eritreern im östlichen Mittelmeerraum in diesem Jahr.
Trotz der Rekordsumme von 3,3 Milliarden Dollar, seien die humanitären Mittel nicht genug, „um selbst das bloße Minimum abzudecken„. Nach Jahren im Exil hätten die meisten der vier Millionen syrischen Flüchtlinge in Nachbarstaaten ihre Ersparnisse aufgebraucht und die Hoffnung auf eine politische Lösung verloren. mehr Informationen
Der syrische Patriarch Gregorios III. Laham macht das deutsche Schutzangebot dafür verantwortlich, dass so viele Menschen sein Land verlassen. Er sei „froh über die Aufnahme, aber traurig über die Einladung“, sagte das Oberhaupt der griechisch-melkitischen Kirche am Mittwoch in Frankfurt. Die Bereitwilligkeit der Bundesregierung, Kriegsflüchtlingen aus Syrien Schutz zu gewähren, werde dort „so verstanden, als wolle Deutschland soundsoviele Leute haben“. mehr Informationen
Die Not in den Herkunftländern trifft auf die Utopie einer offenen friedlichen Gesellschaft.
Nach dem Ende des Sowjetsystems beherrschten zwei grosse Thesen die politische Debatte, die vom «Ende der Geschichte» (Francis Fukuyama) im Sinne einer unaufhaltsamen Ausdehnung der westlichen Demokratie und die vom «Kampf der Kulturen» (Samuel P. Huntington) im Sinne eines Zusammenpralls unterschiedlicher Werteordnungen.
Die westliche Aussenpolitik folgte der ersten These und wurde heillos in unlösbare Konflikte verstrickt. Der Westen glaubte, seine Werte würden die Welt befrieden. Das Scheitern des Westens jenseits seiner Grenzen spricht nicht gegen westliche Werte, wohl aber gegen unsere Fähigkeit, diese Werte zu universalisieren.
Statt einem grenzenlosen Europa rücken wieder nationale Grenzen in den Fokus. Soziale und kulturelle Grenzen können nicht einfach aufgehoben werden. Die westliche Weltordnung war eine Utopie. Kulturelle Unterschiede und politische Machtverhältnisse müssen respektiert werden. Für die Selbstbehauptung des Westens ist vor allem seine Selbstbegrenzung gefordert. mehr Informationen
Die Flüchtlings-Euphorie findet ein jähes Ende. Zu Anfang jubelte die deutsche Wirtschaft: Die Flüchtlinge können das Fachkräfte-Problem lösen. Nun aber sind andere, sehr skeptische Töne zu hören.
Markus Kerber, BDI-Hauptgeschäftsführer, warf der Bundesregierung vor, „die Integration darf nicht vor der Turnhalle enden„, „momentan tut sie das aber.“
Der Wirtschaft macht der anhaltende Zustrom an Menschen aus Syrien und anderen Ländern Angst. Befürchtet wird ein Meinungsumschwung in der deutschen Bevölkerung, die zunehmende Radikalisierung und die Spaltung der heimischen Gesellschaft.
Selbst Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht nun davon, dass die Flüchtlinge den Mangel an Fachkräften in Deutschland nicht beseitigen können. Probleme würden vor allem mangelnde Sprachkenntnisse, aber auch die Anerkennung von Abschlüssen oder die Standards der Ausbildung bereiten.
Einige Vertreter von Großunternehmen und Spitzenverbänden hatten die Flüchtlinge im Sommer sogar als Lösung für das deutsche Demografieproblem begrüßt. Nun aber ändert sich die Stimmung fühlbar.
Begonnen hatte die öffentliche Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik mit einem offenen Brief von Michael Knipper, dem Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Bauindustrie. Es wäre „eine Illusion, anzunehmen, dass es gelingen könnte, alle derzeit in Deutschland ankommenden Flüchtlinge schnell in Beschäftigung zu bringen.“
Arbeitschancen gibt es erst, wenn jemand Deutsch spricht und für die Integration von Flüchtlingen in der deutschen Gesellschaft ist es entscheidend, dass sie einen Job bekommen. Nur: In der Praxis ist es schwer, Menschen ohne Deutschkenntnisse einen Job zu verschaffen. Erst recht gilt das, wenn sie noch nicht einmal des lateinischen Alphabets mächtig sind. mehr Informationen
Die Meinung des UN-Flüchtlingskommissar deckt sich exakt mit dem was uns Syrische Flüchtlinge bei unserem kurzen Besuch in Jordanien gesagt haben. Nach über drei Jahren, haben sie die Hoffnung auf eine (baldige) Rückkehr in ihr Land aufgegeben. Die UN Gelder wurden seit Januar 2015 stetig gekürzt und inzwischen bei vielen vollständig gestoppt. Arbeiten ist ihnen nach wie vor nicht erlaubt. Wenn sie noch irgend Geld haben oder auftreiben können, organisieren sie sich die Flucht selbst (Schlepper) und sonst hoffen sie jeden Tag auf eine UN organisierte Deplatzierung in den Westen.