Überraschendes zu Jesus – Die Seele ist unabhängig vom Körper

Im jüdischen Kontext war es unvorstellbar, dass die Seele nach dem Tod aktiv ist und unabhängig vom Körper agiert. Jesus ist der erste, der konkret davon spricht, was nach dem Tod geschieht.

Nach 1.Mose 2,7 hat Gott uns seinen göttlichen Atem eingehaucht. Dadurch wurden wir zu einem einzigartigen Wesen, das Gott in dieser Welt repräsentieren soll. In uns vereinigen sich transzendente Fähigkeiten in irdischer Gestalt.

Jesus sagt in Matthäus 10,28 sehr pointiert: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!“

Mehr dazu am Mittwoch, 11. September 24, Überraschendes zu Jesus – Die Seele ist unabhängig vom Körper. mit Hanspeter Obrist, Radio Maria Schweiz

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Zusammenfassung:

Ein Post auf Facebook hat mich dazu angeregt, über die Seele nachzudenken. Der Verfasser schrieb: „Die Seele ist ein flüchtiges Trugbild unserer Programmierung, welches mit unserem Tod mitstirbt.“

Der Gedanke dahinter ist ganz einfach: Wenn die Seele nur mit unserem Körper existiert, dann ist Glaube oder Gott nicht so wichtig.

Die Sadduzäer in der Bibel glaubten genau das. Flavius Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber des ersten Jahrhunderts, schreibt: „Die Sadduzäer leugnen die Einwirkungen Gottes gänzlich … Die Fortdauer der Seele und ihre Bestrafungen und Belohnungen werden abgelehnt (Jüdische Altertümer II 164‐165). Diese Beschreibung finden wir auch in Apostelgeschichte 23,8, wo es heißt: „Die Sadduzäer behaupten nämlich, es gebe weder Auferstehung noch Engel noch Geist, die Pharisäer dagegen bekennen sich zu alldem.“ Für die Sadduzäer war der Glaube eine schöne Tradition. Lebensrituale die das Leben bereichern.

Die Griechen glaubten, dass die Seelen in eine Unterwelt gehen. Dort leben sie nicht weiter, sondern existieren als scheue Schatten, entweder freudlos oder in ewiger Glückseligkeit. Eine Rückkehr ins Leben war unvorstellbar. Deshalb war in Apostelgeschichte 17,32 das Interesse an Paulus und seiner Lehre vorbei, als er von der Auferstehung der Toten sprach.

In der hebräischen Bibel, dem Tanach, ist nicht ganz klar, was mit den Toten geschieht. So heißt es in Psalm 115,16-18: „Der Himmel ist Himmel des HERRN, die Erde aber gab er den Menschen. 17 Nicht die Toten loben den HERRN, keiner, der ins Schweigen hinabsteigt. 18 Wir aber preisen den HERRN von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!“

Und in Prediger 9,10: „Es gibt weder Tun noch Rechnen noch Können noch Wissen in der Unterwelt, zu der du unterwegs bist“. So entstand die Vorstellung, dass die Menschen in der Erde schlafen.

Aber Jesaja schreibt aber auch: Deine Toten werden leben(Jesaja 26,19). Plötzlich wird in der Bibel sichtbar, dass die Menschen eines Tages von Gott wieder auferweckt werden.

Daniel beschreibt das so: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu“ (Daniel 12,2). Das eigentliche Bild dafür ist Hesekiel 37. Die Gebeine rücken zusammen, neue Sehnen und Muskeln entstehen und der Geist wird eingehaucht. Deshalb sind jüdische Gräber für ewig und die Gebeine werden gesammelt.

Die Zukunftshoffnung im Tanach (Altes Testament) besteht in der Erwartung der Auferstehung der Toten in einem vollendeten Reich auf dieser Erde in Israel (Jesaja 11,6-10 / 26,19 / 27,13).

In der Auseinandersetzung mit den Sadduzäern sagt Jesus in Markus 12,26-27 etwas Überraschendes: „Dass aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr.“

Jesus sagt, dass Abraham, Isaak und Jakob nicht tot sind, sondern leben. Damit zeigt er eine neue Sichtweise auf. Die Seelen der Toten leben weiter.

Da die Bibel schon in 5. Mose 18,11den Umgang mit den Toten verbietet, müsste eigentlich klar sein, dass die Toten nicht tot sind, sonst könnte man sie ja nicht befragen. Bei König Saul sehen wir in 1.Samuel 28,7-20, dass sich der Prophet Samuel rufen lässt.

In Lukas 16,19-31 erzählt Jesus die Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Mann, der nach seinem Tod um seine Brüder besorgt ist. Erstaunlich ist, dass der verstorbene reiche Mann mit Abraham spricht. Das Spannende an dieser Geschichte ist, dass der arme Mann einen Namen hat: Lazarus. Sein Name bedeutet: Gott hat geholfen. Er ist ein Mensch, der auf Gott vertraut, auch wenn es so aussieht, als hätte Gott ihn vergessen. Der reiche Mann hat ihm die Hilfe verweigert, die ihm in der Torah eigentlich geboten war.

