Schlagwort-Archive: Religion

Das neue Vatikan-Video irritiert

In dem nicht mal zweiminütigen Film kann man leicht den Eindruck gewinnen, der Papst behaupte, alle Religionen seien gleichermaßen Wege zu Gott und alle Religionen meinten letztendlich das gleiche: „Ich glaube an die Liebe“.

Das Video suggeriert, dass die Angehörigen verschiedener Weltreligionen Dinge unterschiedlich sehen, aber für alle gilt, dass sie Kinder Gottes sind, dass sie Gott zwar auf verschiedenen Wegen finden, aber im Wesentlichen doch übereinstimmen, weil sie alle an die Liebe glauben.

„Gott ist die Liebe“, lehrt das Neue Testament (1. Joh. 4, 8). Und in diesem Kontext Das neue Vatikan-Video irritiert weiterlesen

Die tödliche Gefahr der Karikaturen

Humor ist, wenn man über sich selbst lacht. Wer die Identität anderer Menschen lächerlich macht, spielt mit dem Feuer. Juden verbunkern sich in Israel, weil in der muslimischen Welt ständig Karikaturen  und antisemitische Propaganda die Runde macht. Sie zerstören jegliches Vertrauen zueinander. Antisemitische Bücher gehören in den islamischen Ländern zu den Bestsellern.

Für was sind eigentlich Hollande, Merkel, Abbas, Netanjahu und Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita in Paris auf die Strasse gegangen? Die tödliche Gefahr der Karikaturen weiterlesen

Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen ähnelt sich – zugleich gibt es aber auch Unterschiede

Die sogenannte „Goldene Regel“ ist sowohl bei Juden und Christen als auch bei Muslimen bekannt; jedoch wird sie in den drei Religionen unterschiedlich definiert:

Im Judentum heißt sie: „Tue nicht anderen, was du nicht willst, dass sie dir tun.“ (Rabbi Hillel, Sabbat 31a). Sie hat ihre Basis im 3. Mose 19,18: „Du sollst Der Glaube von Juden, Christen und Muslimen ähnelt sich – zugleich gibt es aber auch Unterschiede weiterlesen

Mohammed statt Krippenspiel, Buddha statt Arche Noah

Der neue Lehrplan 21 verschiebt die Werte des traditionellen Religionsunterrichts und katapultiert alle Weltreligionen ins Zentrum. Das Christentum verliert seine Sonderstellung. Schon Knirpse im Kindergarten und der ersten Klasse sollen bedeutende Gestalten aus verschiedenen Religionen kennen – neben Jesus auch Mohammed und Buddha. So steht es im neuen Lehrplan, der Ende 2014 in allen Mohammed statt Krippenspiel, Buddha statt Arche Noah weiterlesen

Laut einer Studie kann nur ein kleiner Teil der Konfessionslosen ihren Unglauben rational begründen

Unglaube sei vielmehr eine Gewöhnung an das Vordergründige, fehlende Anschauungsbeispiele für gelebten Glauben und mangelnde Anlässe zum Ausprobieren von Gottvertrauen.

Folgende vier Gruppen von Nichtreligiösen haben die Forscher unterscheiden können:

1) Atheismus aufgrund eines fehlenden Vorstellungsvermögens für eine höhere Wirklichkeit

2) Gleichgültigkeit gegenüber Religion aufgrund des Gefühls andauernder existenzieller Sicherheit

3) fehlende kulturelle Anregungen für religiöse Rituale und Symbole

4) begründeter Atheismus

„The origins of religious disbelief“ https://psychology.as.uky.edu/sites/default/files/Norenzayan%26Gervais_2013%20TiCS_0.pdf

Die Weltbevölkerung ist in den vergangenen 40 Jahren religiöser geworden

In sieben Jahren werden 90 Prozent der Weltbevölkerung religiös sein.

Die Hauptursache ist das Aufblühen der Religion nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa sowie im bevölkerungsreichsten Land, China. Dort wollte die maoistische Kulturrevolution von 1966 bis 1976 jegliche Religion ausmerzen, doch ab 1979 erwachte das geistliche Leben erneut. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Zentrums für Studien der globalen Christenheit (South Hamilton bei Boston/US-Bundesstaat Massachusetts).

1970 waren annähernd 82 Prozent der Weltbevölkerung Anhänger einer Religion. Bis 2010 stieg der Anteil auf 88 Prozent. Wenn die Entwicklung fortschreitet, wird 2020 fast 90 Prozent der Weltbevölkerung einer Religion angehören.

Das 20. Jahrhundert hat zudem eine starke Verlagerung der Christenheit vom Norden in den Süden der Erde erlebt. Das ehemalige christliche Abendland liegt damit nicht im weltweiten Trend.

