Mit dem Aschermittwoch (2024 Mittwoch 14. Februar) beginnt für die Christen das Fasten. Der Hauptfastentag der Juden ist der Versöhnungstag Jom Kippur und Muslime verzichten im Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung.
Christen: Mit dem Aschermittwoch beginnen die Christen der Westkirche die 40-tägige Fastenzeit. Sie ist die Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu. Früher galten für diese Zeit strenge Regeln. Echte Fastentage sind nach der katholischen Lehre heute nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag. An diesen Tagen ist jeweils nur eine – fleischlose – Mahlzeit erlaubt. Für die übrige Zeit wird zumindest der Verzicht auf Fleisch empfohlen. Für Evangelische ist Fasten keine Pflicht.
Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, im Gottesdienst am Aschermittwoch die Asche der Palmzweige des Vorjahres (Palmsonntag) zu segnen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche zu bezeichnen. Das erinnert daran, dass auch die Juden Asche als Zeichen der Trauer verwendeten. In Daniel 9,3 steht: „Ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen, bei Fasten in Sack und Asche, zu bitten.“
Juden: Nach dem Neujahrstag Rosch Haschana beginnen zehn Bußtage, die mit einem Fasten am Versöhnungstag Jom Kippur enden. An diesem Tag der Reue, Buße und Umkehr erhoffen sich Gläubige die Vergebung ihrer Sünden, damit sie wieder für ein Jahr in das Buch des Lebens eingeschrieben werden (Vergleich Artikel: Jom Kippur – Der Versöhnungstag).
Muslime: Der Fastenmonat Ramadan ist im neunten Monat des islamischen Mondkalenders. Muslime verzichten von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Fasten ist eine muslimische Pflicht und gilt neben dem Glaubensbekenntnis, täglichen Gebeten, dem Geben von Almosen und der Wallfahrt nach Mekka als einer der fünf Grundpfeiler des Islam (Vergleiche Artikel: Der Ramadan).
Warum Fasten?
Der befristete Verzicht auf Speisen und Getränke soll Körper und Seele reinigen, einen Zustand innerer Ruhe herbeiführen, Raum für Gebet und Meditation schaffen.
Mose war 40 Tage ohne Nahrung auf dem Gottesberg, als er die 10 Gebote empfing. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde. Jesus zog sich zum Fasten für 40 Tage in die Wüste zurück, bevor er sein öffentliches Wirken begann.
In Markus 2, 18-22 sagt Jesus, dass seine Nachfolger fasten werden, wenn er nicht mehr da ist.
- Fasten ist ein freiwilliger Verzicht und stärkt den Charakter. Es hilft, sich auf etwas zu konzentrieren und sich selbst zu beherrschen.
- Fasten soll kein Hungerstreik vor Gott sein.
- Das neue Fasten von Jesus soll kein geistlicher Verdienst sein, sondern neue Energie freisetzen.
Erstaunlicherweise spricht die Bibel klare Worte über den Umgang mit unserem Körper. Jesus sagte einmal: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen“ (Lukas 21,34). Es ist beachtenswert, dass Essen und Trinken unsere geistliche Empfindsamkeit beeinträchtigen kann.
Formen des Fastens
Einige fasten, indem sie auf irgendetwas Bestimmtes verzichten (Fleisch, Alkohol, Medienkonsum usw.)
Beim Daniel-Fasten isst man nur noch natürliche Produkte. In Daniel 10,2-3 lesen wir: „ Zu der Zeit trauerte ich, Daniel, drei Wochen lang. Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund; und ich salbte mich auch nicht, bis die drei Wochen um waren.“
Eine andere Form ist der Verzicht auf feste Speisen. Das kann heißen, bis zum Abend (2.Samuel 1,12) oder mehrere Tage (1.Samuel 31,13) auf feste Nahrung zu verzichten. Da an anderen Stellen in der Bibel speziell erwähnt wird, dass Menschen Tag und Nacht gefastet haben (Ester 4,16 / Nehemia 1,6 / Lukas 2,37), muss es auch ein Fasten nur am Tag gegeben haben, bei dem man in der Nacht wieder Nahrung zu sich nehmen durfte. So praktizieren es auch die Muslime. Aus dem Bericht von Lukas wissen wir, dass einige Pharisäer zweimal in der Woche fasteten (Lukas 18,12).
