Drei Kernpunkte des heutigen Impulses: Erneuert das Denken, verfügt nicht über andere und wir alle stehen in der Mitverantwortung.
Jesus zeigt in der Bergpredigt auf, dass nicht nur die Tat eine Zielverfehlung (Sünde) ist, sondern auch der Wunschgedanke daran.
Wir begehren das, womit wir unsere Gedanken nähren. Unsere Gedanken sind also der Auslöser unserer Taten.
Nachdem Jesus am Beispiel vom Töten gesagt hat, wie er mit dem Gesetz umgeht, führt er seine Zuhörer auf eine andere Ebene. Wir werden durch unsere Gedanken bestimmt. Jesus sagt in Matthäus 5 ab Vers 27:
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen (2.Mose 20,14). 28 Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.“
Gott will, dass wir ohne Hintergedanken miteinander leben.
Jesus will nicht, dass Menschen verletzt, benutzt, ausgebeutet und auf die Seite gestellt werden.
In Beziehungsfragen ist der Mensch sehr verletzlich. Die Kirche sollte ein Ort sein, an dem Menschen sich frei von sexuellen Gedanken begegnen können.
Jesus erwähnt in einem anderen Zusammenhang, dass die Sexualität auf das irdische Leben beschränkt ist und nicht das Leben ausmacht. In Matthäus 22,30 sagt Jesus: „In der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel“. Unsere Identität liegt nicht in unserem Geschlecht, sondern in unserer Gotteskindschaft. Es ist der christliche Glaube, der jedes Leben als vollwertig ansieht. Ich bin ich, auch ohne ein menschliches Du, und das ist gut so. Auch Jesus war ein vollwertiger Mensch, obwohl er nicht verheiratet war.
Wir definieren uns über unsere Gotteskindschaft. So heißt es in Johannes 1,12: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“
Jesus macht hier deutlich: Nicht die Gefühle prägen unser Denken, sondern was wir denken, prägt unsere Gefühle. Das gilt für alle Lebensbereiche. Wir sehen uns heute oft als Opfer unserer Gefühle. Aber wir können kontrollieren, was wir mit unseren Augen wahrnehmen und mit unseren Händen zulassen.
„29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß ⟨zur Sünde⟩ gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib [auf die Abfallhalde] (in die Hölle) geworfen wird. 30 Und wenn deine rechte Hand dir Anstoß ⟨zur Sünde⟩ gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib [auf die Abfallhalde] (in die Hölle) geworfen wird.“
Wir soll lernen, unsere Gedanken zu beherrschen, wie auch unsere Augen und Hände. In 1.Mose 4,7 sagt Gott zu Kain: „7 Wenn du aber nicht recht tust, lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen“. In unserer Zeit bedeutet das vielleicht, den Computer, das Handy oder den Fernseher so zu benutzen, dass jeder sehen kann, was ich mir anschaue. Es kann auch bedeuten gewisse Romane wegzuwerfen.
Jesus ermutigt, eher das Leben einzuschränken, als es zur Hölle zu machen. Es ist besser, nicht alles auszuprobieren, um nicht sein ganzes Leben zu zerstören.
Das Wort, das hier mit Hölle übersetzt wird, ist wiederum das Wort für die Müllhalde Jerusalems. Gehenna (γέεννα), ist eine griechische Version des hebräischen „Ge-Hinnom“. Es ist das Tal südwestlich von Jerusalem. Als Ort des Todeskultes wurde es zum Symbol für das Gericht über die Gottlosen und ihre Vernichtung.
Schon Salomo hat in Sprüche 6 darauf hingewiesen, wie Seitenbeziehungen das Leben zerstören. Er warnt davor, die Frau des Nächsten zu begehren: „Begehre nicht im Herzen ihre Schönheit, lass dich nicht mit ihrem Wimpern fangen!“ (Sprüche 6,25). Und in Sprüche 6,32 fährt er fort: „Wer aber Ehebruch treibt mit der Frau ⟨seines Nächsten⟩, ist ohne Verstand. Nur wer sich selber vernichten will, der mag das tun.“
Solche Seitenbeziehungen zerstören das Leben. Sie müssen nicht einmal sexueller Art sein. Sobald man beginnt, einem Menschen des anderen Geschlechtes mehr Anteil an seinem Leben zu geben als dem eigenen Ehepartner, wird es schwierig und zerstört eine Beziehung.
Niemand soll sich real das Auge ausreißen oder die Hand abhacken. Jesus hat hier symbolisch und bildhaft gesprochen. Aber sich nicht Situationen auszusetzen, die das Leben zerstören können, ist ein weiser Rat.
Billy Graham hatte sich nie mit einer Person des anderen Geschlechts allein getroffen. Die Tür war immer offen, damit niemand auf die Idee kam, ihm etwas zu unterstellen, was nie stattgefunden hat.
Jesus wiederholt das Bild vom Auge und der Hand in Matthäus 18,8-9. Es ist besser, sagt Jesus, „einäugig in das Leben hineinzugehen“, obwohl es in 3.Mose 21 heißt, dass ein Priester keinen Makel haben soll. Es ist also besser, sein Leben zu beschränken, als sich selbst zu verlieren.
Dann kommt Jesus auf einen anderen Punkt zu sprechen. Den Scheidebrief: „31 Es ist aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief (5.Mose 24,1). 32 Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.“
Mit einem Scheidebrief konnte der Mann damals seine Frau einseitig entlassen, wenn er sie nicht mehr wollte. Bei den Beduinen ist das heute noch so. Wenn der Mann dreimal „verstoßen“ sagt, muss die Frau gehen. Die Ehe wird bei den Beduinen wie im Islam mit dem männlichen Vertreter der Frau geschlossen. Ein Beduine erwirbt eine Frau für den Wert von sieben Kamelen. Bei Problemen wird mit den männlichen Vertretern der Frau verhandelt.
