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Wiedererstehung vom Traum des islamischen Kalifats

Im letzten Monat veröffentlichte der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ali Khamenei, sein Manifest zum „Aufbau der neuen islamischen Zivilisation in den nächsten vier Jahrzehnten“.

Khameneis Argumentation spiegelt die Analyse wider, die der verstorbene sudanesische Islamist Hassan al-Turabi auf seinem ersten „Popular Arab and Islamic Congress“ (PAIC) vornahm, den er im April 1991 in Khartoum präsidierte, schreibt Amir Taheri auf aawsat.com.

Das Manifest basiert auf der Annahme, dass die ursprüngliche islamische Zivilisation, die während des Kalifats von Ali ibn Abi Talib in Medina und später in Kufa in voller Pracht glänzte, fast vollständig von inneren und äußeren Feinden zerstört wurde und daher vollständig neu aufgebaut werden muss.

Es mag ein Zufall sein, dass das Manifest von Khamenei fast genau 28 Jahre nach dem Treffen von Khartoum veröffentlicht wurde, an dem über 500 führende islamistische Theoretiker und Aktivisten aus der ganzen Welt teilnahmen. Die Männer, die sich bei PAIC versammelten, hatten eine Frist von 30 Jahren festgelegt, damit ihr Traum verwirklicht werden sollte, die Welt gemäß ihrer Vision vom Islam neu zu gestalten.

Das PAIC-Programm enthielt ehrgeizige Ziele, darunter die Eliminierung Israels, den Zusammenbruch der Vereinigten Staaten nach dem Zerfall des Sowjetimperiums und die Einrichtung „wahrhaft islamischer“ Regime in allen 57 Ländern, in denen damals der Islam eine Mehrheitsreligion war. Wiedererstehung vom Traum des islamischen Kalifats weiterlesen

Die Gründung des Kalifats ist eine Pflicht für alle Muslime

Auszüge von Sheikh Ata Bin Khalil Abu Al-Rashtah, Amir von Hizb ut Tahrir

Irgendeine Organisation, die an einem Ort das Kalifat verkünden möchte, muss dabei die Methode des Gesandten Allahs befolgen. Dazu zählt, dass die Organisation eine deutlich sichtbare Macht an diesem Ort besitzen muss, mit dem sie den Schutz und die Sicherheit dieses Ortes nach innen wie nach außen wahren kann. Auch muss Die Gründung des Kalifats ist eine Pflicht für alle Muslime weiterlesen

ISIS verstehen sich als die Muslime schlechthin

  • Wer Abu Bakr al-Bagdadi nicht als Kalifen anzuerkennt ist ein Apostat (Abgefallener)
  • Neun Männer gekreuzigt – einer überlebte
  • Unverheiratete Mädchen für den sexuellen Dschihad
  • Jerusalem ist das Ziel

Am ersten Tag des Fastenmonats Ramadan, hatte Abu Bakr al-Baghdadi, der Anführer der Isis-Milizen, sein Kalifat ausgerufen. Isis, der «Islamische Staat im Irak und in Syrien», heiße fortan nur noch «Islamischer Staat», er selbst nennt sich Kalif Ibrahim. Alle Muslime der Welt, so ließ Baghdadi verkünden, schuldeten ihm fortan Gefolgschaft. Die Idee von der Einführung der islamischen Herrschaft und der Errichtung eines Kalifats auf Erden ist nun nicht mehr nur Gerede, es ist Aktion. Viele Sunniten, die sich von der Regierung des schiitischen Premiers Nouri al-Maliki unterdrückt und verfolgt sehen, schlossen sich Isis an – oder verfolgten ihre Erfolge mit Zustimmung.

«Die Bande von Baghdadi lebt in einer Fantasiewelt. Sie machen sich etwas vor. Sie wollen einen Staat errichten, aber haben nicht die Mittel dazu», kritisierte ein Sprecher der islamistischen Armee des Islam in Syrien: «Man kann keinen Staat schaffen durch Plündern, Sabotage und Bombenanschläge.» Das von der Terrorgruppe ISIS ausgerufene Kalifat wird von islamischen Geistlichen in aller Welt abgelehnt. In den Medien bezeichneten sie Baghdadi als vom Glauben abgefallen.
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Gewaltorgien, Unterdrückung und eine bequeme Opferrolle – solange sich die islamischen Gesellschaften daraus nicht befreien wollen, können ihnen auch keine internationalen Institutionen dabei helfen

Das schreibt Ednan Aslan auf derStandart. Weiter sagt er:

Die Muslime sind aus ihren inneren Verhältnissen heraus nicht in der Lage, die andauernde Gewalt zu beenden und ihren Ursachen auf den Grund zu gehen.