Die dritte Form ist das Vollfasten. Man verzichtet auf Speise und Trank. Die jüdisch-stämmige Königin Ester fastete so mit ihren Volksgenossen drei Tage lang, bevor sie vor den persischen Imperator trat, mit der Bitte, die beschlossene „jüdische Endlösung“ aufzuheben. Diese Art von Fasten beschränkt sich natürlicherweise auf drei Tage, weil wir spätestens dann wieder Flüssigkeit aufnehmen müssen. Ein echtes Fastenwunder erlebte Mose, der nach eigenen Angaben 40 Tage nichts aß und trank (5.Mose 9,9).
Fasten ist in der Bibel fest verankert. Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, fastete sogar das ganze jüdische Volk (3.Mose 23,27). Doch mehrheitlich war es eine private Angelegenheit. Es gab verschiedene Arten von Fasten. Am verbreitetsten war es, dass man an einzelnen oder mehreren Tagen auf feste Nahrung verzichtete. Der ursprüngliche Sinn des Fastens bestand darin, sich so vor Gott zu demütigen und damit die Ernsthaftigkeit der Gebete zu unterstreichen (Esra 8,21 / Jesaja 58,3).
Doch bei den Pharisäern (einer jüdischen Gemeinschaft) wurde das Fasten zu einem äußeren Ritus, der möglichst publik werden sollte. So lesen wir im Neuen Testament, dass sich Jesus einmal gegen die Heuchler wendet, die extra einen besonders leidendenden Gesichtsausdruck aufsetzen, damit alle Menschen merken, dass sie fasten (Matthäus 6,16). Jesus fordert dazu auf, dass Fasten im Verborgenen und nur vor dem himmlischen Vater geschehen soll (Matthäus 6,18).
Für Jesus ist es selbstverständlich, dass seine Jünger fasten werden. Nicht, während er mitten unter ihnen ist, denn das ist ein Grund zur Freude (Markus 2,19). Aber er geht davon aus, dass sie später fasten werden, wenn er nicht mehr da ist (Markus 2,20). Jesus deutet auch an, dass das Fasten seiner Jünger etwas Neues sein wird. Dieses Fasten lässt sich nicht in das jüdische Muster hineinflicken. Wie ein neuer Wein einen neuen Schlauch braucht, so brauchen seine Nachfolger eine neue Art von Fasten.
Die neue Art zu fasten
Durch Jesus haben wir einen neuen Zugang zu Gott. Unsere Beziehung zu Gott ist geprägt von der erfahrenen Vergebung durch den Tod am Kreuz von Jesus. Durch den Heiligen Geist ist Gott bei uns. Ist da das Fasten nicht überflüssig geworden?
Einige denken, dass durch Fasten ihre Gebete eher erhört werden. Und so beginnen sie zu fasten und beten: „Lieber Gott, tu dies und das. Oh, Herr, ich höre nicht auf zu fasten, bis du endlich eingreifst und meinen Willen tust.“ Wer so betet und fastet, muss sich fragen, ob das nicht eher einem Hungerstreik gleicht. Fasten ist kein Hungerstreik. Gott lässt sich von uns nicht manipulieren.
Fasten ist eher eine Liebeserklärung an Gott. Man sagt damit: Du bist für mich wichtiger als Essen und Trinken. Du bist für mich wertvoller als alles Irdische. Es ist, wie wenn ein Mann sich extra frei nimmt im Geschäft, um mit seiner Frau einen Tag oder Abend zu verbringen. Alle von uns mögen solche spezielle Treffen, die unseren Alltag bereichern und verändern. So ist Fasten für Gott. Wir stellen alles zurück, was uns sonst beschäftigt und ablenkt, um Zeit nur für ihn zu haben.
