Als Paulus in Korinth war (Apostelgeschichte 18), schien alles einigermaßen normal zu verlaufen. Doch als Gallio Prokonsul wurde, gab es einen Aufstand aus heiterem Himmel. Die Bibel beschreibt uns keinen offensichtlichen Grund. Doch vor einem weltlichen Gericht, braucht es einen Grund, der scheint zu fehlen. Alles war ruhig und nichts Anstößiges war geschehen. Dennoch gab es etwas, was die jüdische Gemeinschaft beunruhigte.
Die Juden waren zu dieser Zeit eine anerkannte Religion und genossen einen gewissen Schutz und Respekt. Herodes der Große hatte gute Verbindung zum Kaiserhaus. Kaiser Augustus pflegte zu den Juden ein gutes Verhältnis, und er ließ auf seine Kosten zweimal täglich im Tempel von Jerusalem ein fürbittendes Opfer für den römischen Kaiser darbringen. Die Römer respektierten den Glauben der eroberten Volksgruppen, solange sie nicht mit dem römischen Gesetz in Konflikt kamen oder die Loyalität zu Rom aufgaben.
Die jüdische Gemeinschaft hatte auch weltweite Beziehungen, da Juden in allen größeren Städten lebten. Die gegenseitige Solidarität und Gastfreundschaft öffnete ihnen gute Handelsbeziehungen. Durch die strengen jüdischen Gebote war ihre Gemeinschaft limitiert.
Nun kam Paulus und lud alle Menschen in diesen neuen „jüdischen“ Glauben ein. Im 1. Korintherbrief 6,9-11 schreibt Paulus, dass einige Gemeindeglieder zuvor Unzüchtige, Ehebrecher, Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde, Lästerer und Räuber waren. Es bestand die Gefahr, dass die Juden ihren guten Ruf verlieren.
Wahrscheinlich deshalb klagen sie Paulus an, gegen das römische Gesetz zu verstoßen. Das war das Zwölftafelgesetz, dass die Grundlage des römischen Rechts bildete. In Thessalonich war die Anklage, dass Paulus einen Jesus als neuen König verkünde (Apostelgeschichte 17,7). Auch hier muss die Anklage ähnlich gewesen sein, da Gallio sagt: „Wenn es ein Unrecht oder eine böse Handlung wäre, Juden, so hätte ich euch vernünftigerweise ertragen; wenn es aber Streitfragen sind über Worte und Namen und das Gesetz, das ihr habt, so seht ihr selbst zu, über diese Dinge will ich nicht Richter sein“ (Apostelgeschichte 18,14-15).
Gallio meint also, ihre Anklage habe nichts mit dem römischen, sondern mit dem jüdischen Gesetz zu tun.
Durch dieses Ereignis, waren Paulus und die Gemeinde sicher. Sie wurden vom Staat geschützt. Doch nun erwacht in Paulus auf einmal die Sehnsucht nach Jerusalem zu gehen. Das Gelübde, dass er ablegt, könnte ein Nasiräers-Gelübde sein, dass eine Pilgerfahrt nach Jerusalem miteinschloss (4.Mose 6,1ff). Deshalb auch den Drang, nicht in Ephesus zu verweilen.
Spannend ist, Gott hatte Paulus versprochen (Apostelgeschichte 18,10), dass ihm in Korinth nichts geschehen wird. Gott hielt Wort, wenn auch auf unerwartete Weise durch einen römischen Prokonsul. Paulus nahm sich eine Auszeit. Er brauchte eine neue Stärkung und ging an ein jüdisches Pilgerfest in Jerusalem. Auch in unserem Leben helfen uns Zeiten des Rückzugs und der Inspiration.
Es gibt einen Unterschied zu den göttlichen und weltlichen Geboten. Die göttlichen Gebote sind freiwillig. Wie wir uns ihnen gegenüber verhalten hat etwas mit dem persönlichen Segen Gottes zu tun. Die weltlichen Gebote sind für alle verpflichtend, egal welche Lebenseinstellung sie haben. Gottes Art ist in Liebe zu werben und uns nicht zu knechten.
Das ist ein kleines Resümee aus unseren Entdeckungen in einer ergebnisoffenen Bibelstudiengruppe . Wir sind auch offen für neue Teilnehmer im Linthgebiet (siehe Inspirierendes Bibelstudium). Gern gestalte ich auch Bibeltage an anderen Orten.