Jesus und später auch Paulus haben dieser Praxis etwas entgegengesetzt. Die Frau ist nicht das Eigentum des Mannes, über das er frei verfügen kann. Paulus schreibt im Galaterbrief 3,28, dass Mann und Frau gleichwertig sind: „Da ist nicht … Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“.
Die Ehe soll eine auf Dauer angelegte Gemeinschaft von Mann und Frau sein. Es geht um Vertrauen und Treue. Diese Grundwerte wurden zur Zeit Moses durch den Scheidebrief untergraben (5.Mose 24,1).
Grundsätzlich ist eine Scheidung eine Freigabe des anderen zur Wiederverheiratung. Jesus sagt, solange die Ehe nicht durch ein Verhältnis mit einem anderen Menschen oder sonst gebrochen ist, soll man sich nicht leichtfertig trennen.
Jesus sagt in Matthäus 19,5-10: „6 Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. 7 Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und zu entlassen? 8 Er spricht zu ihnen: Mose hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. 9 Ich sage euch aber, dass, wer immer seine Frau entlässt, außer wegen Hurerei (Ehebruch), und eine andere heiratet, Ehebruch begeht; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch. 10 Seine Jünger sagen zu ihm: Wenn die Sache des Mannes mit der Frau so steht, so ist es nicht ratsam zu heiraten.“
Im Zusammenhang wird klar, wer seine Frau leichtfertig entlässt, ist mitverantwortlich für das, was mit ihr geschieht. Die ursprüngliche Schöpferabsicht, der Einheit und der Treue von zwei Menschen, wird zerstört. Es zerbricht etwas in den Menschen. Damals hatte die Frau kaum die Möglichkeit, eigenständig weiterzuleben.
Anschließend sagt Jesus in Matthäus 19, dass es drei Gründe gibt, nicht zu heiraten: Weil es nicht in einen Menschen gelegt ist, weil jemand durch andere geschädigt wurde oder jemand darauf verzichtet.
Der indische Wanderprediger und Mystiker Sadhu Sundar Sing hatte einst eine Vision, in der er Einblick in die übersinnliche Welt erhielt. Er sprach mit einer himmlischen Gestalt über die Ehe. Sie sagte zu ihm: „Die Hauptaufgabe der Ehe ist es, einander zu helfen und einander im Glauben zu fördern.“ (vergessene Zeugen, Jordan Verlag, 1990, S.64).
Eigentlich hat jede Lebensgemeinschaft diese Aufgabe. Dennoch können Ehen und Freundschaften zerbrechen.
Wie in anderen Lebensbereichen, lebt der Mensch auch in der Ehe nicht immer so, wie es dem Ideal entsprechen würde. Es gibt zerbrochene Beziehungen, auch wenn manche äußerlich noch verheiratet sind.
Jesus will die Menschen ermutigen, zu den Werten Gottes zurückzukehren und ihnen zeigen, wie erlösungsbedürftig sie sind.
Zur Ehebrecherin sagt Jesus: „Ich gebe dir eine neue Chance, tu es nicht mehr“ (frei nach Johannes 8,11).
Hosea hatte den Auftrag, an einer Ehebrecherin zu zeigen, dass es Gottes Art ist, zu vergeben und treu zu sein (Hosea 1,2).
Paulus spricht aber auch von einer erlaubten Scheidung, wenn der Partner nicht an Jesus glaubt und er die Ehe aufgrund des Glaubens scheiden lassen will: „Wenn aber der Ungläubige sich scheidet, so scheide er sich. Der Bruder oder die Schwester ist in solchen ⟨Fällen⟩ nicht gebunden; zum Frieden hat uns Gott doch berufen“ (1.Korinther 7,15). Die Logik ist hier, wer glaubt, der sucht den Frieden. Um diesen Frieden in der Ehe muss man ringen.
Wir alle brauchen immer wieder Gottes Barmherzigkeit und einen Neuanfang.
Paulus schreibt in Römer 3,23: „Denn alle haben gesündigt (haben das göttliche Ziel verfehlt) und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.“
Wir sehen, dass Jesus in der Bergpredigt nicht alle Aspekte einer Ehe angesprochen hat.
Es geht ihm vielmehr um das Bewusstsein, dass alles mit unseren Gedanken beginnt. Es gibt kein Recht, über einen anderen Menschen zu verfügen (Scheidebrief). Man kann Menschen nicht benutzen und dann auf die Seite stellen. Unsere Identität liegt nicht in unserem Geschlecht, sondern in der Kindschaft Gottes. Als seine Kinder gehen wir würdig miteinander um. Jesus will uns helfen, zu Gottes Werten zurückzukehren und uns an seinen guten Gedanken zu orientieren. Dabei geht es nicht um die Bewertung anderer Menschen, sondern um die persönliche Richtschnur.
Die Kirche ist eine Gemeinschaft, in der es nicht um das Geschlecht geht, sondern um die Erneuerung unseres Denkens. Paulus schreibt in Epheser 4,23: „Lasst euch erneuern durch den Geist in eurem Denken!“
Skulptur: Familie Caesarea von Yael Shalev / Foto: Hanspeter Obrist
Weitere Impulse zur Bergpredigt
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- Der Umgang mit dem Gesetz 24. Juni 2024
- Vom Umgang mit den Gedanken 1. September 2024