In der türkischen Hafenstadt Samsun am Schwarzen Meer ist eine Baptistengemeinde überfallen worden. Wie erst jetzt bekannt wurde, skandierten vier Männer am 26. Februar nach Mitternacht christenfeindliche Parolen, rissen ein Hinweisschild der Kirche um und warfen mit Steinen Scheiben ein.
Die Männer hätten auch einen Polizisten krankenhausreif geschlagen, der die Kirche bewachte, sagte Pastor Orhan Picaklar. Er vermutet die Täter in radikal-islamischen Kreisen. Der Überfall stehe offenbar in Zusammenhang mit der Koran-Verbrennung durch US-Soldaten in Afghanistan. Drei der vier Täter hätten die Flucht ergriffen, bevor andere Polizisten ihrem verletzten Kollegen zu Hilfe eilen konnten. Ein Mann sei verhaftet worden, so Piciklar, der Strafanzeige stellte. Nun ermittele die Polizei. Die kleine Gemeinde sei in den letzten Monaten wiederholt Ziel von Übergriffen geworden.
Eine Jugendgruppe aus Rumänien, die im Gemeindehaus übernachtete, sei durch den Überfall zu Tode erschreckt worden. Ein hoher Sachschaden sei nicht entstanden, dennoch sei er dankbar, dass die Behörden die christliche Minderheit schützen. Auch ein muslimischer Nachbar habe vergeblich versucht, die Täter von ihrem Tun abzuhalten.
Die Gemeinde wurde 2003 gegründet und hat etwa 50 Gottesdienstbesucher. In der Provinz Samsun mit 1,2 Millionen Einwohnern ist sie die einzige evangelische Kirche. Picaklar ist ein ehemaliger Muslim, der durch die Lektüre eines Johannes-Evangeliums Christ geworden war. Er betreut regelmäßig einen Infostand der Gemeinde auf dem Marktplatz, um dort Bibeln weiterzugeben. Fast täglich finde er Abnehmer. Vor kurzem habe eine Frau acht Exemplare der Heiligen Schrift mitgenommen. Wie die Muslima ihm später berichtete, habe sie damit ihre Nachbarn versorgt. Diese hätten sich über die Ausgaben der Heiligen Schrift sehr gefreut.