Transnistrien ist ein Landstrich mit knapp einer halben Million Einwohnern im Osten Moldaus; er grenzt an die Westukraine. Seit einem Sezessionskrieg 1992 regieren dort pro-russische Separatisten, die von Moskau etwa mit Gratis-Gas gestützt werden, international aber von keinem Staat anerkannt werden – auch von Russland nicht.
Die verarmte Region wird „Museum der UdSSR“ genannt, auf der Flagge prangen Hammer und Sichel, gesprochen wird russisch; eine Haupteinnahmequelle des Regimes ist Schmuggel in die EU. Transnistrien macht etwa zehn Prozent der Fläche von Moldau aus.
Der Pseudostaat auf dem Gebiet der Republik Moldau ist vor gut 30 Jahren entstanden, als die Sowjetunion zerfiel. Die transnistrische Bevölkerung lebt unter schwierigen Bedingungen, die meisten Menschen sind arm. Das durchschnittliche Einkommen liegt bei umgerechnet etwa 200 Euro im Monat. Das sind noch einmal rund 100 Euro weniger, als die Menschen in Moldau durchschnittlich verdienen. Auch deshalb verlassen viele Menschen das Land. Die Bevölkerungszahl ist seit dem Ende der Sowjetunion stark gesunken. Anfang der 1990er Jahre lebten noch etwa 700.000 Menschen in Transnistrien, heute sind es offiziell nur noch 460.000.
Russland unterstützt die Separatistenregion mit kostenlosem Gas, Rentenzuschüssen und russischen Soldaten (ca. 1500 und weiteres militärisches Personal), die auch heute noch als „Friedenstruppen“ in Transnistrien stationiert sind. Ohne Russlands Unterstützung könnte Transnistrien als De-facto-Staat nicht überleben und müsste sich wahrscheinlich wieder der Republik Moldau anschließen. “
Russland stellt auf diese Weise eine andauernde Instabilität in der Region her. Dadurch wird sich Moldau über kurz oder lang, auch wenn es möchte, nicht in die EU integrieren können. Russland hat somit Einfluss am Rande Europas“. Das Land hat mit einem schwelenden Grenzkonflikt keine Chance, in beide Bündnisse aufgenommen zu werden.
Ohne Viktor Guschan und Ilja Kasmaly läuft nämlich kaum etwas in dem kleinen De-facto-Staat. Die beiden ehemaligen russischen Geheimdienstagenten leiten den Sheriff-Konzern. Das mit riesigem Abstand größte Unternehmen Transnistriens kontrolliert etwa 60 Prozent der Wirtschaft des Landes. Sheriff betreibt sämtliche Tankstellen des Landes, hat einen Mobilfunkkonzern, einen Spirituosenhersteller, eine eigene Bank, eine Supermarktkette und einen Fußballverein, der sich voriges Jahr sogar erstmals für die Champions League qualifiziert und dort gegen Real Madrid und Schachtar Donezk gewonnen hat.
Moldau hat Angst, dass Russland sich eines Tages Transnistrien komplett einverleibt, wie es Moskau 2014 mit der Krim tat – und auch mit den selbst ernannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine vorhat. Was Russland davon hätte? Wenn Putin einen Landweg von der Krim bis nach Transnistrien schaffen würde, wäre die Ukraine vollständig vom Schwarzen Meer abgeschnitten.
Russland strebe an, bis tief in den Süden der Ukraine vorzustoßen, kündigte Kommandeur Rustam Minnekajew an. Die vollständige Kontrolle über die Südukraine würde Russland Zugang zu Transnistrien verschaffen, das würde die gesamte Küstenlinie der Ukraine abschneiden, die russischen Streitkräfte könnten Hunderte von Kilometern weiter nach Westen vordringen.
Noch bedrohlicher aber als die strategischen Erwägungen des Militärs empfanden die Moldauer die Bemerkung Minnekajews, es gebe „Hinweise auf eine Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung“ in Transnistrien – denn genau mit diesem Vorwand begründet der Kreml auch seinen immer nur als „militärische Operation“ bezeichneten Angriff auf die Ukraine.