Die UNO wirft Regierung und Opposition im syrischen Bürgerkrieg schwere Kindesmisshandlungen vor. Die vom Westen gestützte Opposition spielt eine unrühmliche Rolle. Sie setzt schon Zwölfjährige als Kämpfer oder Wächter ein. Kinder würden von den Aufständischen auch als Schmuggler, Melder oder Köche missbraucht. Andere Kinder sollen Waffen reinigen, Munition transportieren oder Leichen begraben. Auch Mädchen seien eingesetzt worden, etwa um Medikamente an die Front zu bringen, «eine Aufgabe mit hohem Risiko».
Auch Regierungstruppen und regierungstreue Milizen schüchterten immer wieder Jugendliche an Kontrollpunkten ein und drängten sie dazu, sich ihnen anzuschliessen, steht im UNO Bericht. Die Regierung lasse Kinder und Jugendliche foltern, die Verbindungen zur Opposition hätten.
Was im März 2011 mit Demonstrationen begann, hat sich inzwischen zu einem Bürgerkrieg mit geschätzten 130’000 Toten entwickelt, darunter über 10’000 Kinder.
Für die al-Qaida war der Konflikt in Syrien bisher eine Erfolgsgeschichte. Dank den offenen Grenzen zu vier Nachbarstaaten, besteht ein ungehinderter Zugang für ausländische Dschihadisten: Araber, Europäer, Kaukasier oder Asiaten. Wegen der Eigenmächtigkeiten des kampfstärksten Verbands Isis in Syrien, hat die al-Qaida diesen aus dem Mutterhaus des radikalislamischen Terrors verstossen.
Dem Terrornetzwerk nahestehende Gruppen wie die Al-Nusra-Front oder eben der Islamische Staat im Irak und Grosssyrien (Isis), die in Syrien an vorderster Front stehen, waren immer als Al-Qaida-Ableger bekannt. Warum Al-Qaida-Chef Ayman al-Zawahiri sich nun ausgerechnet von Isis trennt, ist unklar. Mit der Kontrolle über ganze Landstriche vor allem im Nordosten Syriens hatte die Gruppe Kleinstemirate in Dörfern und Städtchen errichten können.
Zawahiri scheint die notorische Eigenmächtigkeit von Isis-Chef Abu Bakr al-Baghdadi als so bedrohlich empfunden zu haben, dass er sich nun von dieser Organisation lossagt. Baghdadi war mit seinen Kämpfern gegen den Willen der Al-Qaida-Führung aus dem Irak nach Syrien gegangen. Die Isis-Kämpfer sind für ihre Brutalität bekannt. Das Köpfen von Gefangenen zählt dazu, aber auch Kämpfe gegen weniger radikale syrische Milizen.
Die Rebellen bekriegen sich längst untereinander, was dem Al-Qaida-Image vom uneigennützigen Heiligen Krieg schadet. Ebenso gegen Zawahiris Willen hat Baghdadi begonnen, den Untergrundkrieg zurück in den Irak zu tragen.
Isis droht, der Marke al-Qaida den Rang im internationalen Dschihad-Geschäft abzulaufen – schliesslich sind damit Geldquellen und der Zulauf an Kämpfern verbunden. Doch auch ohne den Segen des obersten Al-Qaida-Chefs wird Isis in Syrien und im Irak bleiben. Dank der offenen Grenze kann sich die Gruppe in zwei Staaten bewegen. Zawahiri hingegen versteckt sich wahrscheinlich, wie seinerzeit Bin Laden, irgendwo in Pakistan.
Die Al-Nusra-Front steht angeblich auf der Liste Saudiarabiens, was Geld und Waffen angeht. Zu den Financiers von Isis soll das für seine eigenwillige Aussenpolitik bekannte Golf-Emirat Katar zählen. Die Türkei ihrerseits stützt die als halbwegs säkular geltende Freie Syrische Armee (FSA). Im Nordosten sind auch die Kurden, welche sich selbst organisieren und Assad wird von Russland und dem Iran unterstützt.
Die Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) aus Jordanien weist darauf hin, dass die meisten salafistischen Gruppen in Syrien eine lokale Agenda hätten. Sie sähen sich nicht als Teil des internationalen Dschihads. Auch die Muslimbruderschaft Syriens, die vom Assad-Staat brutal unterdrückt wurde, stimme nicht mit der al-Qaida überein.