Autokorsos von Unterstützern des russischen Angriffskriegs greifen in Deutschland um sich. Sie reden von Protest gegen „Diskriminierung der russischen Bevölkerung“ – und haben „Z“-Zeichen im Profil, wenn sie in geschlossenen Gruppen zur Vorbereitung der Demos verächtlich über Ukrainer schreiben und Russlands Vergangenheit glorifizieren.
Ukrainer tauschen sich jetzt auch darüber aus, wie sie den Korsos begegnen können. In einer Facebook-Gruppe von Ukrainern in Hannover wird mehrfach zur Besonnenheit aufgerufen, Provokation und Auseinandersetzungen seien das, worauf die Korsos angelegt seien, Ukrainer sollten sich darauf nicht einlassen.
Das Vorgehen der Veranstalter deutet auch darauf hin, dass hinter den Demos keine ausgeklügelte Strategie russischer Dienste steckt, sondern tatsächlich die Initiative unerfahrener Privatleute.
Was die Demonstranten tun, passt aber voll in die russische Strategie: Bilder sollen in der Heimat zeigen, dass es auch im europäischen Ausland Unterstützung gibt und dass die Russen dort sich bedroht fühlen und angeblich benachteiligt werden.
Die russische Botschaft hatte auch sehr schnell eine „SOS“-Adresse eingerichtet, damit Landsleute Diskriminierungen melden können. Die meisten Fälle sind Lappalien und darüber hinaus sind sie unbelegt, es gab allerdings auch schon einzelne gewalttätige Übergriffe – genauso wie gegen Ukrainer.
„Wir werden diskriminiert, weil Russland seine heilige Pflicht erfüllt, die Faschisten zu vernichten, die Europa und die USA herangezüchtet haben“, schreibt ein Nutzer. Es ist einer der Beiträge mit den meisten „Gefällt mir“-Daumen.
Der Organisator hofft auf sehr viele Teilnehmer, denn: „Je mehr unsere Leute kennenlernen, desto größer wird die zukünftige Reaktion sein.“ Das führe dazu, „dass die Faschisten wieder Angst vor uns haben.“ Er postete das mit dem Foto eines „Z“-Symbols, dessen Verwendung bei der Demo selbst strafbar und von den Organisatoren untersagt ist.
In Russland gibt es solche Korsos seit Kriegsbeginn auch. Dort lassen die Teilnehmer keinen Zweifel daran, dass es um Unterstützung für den Angriffskrieg geht, der in Russland so nicht heißen darf.
Angemeldet ist der Korso in Hannover unter dem Motto „Gegen Volksverhetzung, Mobbing und Diskriminierung der russischen Bevölkerung“.
Der Organisator im Berlin hatte es an der Spitze des Demozugs mit einem Schild auf seinem Firmentransporter vielleicht auch aus Sicht der anderen übertrieben. Darauf war ein „Judenstern“ mit Inschrift „Russe“ und der Frage „Bald auch wir?“ zu sehen. Die Polizei ließ es entfernen.
Eine kleine Gruppe von Russen vergleicht sich hier also mit Holocaustopfern, während russische Soldaten in der Ukraine Zivilisten erschießen.
Zumindest Teile der Teilnehmer träumen vom russischen Zarenreich und bedienen sich dabei auch dessen Symbolik: In Profilen bei den bisherigen Korsos wehten vereinzelt Fahnen in schwarz-gelb-weiß mit dem Doppelkopfadler als Wappen des Russischen Zarenreichs. Die Reichsbewegung erklärt das russische Volk zu „Gottes auserwähltem Volk“. In der Gruppe sind auch nicht alle Putin-Fans – weil der „zu liberal“ sei und schon zu lange gewartet habe. mehr Informationen
Die Verherrlichung von Krieg ist zu verurteilen. Ebenso das Verbreiten von bewussten Lügen.