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Demokratie und Islam

Laut dem Islamwissenschaftler Carsten Polanz vom Institut für Islamfragen lassen sich drei verschiedene Strömungen ausmachen, die von der totalen Ablehnung der Demokratie als einer verderblichen Erfindung des Westens über die Nutzung demokratischer Rechte und Freiheiten zur schrittweisen Islamisierung der Gesellschaft bis hin zur Forderung nach einer klaren Trennung von Staat und Religion reichen. Vertreter dieser Forderung leben allerdings bis heute in vielen islamischen Ländern gefährlich und haben bisher an den großen theologischen Institutionen keinerlei Einfluss.

Abu al-Ala al-Maududi (1903-1979), der Gründer der bis heute vor allem in Pakistan einflussreichen islamistischen Bewegung „Jama’at-i Islami“, beschrieb die Demokratie als „Satanswerk“. In Anspielung auf den bereits im Alten Testament beschriebenen Sündenfall schrieb er: „Was tat Satan? Satan flüsterte den ersten Menschen ein, er könne die Gesetze Allahs missachten und seine eigenen Pläne verfolgen. Und genau dies tut der Westen im Namen der Demokratie. Er sagt den Menschen: Es ist nicht nötig, dass ihr dem göttlichen Gesetz gehorcht, ihr könnt eure eigenen Menschengesetze machen, indem ihr abzählt, wie viele mit euren Plänen einverstanden sind. Dies ist eine tödliche Gefahr, die der Islam bekämpfen muss, nicht nur auf seinem eigenen Gebiet, sondern auf der ganzen Welt.“

Sayyid Qutb (1906-1966), definierte islamische Freiheit als „Ablehnung aller Arten und Formen von Systemen, die auf dem Konzept der Souveränität des Menschen basieren“. Für Qutb war daher jedes System, „in dem die letzte Entscheidung auf Menschen zurückgeführt wird und in dem die Quellen der Autorität menschlich sind“, abzulehnen. Nach seiner Interpretation steht ein solches System im krassen Widerspruch zum Islam, in dem die Menschen allein Gott und nicht anderen Menschen dienen sollen.

Eine zunehmende Zahl von Islamisten hat jedoch in den letzten Jahren erneut einen Strategiewechsel vollzogen. Sie verweisen vor allem auf den Aufruf zur „Beratung“ (arabisch „Schura“) in Sure 3,159, um ihre häufig sehr vagen Vorstellungen von Demokratie als urislamisches Konzept darzustellen. Führende Islamisten  ziehen es heute vor, die Freiheiten und Möglichkeiten der Demokratie zur schrittweisen Durchsetzung islamischer Werte und Rechtsvorstellungen zu nutzen. Um muslimische Vorbehalte gegenüber der Demokratie zu überwinden, schlägt al-Qaradawi vor, dass „jedes Gesetz, das den unanfechtbaren Bestimmungen des Islam widerspricht, null und nichtig ist.“

Al-Qaradawi ist eine Gallionsfigur für die Mainstream-Islamisten.  Al-Qaradawi propagiert eine Islamisierung des westlichen Demokratie- und Menschenrechtsverständnisses, indem die muslimischen Aktivisten die westlichen Institutionen und Begriffe nicht grundsätzlich ablehnen, sondern mit neuem Inhalt füllen.

Der iranische Philosoph Abdulkarim Soroush setzt sich heute für eine Trennung von Staat und Religion ein. Nachdem er anfangs ein Verfechter der islamischen Revolution und Mitarbeiter Khomeinis war, spricht er sich heute deutlich gegen die „religiöse Diktatur“ der Mullahs und für eine „religiöse Demokratie“ aus. Der Koran ist für ihn nur noch in religiösen Dingen unfehlbar, der Zweifel am umfassenden Vorbildcharakter Muhammads kein Tabu mehr. Jeder Bürger soll nach den moralischen Grundsätzen seiner Religion leben dürfen, ohne vom Staat per Gesetz dazu gezwungen zu werden. Einflussreiche Ayatollahs werfen Soroush bereits Abfall vom Glauben vor. Immer wieder wurden seine Vorlesungen von Schlägertrupps gestürmt. Der Staat sprach ein Lehr- und Publikationsverbot aus. Einen Zivilstaat anstelle des Religionsstaates wünschen sich vermutlich auch die meisten jungen Leute, die die Revolutionen in Tunesien und Ägypten begonnen und getragen haben, die aber politisch kaum organisiert sind und deshalb bei Wahlen schlechte Chancen haben. mehr Informationen