Fasten und Gebet gehören zusammen. Ohne Gebet fehlt dem Fasten die Tiefendimension. Deshalb soll Fasten uns das Gebet nicht schwerer, sondern leichter machen. Wenn bei uns der gegenteilige Effekt eintreten sollte, ist es ratsam, die Fastenform nochmals zu überdenken.
Im Bericht von Markus steht eine Begebenheit, die mich nachdenklich macht. Die Jünger wollten ein Kind von einem bösen Geist befreien, doch es gelang ihnen nicht. Jesus sagte zu ihnen: „Wann wollt ihr endlich anfangen zu glauben?“ (Markus 9,19). Als sie von Jesus erfahren wollten, warum es für sie unmöglich war, den Geist zu vertreiben, sagte er: „Das könnt ihr nur durch Beten und Fasten“ (Markus 9,29). Wobei „und Fasten“ erst in älteren Handschriften hinzugefügt wurde. Doch im Fasten muss also eine verborgene Kraft liegen. An dieser Geschichte erkennen wir, dass beim Fasten zwei Dinge geschehen:
1. Im Fasten überwinden wir unseren Unglauben und lernen, allein auf Gott zu vertrauen. Durch das Fasten wird unser Glaube gestärkt und vertieft.
2. Wer fastet, bringt damit seine Ohnmacht und Abhängigkeit von Gott zum Ausdruck. Der Betende erwartet alle Hilfe von Gott. Deshalb liegt im Fasten eine indirekte Kraft, weil sich durch das Bekenntnis zu unserer Schwachheit Gottes Macht offenbaren kann.
So liegt der eigentliche Sinn vom Fasten darin, dass wir unseren mangelnden Glauben durch das Fasten überwinden und einen neuen Blick für Gottes Möglichkeiten bekommen.
Beim Fasten, von dem Jesus sprach, steht nicht der Verzicht im Zentrum. Fasten heißt vielmehr: etwas loslassen, um Zeit mit Gott zu haben.
Text: Hanspeter Obrist
Mehr Hunger nach Gott
Bis ins späte Mittelalter hinein sah das ganz anders aus. Die kirchlichen Regeln waren streng und die Fastenzeiten lang. Zur vorösterlichen Bußzeit gesellte sich die adventliche Fastenzeit.
So kam man im Mittelalter auf etwa 150 Tage im Jahr, an denen die Menschen zumindest kein Fleisch essen durften. Fleisch im weitesten Sinne, denn auch Milchprodukte und Eier standen auf der roten Liste. Erlaubt waren dagegen Brot, Obst, Gemüse und Fisch.
Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) existierte noch eine ganze Reihe an Fastentagen. Mit dem zweiten Vatikanum hat sich vieles gelockert. Zwei Fast- und Abstinenztage sind geblieben. An Aschermittwoch und Karfreitag sind erwachsene Katholiken bis zum 60. Lebensjahr angehalten, nur eine volle Mahlzeit ohne Fleisch zu sich zu nehmen. Auch Jugendliche ab 15 sollten auf Fleisch verzichten, brauchen aber nicht zu fasten.
Wie genau das Fasten auszusehen hat, schreibt die Kirche darüber hinaus nicht mehr vor, sondern setzt – abgesehen von einigen ausgesprochenen Empfehlungen – weitgehend auf die Eigenverantwortung der Gläubigen. Diese legen die Fastenregeln heute meist so aus, dass sie auf Bequemlichkeiten und liebgewonnene Gewohnheiten verzichten.
„Wer weniger isst, hat mehr Hunger nach Gott“
„Das ist ein wichtiger Aspekt, den man den Gläubigen vermitteln sollte. Wer verzichtet, schafft Raum, um etwas Anderes in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt der Augsburger Theologe Peter Düren. „Wer weniger isst, hat mehr Hunger nach Gott. Wer auf die Berieselung durch Fernsehen und Internet verzichtet, kommt in die Stille. Und wer kein Geld fürs Vergnügen ausgibt, hat mehr Almosen zu geben.“ Es gehe weniger um den Verzicht an sich, sondern darum, freier zu werden für Gott und den Nächsten. mehr Informationen