Stattdessen klammert man sich an die alte und bewährte Opferargumentation, der zufolge die Ursachen des Übels in der Einmischung des Westens oder des dämonisierten jüdischen Staates liegen.

Es gibt unzählige Beispiele, die den Schluss nahelegen, dass solch naive Erklärungsangebote dazu angetan sind, sich der eigenen Verantwortung für die miserable Lage der muslimischen Welt zu entziehen. Muslimische Intellektuelle, die meinten, dass die Krise auf die Ignoranz und Opferparanoia der Muslime zurückzuführen sei, wurden als Verräter denunziert und mundtot gemacht oder aus ihren Ländern vertrieben.

Man muss den Ursachen der Gewalt auf den Grund gehen, die gleich nach dem Ableben des Propheten Mohammed ausbrach und die den in den islamischen Ländern vorherrschenden erstarrten und aggressiven Grundton bis zur Gegenwart prägt und weiter prägen wird.

Mehmet Ozan Aşık und Aykan Erdemir sind in einer im Jahr 2010 veröffentlichten Studie zum radikalen Diskurs in Ägypten dieser Frage nachgegangen und zu dem Ergebnis gelangt, dass die Muslime unter einem „Verwestlichungstrauma“ leiden, das es ihnen verunmöglicht, sich mit ihrer Krise sachlich und frei von Polemik und Emotionen auseinanderzusetzen.

Auf dieser Grundlage versucht der radikale Diskurs, den Einfluss der westlichen Zivilisation als Ursache der miserablen Lage und die westliche Moral als Gefahr für die Muslime darzustellen. Gleichzeitig, so Aşık und Erdemir, würden die Muslime an einer kulturellen Schizophrenie leiden – noch immer kämpften sie darum, zwischen einer immer stärker westlich orientierten Lebenswirklichkeit und ihren überidealisierten Vorstellungen einer islamischen Gesellschaft eine eigene Identität zu finden. An dieser Schizophrenie, die ein hohes destruktives Potenzial in sich trägt, würden die Muslime letztlich auch zerbrechen.

Viele Kommentatoren vertreten die Position, dass die Muslime Opfer internationaler Mächte seien, und streiten jegliche Eigenverantwortung für die aktuellen Entwicklungen in den islamischen Ländern ab.

Es gibt in muslimischen Kreises sehr wohl Bemühungen um eine Lösung. Die jüngsten Vorschläge beruhen auf drei Hauptkonzepten.

1. Das erste sieht den Ausweg aus der Krise in der Rückkehr zum Koran und zur Lebensweise des Propheten. Mohammed Morsi, der verhaftete Präsident Ägyptens, ist ein Vertreter dieser Position. In einer Rede, die derzeit als Manifest verbreitet wird, sagte er: „Der Koran ist unsere Verfassung, der Prophet Mohammed unser Führer, und der Jihad ist unser Lebensweg.“ Mit diesem idealistischen Konzept versuchen die Muslime seit über 100 Jahren, eine Gesellschaft zu gestalten, und überall scheiterte dessen Verwirklichung an der Lebenswirklichkeit der Muslime – weil nämlich deren Führungspersonen den großen Anspruch erhoben, im Namen Gottes zu sprechen, und damit einen offenen und freien Diskurs bereits im Keim erstickten.

2. Gemäß der zweiten Vorstellung liegt die Rettung der Muslime in der Wiederherstellung des Kalifats als Hort des Widerstands gegen die westliche Übermacht.

3. Eine dritte Lösung sahen Gruppen im bewaffneten Kampf gegen Diktaturen in den islamischen Ländern, die die Muslime verraten hätten.

Keine dieser Positionen war imstande, eine nachhaltige Lösung herbeizuführen, sondern zog stets eine weitere Radikalisierung der muslimischen Gesellschaften nach sich.

Die Lösung der Miseren liegen aber in der Hand der Muslime selbst. Wenn sie weiter unfähig bleiben, sich diesen Herausforderungen zu stellen, um Gewalt und Unterdrückung in ihren eigenen Ländern zu beenden, dürfen sie von keiner internationalen Institution Hilfe erwarten.

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