Auszug aus einem Briefwechsel
Hallo F.
Mein Menschenbild ist, dass ein Mensch sich auch im fortgeschrittenen Alter verändern kann. Egal was jemand erlebt hat, er kann sein Heute prägen, natürlich kann er auch in der Vergangenheit suhlen.
Deine Fragen beantworte ich aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus. Ich kann jedoch nicht beantworten, wie du in deinen Zustand gekommen bist, welche Chancen du hattest, warum du ein solch negatives Gottesbild hast.
So wie ich dich wahrnehme fällt es dir schwer, Neues zu denken oder andere Sichtweisen wahrzunehmen. Man kann dir schreiben was man will, du entdeckst immer etwas, was du ins Negative drehen kannst.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass – egal mit oder ohne Gott – der Schlüssel zu einem glücklichen Leben in der Fähigkeit liegt, trotz Widerwärtigkeiten täglich Dinge zu entdecken, über die man sich freuen und dafür danken kann.
Hirntechnisch kannst du negative Erlebnisse nicht löschen, aber mit neuen Gedanken die alten überschreiben, bis sie unbedeutend werden. Das funktioniert am besten, indem du das Gute laut deinem Hirn sagst. Was du dir selbst sagst, prägt dich mehr, als das was andere sagen.
Natürlich kannst du dich gegen dieses Prinzip wehren. Das ist deine freie Entscheidung. Doch ich werde dich nicht in deiner negativen Haltung unterstützen. Du warst Opfer, ja. Doch du machst dich heute täglich neu zum Opfer, indem du das alte wiederholst und dich darauf fokussierst.
Du stellst Gott gegenüber Forderungen und klagst dann an, wenn sich deine Vorstellungen nicht erfüllen. Du fütterst ständig dein Selbstmitleid. Das Gegenteil von jammern ist nicht Forderungen zu stellen, sondern für etwas zu danken.
Was du dir über Jahre eingeredet hast, kannst du nicht einfach mit einem Gebet aufheben. Doch du kannst kleine Schritte machen, indem du Gott einfach dankst, dass er dich liebt. Ich habe nie geschrieben, dass du für deine Not danken sollst, sondern für etwas Schönes, dass es auch noch gibt, welches du aber ausblendest.
Wenn du Gottes Kind sein willst und dich mit allem was du hast, seiner Führung anvertraust, dann sorgt er für dich auf seine Art und Weise (Erklärung zur Frage Matthäus 6,33). Nicht Gott folgt deinen Anweisungen (Gebete), sondern du vertraust dich ihm an. Dazu gehört als erstes, das dankbare Annehmen, dass er dich liebt und alles getan hat, damit du sein Kind sein kannst und es ihm überlassen wie er für dich sorgt. Das ist eine echte Herausforderung.
Wenn ich dich recht verstanden habe, willst du das aber nicht. Du möchtest weiter deinen Zustand bejammern. Doch nur dein Entschluss etwas in dir zu verändern, eröffnet dir ein neues Leben. Doch du suchst nicht nach einem Weg, sondern nach irgendetwas, was dich im Selbstmitleid bestätigt. Der Sinn der Geschichte aus der Bibel, die ich dir geschickt habe, ist aufzuzeigen, dass man in sich selbst etwas verändern muss (einen anderen Blick bekommen), anstatt sich in der Opferrolle zu suhlen.
Herzliche Grüße Hanspeter