Vorsicht wer sich mit China einlässt

Seit mehr als drei Monaten sitzt der Deutsche Nils Jennrich in einem Pekinger Gefängnis. Die Vorwürfe gegen den Kunstspediteur sind unklar, eine Anklage gibt es nicht. In der Sommerhitze von zeitweise mehr als 40 Grad teilt sich der 32-Jährige eine Zelle mit einem Dutzend Häftlingen. „Er wird wie ein Schwerverbrecher behandelt“, heißt es. Die Haft sei eine Tortur. „Er weiß gar nicht, was mit ihm passiert.“ Es drohen ihm mehr als zehn Jahre Haft.

Der vage Vorwurf: Der Manager der deutschen Kunstspedition Integrated Fine Art Solutions (IFAS) soll den Zoll betrogen haben. Angeblich um zehn Millionen Yuan, umgerechnet 1,27 Millionen Euro. Der Wert von Kunstlieferungen soll zu niedrig angegeben worden sein. Jennrichs Firma aber wehrt sich, sie seien nur für die Logistik zuständig. Nicht die Spedition, sondern der Kunde müsse die Wertangabe beim Zoll machen und die Ware verzollen.

Die wiederholten Versuche der Botschaft, seine Haftbedingungen zu verbessern oder ihn zumindest auf Kaution freizubekommen, ließen die Behörden abblitzen. „Wir behandeln den Fall nach chinesischem Recht“, verteidigt der Sprecher des Außenministeriums das harte Vorgehen.

Um welche Lieferungen es geht, sagt der Zoll nicht. Die Anwälte erhalten erst Akteneinsicht, wenn Anklage erhoben wird. Eine Unschuldsvermutung gibt es in China ohnehin nicht. Der Beschuldigte muss seine Unschuld beweisen, ohne sich auf tatkräftige Verteidiger stützen zu können. Bei Prozessen werden deswegen auch weit mehr als 90 Prozent aller Angeklagten schuldig gesprochen.

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