Im jüdischen Kontext war es unvorstellbar, dass die Seele nach dem Tod aktiv ist und unabhängig vom Körper agiert. Jesus ist der erste, der konkret davon spricht, was nach dem Tod geschieht.

Die Seele existiert auch ohne den Körper.

Weil Christen das wissen, können sie sich auch in aussichtlosen Situationen getragen wissen.

Aber wie können wir heute erklären, was die Seele ist?

In unserem naturwissenschaftlichen Weltbild ist sie nicht fassbar. Aber allein die Tatsache, dass wir Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften haben, zeigt, dass es verschiedene Ebenen gibt.

Unsere Wahrnehmungen sind nicht nur physischer Natur. Wir haben auch die Fähigkeit, etwas zu erfassen, das außerhalb unserer physischen Möglichkeiten liegt, z.B. ein gedankliches Konstrukt.

Die Frage, ob es hinter dem Materiellen noch eine immaterielle Wirklichkeit gibt, kann die Naturwissenschaft nicht beantworten, weil sie auf das Materielle beschränkt ist. Es handelt sich also um eine rein geisteswissenschaftliche Frage. Sie ist nicht «nicht-existent», weil man sie nicht anfassen und nicht sehen kann.

Als Menschen können wir etwas lernen, was wir noch nie erfahren haben. Es gibt also eine Denkfähigkeit, die außerhalb der natürlichen Wahrnehmung liegt. Hier liegt der Unterschied zu den Tieren.

Es gibt viele Dinge, die an sich keine Bedeutung haben. Zum Beispiel ein Straßenschild. Aber wir geben ihm eine Bedeutung. Genauso wie den Buchstaben und den Zahlen. Wir haben also die Fähigkeit, über etwas nachzudenken, das nicht wirklich ist. Unser ganzes Wissen, baut darauf auf, dass wir Buchstaben einen Sinn geben. Wenn wir nur körperlich wären, müsste etwas real sein und mit einer körperlichen Erfahrung verbunden werden können.

Peter Bichsel hat uns mit seiner Geschichte „Ein Tisch ist ein Tisch“ (Kurzfilm) vor Augen geführt, dass man sich rein gedanklich in eine eigene Welt versetzen kann und dabei die Fähigkeit verliert, mit anderen zu kommunizieren. Er beschreibt, wie ein Mann allem neue Namen gibt, dies zunächst interessant und spannend findet, aber schließlich mit seinem eigenen Konstrukt in der Einsamkeit landet.

Alle physikalischen Untersuchungen des Gehirns offenbaren nie die Gedanken eines Menschen. Nur der Mensch selbst hat den Zugang zu seinen Gedanken.

Aus der Geschichte vom Gelähmten, der durch das Dach gelassen wurde, wird deutlich, dass Jesus auch die Gedanken seiner Mitmenschen wahrnehmen konnte. In Markus 2,8 heißt es: „Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen?“

Geistige Wahrheiten können wahr oder falsch sein. Körperliche Erfahrungen kennen diese Wahlmöglichkeit nicht.

Es gibt Erfahrungen, die außerhalb unserer körperlichen Erlebnisse und Wirkungen liegen, wie zum Beispiel Zuneigung, Ablehnung, Freude, Trauer, Humor usw. Es gibt also eine Wirklichkeit, die unabhängig von unserem Körper, aber durch unseren Körper wirkt. Es gibt keine physische Möglichkeit, das Denken zu beeinflussen. Die Gedanken sind frei. 

Wie aber können wir nun die Seele beschreiben?

Jesus sagt als Zusammenfassung des Tanach in Matthäus 22,37: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken.“

Wir haben Gefühle, die das Herz ausdrückt. Wir haben den Verstand, der seinen Ursprung im Gehirn hat, und wir haben eine Seele. Damit meint die Bibel unser inneres Wesen oder unser übernatürliches Bewusstsein.

Paulus beschreibt die Seele als den inneren Menschen (2.Korinther 4,16 / Römer 7,22 )

So schreibt Paulus in Epheser 3,16: „Er gebe euch Kraft aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit, dass ihr durch seinen Geist gestärkt werdet im inneren Menschen.“ 

Im Beispiel des reichen Kornbauers sagt Jesus in Lukas 12,20: „In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern.“ Mit Seele ist die Persönlichkeit oder der innere übernatürliche Teil des Menschen gemeint.

Interessanterweise altert die Seele nicht. Im Alter fühlt man sich jünger, als man ist.

