Im Nahen Osten droht ein Krieg der Religionen. Zwei Jahre nach dem Beginn des Volksaufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al Assad wirkt der Bürgerkrieg in Syrien zunehmend auch als Katalysator einer blutigen regionalen Konfrontation zwischen Sunniten und Schiiten. Die Konflikte zwischen den beiden großen islamischen Glaubenslagern schwelen seit langem.
In Katar goss der prominente Prediger Yussef Qaradawi neues Öl ins Feuer und rief die Sunniten aller Welt zum Dschihad gegen das Regime in Damaskus und seine Hisbollah-Helfer auf.
Im Irak dreht sich die Spirale der Gewalt wieder heftig. Allein im Mai wurden nach UN-Angaben durch Attentatsserien zwischen Schiiten und Sunniten 1045 Menschen getötet und 2400 verletzt.
Nun geriet erstmals auch die Hisbollah-Hochburg Baalbek in der libanesischen Bekaa-Ebene unter Raketenbeschuss. Auch in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli, die überwiegend von Sunniten bewohnt wird, beschießen sich Anhänger und Gegner Assads seit zehn Tagen mit schweren Waffen. Hier haben mittlerweile 30 Menschen ihr Leben verloren.
In Katars Hauptstadt Doha warf der Prediger Yussef al Qaradawi, der als geistlicher Patron der Muslimbruderschaft gilt, dem Iran vor, er plane weitere Massaker an Sunniten.
Die Hisbollah und den Iran bezeichnete der 86-jährige Hardliner als „Feinde des Islam“ und nannte sie „schlimmere Falschgläubige als Christen und Juden“.
Sunniten bezeichnen ihre schiitischen Gegner als „Dreck“ und als „Hunde“. Prediger betiteln die Hisbollah, was übersetzt „Partei Gottes“ heißt, als „Partei des Teufels“.
Umgekehrt verspotten schiitische Kämpfer die Sunniten als „Ratten“ oder als „Beduinen“, was sie als primitiv und zivilisatorisch rückständig denunzieren soll.