Ukrainische Nationalisten zerstören jüdische Zeltstadt

Ukrainische Nationalisten haben in Uman eine Zeltstadt zerstört, die chassidische Juden im Vorfeld von Rosch HaSchana, dem jüdischen Neujahrsfest, errichtet hatten.

Seit dem Fall des Kommunismus kommen jedes Jahr zu Rosch Haschana tausende von jüdischen Pilgern nach Uman, um an der Grabstätte von Rabbi Nachman, dem Begründer der Bratzlaver Chassidim, zu beten. Die Pilgerfahrten verursachen oft Spannungen zwischen den vor allem aus Israel stammenden Ankömmlingen und der Lokalbevölkerung.

Am vergangenen Samstag tauchten in der Mittagszeit etwa 30 junge Männer vor einem Zeltkomplex auf und zerstörten mit Kettensägen und Äxten mehrere Zäune und Videokameras. Die Miliz stand daneben und schaute zu.

Eliezer Kirschbaum, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Uman, sagte dem Fernsehsender 1+1, die Angreifer hätten bewusst den Schabbat gewählt, weil sie wüssten, dass strenggläubige Juden dann nichts unternehmen dürfen.

An dem Zelt, das als Mensa dient und während der Neujahrsfeiertage 8000 Menschen versorgt, entstand laut der Stadtverwaltung von Uman ein Schaden in Höhe von umgerechnet rund 5000 Euro. Das sei viel zu gering angesetzt, beklagt sich Kirschbaum, »hier ist allein Technik im Wert von mehr als 50.000 Euro zerstört worden«.

Die Stadt Uman hatte vor einigen Monaten entschieden, das Versorgungszelt ganzjährig stehen zu lassen, weil nicht nur zu Rosch Haschana Gäste kommen, sondern die Stadt mittlerweile das ganze Jahr über Touristen anzieht. Vor allem Juden aus den USA, Israel und Westeuropa zählen zu den Pilgern.

Dem ukrainischen Fernsehsender TSN sagte ein Anwohner, der in einem blauen Kleinwagen an dem Catering-Zelt vorbeifährt: »Wir haben kollektiv entschieden, dass die Juden hier nicht hergehören

Wie in den vergangenen Jahren soll auch diesmal an Rosch Haschana ein Großaufgebot von 4000 Mitarbeitern des ukrainischen Innenministeriums bereitstehen. Unterstützt würden die Ukrainer von Polizisten aus Israel. »Die Männer sprechen Russisch und können vermitteln«, schreibt das Innenministerium der Region Tscherkassy in einer Pressemitteilung.  mehr Informationen

Eliezier Kirshboim, Vorsitzender der jüdischen Vereinigung in Uman sagt: «Hier herrscht verrückte Anarchie». Die rechtsgerichteten Aktivisten seien seiner Meinung nach darauf aus gewesen, die Chassidim zu belästigen, um unter der Lokalbevölkerung politische Punkte zu gewinnen.  mehr Informationen

Vergleiche auch Artikel:
Rosch HaSchana – Jüdisches Neujahr
Jüdisches Neujahrfest in Uman Ukraine

 

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