Paulus schreibt von sich in 2.Korinther 12,2-3: “Ich kenne einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren bis in den dritten Himmel entrückt wurde; 3 ich weiß allerdings nicht, ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, nur Gott weiß es.“

Auch Johannes, der Jünger Jesu, macht Erfahrungen, die außerhalb seines Körpers liegen. So schreibt er in Offenbarung 1,10: „Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen“. In diesem Zustand empfing er die Botschaften und Visionen.

Auch Nahtoderfahrungen zeigen, dass man trotz Inaktivität des Gehirns, reale Dinge wahrnehmen kann. Auch die spirituelle Welt kennt Astralreisen.

Nach 1.Mose 2,7 hat Gott uns seinen göttlichen Atem eingehaucht. Dadurch wurden wir zu einem einzigartigen Wesen, das Gott in dieser Welt repräsentieren soll. In uns vereinigen sich transzendente Fähigkeiten in irdischer Gestalt. Wir kommen zu unserem vollen Potential, wenn der Heilige Geist durch uns wirken kann.

Welche Auswirkungen hat diese besondere Eigenschaft für unser Leben?

Jesus spricht davon, dass unser Leben hier auf der Erde Konsequenzen haben wird. Wir werden ernten, was wir säen.

Jesus lehrt, dass es nach dem Leben zwei Orte gibt. Einen Ort der Geborgenheit und einen Ort des ungestillten Verlangens. An einem Ort ist Gott und am anderen Ort ist man sich selbst überlassen. So beschreibt es Jesus in der Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Mann.

Wer auf der Erde mit Gott lebt, der wird auch im Jenseits bei Gott sein. Wer hier nicht mit Gott leben will, der wird „Gott los“ werden. Alles ist die Folge davon, wie wir auf die werbende Liebe Gottes reagieren.

Auch das ist wieder eine überraschende Aussage von Jesus. Im Gespräch mit Nikodemus in Johannes 3 sagt Jesus, dass es eine bewusste Entscheidung für Gott braucht. Es genügt nicht, als Jude geboren zu sein, um am Reich Gottes teilzuhaben. Es braucht eine Geburt von oben (Johannes 3,3). Nikodemus kann das nicht einordnen. Er ist ja der Vertreter des „rechten Glaubens“.

Jesus erklärt es am Beispiel der Schlange in der Wüste (Johannes 3,14) beim Auszug aus Ägypten. Alle Israeliten, die von den Schlangen gebissen wurden, mussten auf eine Schlange an einem Pfahl sehen, damit das tödliche Gift unwirksam wurde (4.Mose 21,9). Sie mussten ihren Blick vom Problem auf die besiegte Schlange richten.

Durch unsere Haltung zum Kreuz beginnt neues Vertrauen in Gott und damit ein geistliches Leben. Jesus vergleicht das mit dem Licht. Wer das Licht Gottes liebt (Johannes 3,19) und vor Gott aufdeckt (bekennt), was schief gelaufen ist, dem wird die Schuld abgenommen. Wer die Sündhaftigkeit verbergen will, dem bleibt sie erhalten. Die Schuld löst sich nicht auf, sondern wird von Jesus getragen.

In der modernen Theologie wird das Verlorengehen ausgeblendet. Irgendwann wird alles transformiert und das Böse überwunden.

Jesus sagt aber in Matthäus 10,28 sehr pointiert: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann!“

Das ist die logische Konsequenz aus der Aussage in Johannes 6,47: „Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben.Und in Johannes 3,16: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“

Insofern haben die Atheisten recht. Wer ohne Gott lebt, hat kein ewiges Leben.

Leben ist mehr als Essen, Trinken und schöne Rituale. Vielleicht ist gerade der Slogan „mit dem Tod ist alles vorbei“ heute ein Hindernis, sich mit Gott auseinanderzusetzen.

Wenn wir uns wieder darauf besinnen, dass unsere Bestimmung nicht nur ein flüchtiger Schatten ist, sondern auf die ewige Gemeinschaft mit Gott ausgerichtet ist, verändern sich unsere Prioritäten.

Mit dem Blick auf die Ewigkeit macht es Sinn, Schwerpunkte im Leben zu setzen und auf manches zu verzichten oder sich selbstlos für andere einzusetzen.

Wer ohne das Wissen um eine Zukunft lebt, bleibt in der Sinnlosigkeit des Lebens stecken und hat kaum Kraft, schwierige Situationen durchzustehen und hoffnungsvoll zu sein.

Vielleicht rückt dann auch die Frage in den Fokus, was wir unserer Seele alles zumuten wollen. Seelsorge im wörtlichen Sinn bedeutet, sich mehr um das Wohl der Seele zu sorgen. Wir müssen unsere Seele nicht mit allem Übel dieser Welt belasten.

Wir können uns auch auf die aufbauenden Zusagen von Jesus fokussieren.

Wer um seine Seele weiß, kann mit David sagen: Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ (Psalm 103,2).

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