Im Fokus: Koran-Zitate in der Kölner Zentralmoschee
„Du bist unser Schutzherr. So verhilf uns zum Sieg über die Ungläubigen.“ Sure 2,286
Abdel-Hakim Ourghi hat den arabischen Schriftzug entdeckt, fotografiert und die Debatte darüber ins Rollen gebracht.
Da er bei diesem Besuch sein Handy nicht dabeihatte, nahm er sich im Informationszentrum einige Prospekte mit. Beim Durchschauen stellte er fest, dass dort alle Korankalligrafien ins Deutsche übersetzt waren, nur eben nicht diese. Er schickte das Bild des Schriftzugs an Ali Ertan Toprak, den Präsidenten der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland.
Wer ist nun mit der Kalligrafie im Gebetssaal der von der Ditib betriebenen Moschee in der Domstadt gemeint?
Es gibt um die Bedeutung des umstrittenen Schriftzugs eine Auseinandersetzung.
Abdel-Hakim Ourghi bestätigt gegenüber der Tagespost die Richtigkeit seiner Übersetzung.
Eine Auffassung, die auch andere Wissenschaftler, wie die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher dem Grunde nach teilen. Sie übersetzt den Vers nach einer Anfrage der „Welt“ mit „Verleihe uns den Sieg über das Volk der Ungläubigen“.
Andere bevorzugen eine abgeschwächte Version, die den Begriff Sieg weglässt und den Vers, wie das Ditib-Pressereferat mit: „Hilf uns gegen die Leugner“ oder „die Zweifler“ übersetzt.
Ourghi begründet seine Übersetzung aus dem historischen Kontext der Sure. Sie sei in den ersten zwei Jahren von Muhammads Aufenthalt in Medina offenbart. „Dort führte der Prophet eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Mekkanern und den Juden. Er vertrieb die Juden, die die von ihm verlangte Konversion abgelehnt hatten. Sie mussten Medina ohne ihr Hab und Gut verlassen“, erklärt der Wissenschaftler. Ourghi tritt für einen säkularen und liberalen Islam ein, der weltliche und religiöse Macht voneinander trennt und sich um eine zeitgemäße Auslegung des Koran bemüht.
In diesem Zusammenhang sei die Bitte um die Verleihung des Sieges über die Ungläubigen, die korrekte Übersetzung. „Mir war sofort klar, dass eine solche Textstelle in einer Moschee, die sich als Vorzeigemoschee für interreligiösen Dialog versteht, nichts zu suchen hat“, betont Ourghi.
„Warum wird dieser Ort mit einem Bittgebet verziert, das den Sieg über die Ungläubigen erfleht? Das ist eine Kampfansage an das friedliche Miteinander in Deutschland“, erklärt Ali Ertan Toprak gegenüber der „Welt“.
Vielleicht lässt sich ein solches Verhalten der Moscheebetreiber der Ditib, die schließlich der verlängerte Arm der Religionsbehörde des türkischen Präsidenten Erdogan ist, mit den Worten beschreiben, die Otto Jastrow, emeritierter Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg 2018 in einem Beitrag für den Deutschlandfunk wählte. „Die Diskriminierung anderer Religionen zieht sich wie ein roter Faden durch die islamische Geschichte. Da der Islam für seine Gläubigen die einzig wahre und letztgültige Religion ist, können andere Religionen per se nicht gleichberechtigt sein. Deshalb kennt der Islam keine religiöse Toleranz; sie ist ein Wunschbild des Westens.“ mehr Informationen