Durch die Begegnung mit Gott verändern sich Menschen so stark, dass ihre Gesellschaft anziehend wird. Sie haben auf einmal ein neues Verhältnis zum Besitz. Sie denken nicht mehr nur an sich selbst, sondern haben den Wunsch, andere zu beschenken (Apostelgeschichte 2,37-47).
Als Petrus öffentlich vom Wirken Gottes spricht, läuft die Botschaft nicht äußerlich an den Zuhörern herunter, sondern trifft sie mitten ins Herz. Der Heilige Geist spricht sie an und bewirkt in ihnen, dass sie ihr Leben ändern wollen.
Petrus spricht von drei Schritten: Denkt um und beginnt mit Gott zu leben. Bekennt euch öffentlich zu eurem Neuanfang (Taufe). Und seid bereit, euch von Gott führen zu lassen (empfangt den Heiligen Geist).
Dieses neue Leben erhält Nahrung durch vier Dinge (Apostelgeschichte 2,42): Durch das Studium der Bibel (Lehre der Apostel), durch den Austausch (Gemeinschaft), durch die Glaubenserneuerung (Brotbrechen) und durch die Gebete in kleinen Gruppen (in ihren Häusern).
Die Auswirkung davon war damals, dass eine Ehrfurcht über die Menschen kam. Ihr Umgang mit Besitz veränderte sich. Sie verstanden sich nicht mehr als Eigentümer, sondern als Verwalter von dem, das ihnen gehörte. Es entstand der Wunsch, andere zu beschenken. Sie wurden in allem dankbare Menschen und lobten Gott.
Und Gott fügte ihrer Gemeinschaft täglich neue Gläubige hinzu – nicht, weil sie Leute bekehren wollten, sondern weil sie offene Augen für andere Menschen hatten. In ihrer Gemeinschaft waren alle gleichwertig, wenn auch unterschiedlich begabt. Männer und Frauen waren vom gleichen Geist bewegt. Jeder trug etwas dazu bei, je nachdem, wie es für ihn möglich war.
Gott tat unter ihnen auch Zeichen und Wunder. Bei der ersten Gesetzgebung am Berg Sinai starben aufgrund des Ungehorsams (goldenes Kalb) 3000 Menschen (2. Mose 32,28). Als das Gesetz nun an Pfingsten durch den Heiligen Geist in die Herzen der Gläubigen geschrieben wurde, fanden 3000 Personen zu einem neuen Leben (Apostelgeschichte 2,41).
Im Tempel nahmen sie an den öffentlichen Gebeten und Lesungen teil. In den Häusern feierten sie gemeinsam. Wahrscheinlich waren es Essen, zu denen man sich gegenseitig einlud und wie beim jüdischen Schabbatessen mit Gebeten, Brotbrechen und dem Trinken von Wein den Glauben erneuerte. Vielleicht gab man auch noch einen Gedanken zur täglichen Torahlesung weiter. Während des Essens diskutierte man über Gott und die Welt. Alles mündete in das Lob Gottes ein, indem man am Ende gemeinsam betete und Gott dankte.
Spannend ist, dass diese Art von christlicher Gemeinschaft heute vor allem in den Hauskirchen in China gepflegt wird. Johannes Hartl schreibt nach einem Besuch dort:
Das Wachstum des Christentums in China ist unaufhaltsam. Praktisch täglich entstehen neue Untergrundkirchen.
Man geht davon aus, dass bereits jetzt weit über 100 Millionen Chinesen Christen sind (die kommunistische Partei hat 84 Millionen Mitglieder). Und das bedeutet: sie wurden es zumeist in den letzten Jahren. Besucht man eine der illegalen Hauskirchen, trifft man dort praktisch ausschließlich Christen der ersten Generation.
Die rasante Ausbreitung des Christentums dort ist untrennbar mit dem Phänomen der Hauskirche verbunden, einem informellen Treffens bei jemandem zuhause. Das hat mir schon zu denken gegeben. Die Nachfolge Jesu scheint wirklich dann am besten zu funktionieren, wenn sie mit Gemeinschaft, Freundschaft und geteiltem Leben einhergeht. Die Mischung von persönlichem Glaubenszeugnis und intensiver Gebetsgemeinschaft in Privaträumen entwickelte ihre explosive Kraft paradoxerweise erst, als die Kirche verboten wurden. In China habe ich eine aktive Kirche erlebt. Eine leidensbereite und eine voller Gebetseifer. mehr Informationen
https://www.obrist-impulse.net/ausbreitung-des-christentums-in-china-durch-informelle-treffen/