Im Prozess um die Ermordung von drei Mitarbeitern eines christlichen Verlages in der Türkei – darunter der Deutsche Tilmann Geske – gibt es neue Erkenntnisse: Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den prominenten Ex-General Hursit Tolon, an dem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.
Am 18. April 2007 wurden im ostanatolischen Malatya der Deutsche Tilmann Geske sowie die Türken Necati Aydin und Ugur Yüksel brutal getötet. Fünf junge Männer hatten die Mitarbeiter eines christlichen Verlages gefesselt, gefoltert und ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Die Täter wurden unmittelbar nach der Bluttat verhaftet und vor Gericht gestellt. Laut Anklage wurden sie von rechtsradikalen Kreisen im Staatsapparat zu dem Verbrechen angestachelt. Der im November 2007 begonnene Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Verzögerungen ergaben sich sowohl durch überraschende Beförderungen des Richters und des Staatsanwaltes als auch durch die Forderung der Kläger, die Hintergründe des Verbrechens genau zu untersuchen. Dies führte dazu, dass die Staatsanwaltschaft jetzt einen prominenten Ex-General, Hursit Tolon, verdächtigt, in die Ermordung der Christen verwickelt zu sein
Tolon befindet sich wegen seiner mutmaßlichen Mitwirkung im rechtsgerichteten Geheimbund Ergenekon in Untersuchungshaft. In beschlagnahmten Dokumenten werden Mordkomplotte gegen Christen als Mittel zur Destabilisierung des türkischen Staates beschrieben, darunter auch der Überfall auf die Christen in Malatya. Insgesamt gab es in der Türkei zwischen 2003 und 2007 mehr als 100 Angriffe auf Christen.
Nach Angaben des Journalisten und Buchautors Adem Yavuz Arslan ist seit dem Beginn der Ergenekon-Ermittlungen im Jahr 2007 und der Verhaftung der mutmaßlichen Anführer des Geheimbundes die Zahl der Übergriffe auf Christen stark zurückgegangen. Obwohl die Verfassung der Türkei Religionsfreiheit garantiert, sind Christen im Alltag Schikanen, bürokratischen Hürden und Benachteiligungen ausgesetzt. Sie werden oft als Agenten des Westens angesehen, die die türkische Staatssicherheit gefährdeten.