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Palästinenser bauen Luxussiedlung

Zwischen Ramallah und Nablus entsteht Rawabi – eine palästinensische Luxussiedlung.

Die größte Baustelle Palästinas liegt auf einem unwirtlichen Hügel im Westjordanland, zwischen Ramallah und Nablus. Rawabi heißt diese erste am Reißbrett geplante palästinensische Stadt. In sieben Jahren sollen hier in 23 Wohngebieten bis zu 40.000 Menschen leben, die ersten 600 Familien werden bereits 2014 ihre Wohnungen beziehen.

Wo noch vor wenigen Jahren Schafe und Ziegen weideten, entstehen heute Schulen, Kindergärten, Parks, Spielplätze und natürlich eine Moschee – und eine Kirche. Immerhin elf Prozent der bisherigen Käufer sind nämlich Christen.

120 Quadratmeter kosten in Rawabi heute 114.000 Dollar. Für die 16 Penthouses mit ihrem atemberaubenden Blick bis nach Tel Aviv muss man dann schon mal über eine halbe Millionen Dollar auf den Tisch legen. Für viele Palästinenser ist das unerschwinglich, aber vergleichbarer Wohnraum in Ramallah ist immer noch zehn bis 20 Prozent teurer.

Wenn man den Werbefilmen und Fresken im futuristischen Showroom glaubt, dann sind die Palästinenser ein elegant gekleidetes Volk von gut rasierten Männern im Anzug und größtenteils unverschleierten Frauen, die nach Feierabend in riesigen und tipptopp aufgeräumten Wohnzimmern mit Flachbildfernsehern an der Wand auf eleganten modernen Möbeln sitzen, um mit ihrem iPad zu spielen.

Baschar al-Masri will von dem Vorwurf der Realitätsferne nichts wissen. Der Palästinenser hat Rawabi erträumt und sich dann zielsicher darangemacht, seinen Traum umzusetzen.

Wenn er palästinensische Familien im Showroom beobachte, überwiege stets der Unglaube, sagt Masri. „Sie gehen da durch und sie sehen, was wir da für sie geplant haben, und sie glauben nicht, dass es für sie sein kann. Sie denken, der Standard sei zu hoch für sie, das sei alles viel zu modern, viel zu gut. Wir müssen doch ein schlechtes Leben unter der Besatzung führen, denken sie.“

Vieles laufe jedoch nicht so wie geplant, weder die israelische noch die palästinensische Regierung würden ihre Versprechen einhalten, und 70 Prozent seiner Zeit verbringe er damit, irgendwelche Genehmigungen zu erstreiten. Noch immer ist die Wasserversorgung durch die israelischen Wasserwerke ungeklärt.

Mindestens einmal pro Woche werden die Bauarbeiten eingestellt, weil das Wasser zum Anrühren des Betons fehlt. Manchmal würden Tankwagen eingesetzt. „Aber das ist wahnsinnig teuer“, ärgert sich Masri. Die größte Sorge aber mache ihm immer noch die Zufahrtstraße: Weil die geplante Route auf den Hügel zu einem Teil durch das von Israel verwaltete so genannte „C-Gebiet“ des Westjordanlands führen müsste, hat er noch immer keine Erlaubnis für den Bau der Straße. Heute erreicht man Rawabi nur über eine einspurige Serpentinenstraße, deren Betriebsgenehmigung jährlich erneuert werden muss.

Ausgerechnet die Palästinenserbehörde hat eine Zusage zurückgezogen, mit 150 Millionen Dollar öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen in Rawabi zu finanzieren. Masri musste nun auch die Rechnungen für Feuerwehr, Schulen, das Abwassersystem und die Infrastruktur für die Wasserversorgung begleichen.

Wenn es nach dem in Nablus geborenen Baschar al-Masri geht, entsteht auf jenem Hügel im Westjordanland nicht nur irgendeine Stadt, sondern die Zukunft Palästinas.

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