Ein «Schweizer Islam» als Weg zur Integration? Unter diesem Thema stand die Sendung «Der Club» am Dienstagabend 5.6.2018 auf SRF1. Dreh- und Angelpunkt der Sendung war das Positionspapier zum Islam, das die SP Schweiz kürzlich veröffentlicht hat. Darin spricht sich die Partei unter anderem für eine öffentlich-rechtliche Anerkennung des Islam aus.
Amir Dziri, der auch Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg ist, wies gleich zu Beginn der Sendung darauf hin, dass er es «unheilvoll» finde, von einer «Anerkennung des Islam» zu sprechen. «Wir wollen eigentlich Bürger anerkennen, die zufällig Muslime sind, die aber zufällig auch Hindus oder Buddhisten sein könnten.» Der Staat habe keine beurteilende Wertung zu treffen, ob der Islam zur Schweiz gehöre. «Was zu den Nationen gehört, sind die Menschen, die sich religiös unterschiedlich artikulieren.»
Der Churer Bischofssprecher Giuseppe Gracia knüpfte an diese Argumentation an: In einem modernen Rechtsstaat dürfe der Staat nicht über die Religion integrieren, sondern über das gesellschaftliche Leben selber, konkret etwa über Sportvereine, Kulturvereine, den Arbeitsmarkt, Bildung und Schule. Vom Staat wolle er nicht als Katholik, sondern als Bürger ernst genommen werden.
Für Gracia bedeutet Gleichbehandlung der Religionen denn auch nicht die Anerkennung aller Religionen, wie das SP-Papier fordert. Er findet vielmehr, dass keine der Religionen im Land privilegiert werden soll. «Die Kirche lebt auf der ganzen Welt von Spenden, ist ein privatrechtlicher Verein.» Gracia zeigte sich sehr überrascht, dass ausgerechnet die Linken mit ihrer Forderung einer Anerkennung aller Religionen «mehr Staat für die Religion» forderten, wo Marx doch seinerzeit von Religion als Opium des Volkes gesprochen habe. «Was Sie hier tun, ist wieder die Vermischung von Religion und Staat mit verfassungsrechtlichen Argumenten.»
Zustimmendes Nicken der übrigen Diskussionsteilnehmer erhielt Dziri in seinen Äusserungen über den innerislamischem Diskurs. Hier gelte es, die unterschiedlichen Interpretationen innerhalb des Islam untereinander anzuerkennen: «Das ist auch ein wichtiges Signal an die Schweizer Gesellschaft: Sie sehen, dass Muslime miteinander kommunizieren können, dass sie auch Positionen, wo sie eventuell inhaltlich verschieden sind, transparent machen können.» mehr Informationen