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Ein Schamane stört die Ordnung in Rapperswil-Jona

Er nennt sich Schamane, Jesusverehrer, Steinskulpteur: Nedim (36), der bosnische Aussteiger. Sein «Vergehen» ist, dass er am See in Jona haust und skurrile Steinwesen kreiert.

Seit einigen Sommern kommt Nedim, der 1998 aus Bosnien in die Schweiz eingereist ist, ins Freizeitgebiet Stampf in Jona und vergrault mit seiner frommen und zurückgezogenen Selbstverwirklichung immer wieder Leute. Die Polizei hat ihn schon mehrmals weggewiesen und mit Busse gedroht. Doch der Mann bleibt, sagt, dass das Gute nicht immer dem Bösen weichen dürfe. Er sei berufen, standzuhalten.

Der Grossteil der Leute, die im Stampf ihre Freizeit verbringen freuen und amüsieren sich über den Sonderling: «Lasst ihn, der tut doch niemandem etwas zuleide.» Er und seine Steinskulpturen sind zu beliebten Fotosujets geworden. Dass auch noch Leute mit Urnen kommen und in den vergänglichen Steinwesen einen mythischen Ort für ewige Ruhe sehen, zeigt die Kontroverse, die ein Schamane verursachen kann.

Nedims Paradies im Joner Stampf ist unbestritten ein idyllischer Ort. Der passende Ort, um seine Vorstellung von einem von gesellschaftlichen Normen befreiten Leben zu leben. Einem Leben in Gottes freier Natur, mit Beten und Verzicht auf jeden Komfort. Seit einigen Sommern kommt Nedim, hierher auf seine Steininsel. «Es gibt Menschen, denen mein Leben offensichtlich sauer aufstösst», erzählt der Überlebenskünstler, dessen Kunst es ist, mit Steinen und angeschwemmtem Holz skurrile Gebilde zu erschaffen.

Der grösste Teil der Spaziergänger, Bötler und Badegäste freuten sich über die sonderbaren Skulpturen. «Es ist, als ob er das Inseli mit Steinwesen bevölkert und in einen mythischen Ort verwandelt.» «Bestattung inmitten vergänglicher Kunst.» Das muss dem Mann durch den Kopf gegangen sein, der mit der Asche seines Hundes ankam und sie über die Steinwesen verstreute. Dasselbe tat eine ältere Dame, die sich entschlossen hatte, sich endlich von der Urne ihres verstorbenen Sohnes zu trennen.

«Es gibt Tage mit vielen negativen Einflüssen. Gestern war so einer», philosophiert er. Leute hätten gemotzt, die Polizei sei gekommen und dann habe auch noch der Sturm getobt. Zu viel für den Sinnsuchenden. Er ist zum Übernachten in die Jugendherberge in Jona ausgewichen. Die Polizei hat ihm klargemacht, dass Zelten und Campieren verboten ist und ihm 50 Franken Busse angedroht. «Sie hat gefragt, weshalb ich nicht in Winterthur bleibe, wo ich herkomme.» Dass Winterthur keinen See hat, ist für die Polizei kein Argument. Leute, die im Stampf picknickten verstehen nicht, dass der Mann stören soll. Er habe ja kein Zelt und im Freien schlafen sei doch nicht verboten. Aber gemäss Auslegung der Polizei ist der Aufenthalt von Nedim durchaus als Campieren zu werten, auch ohne Zelt. Es sei verständlich, dass der Mann mit seinem Verhalten und seiner Erscheinung auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung präge. Für Aussteiger muss das wohl heissen: Aus! Amen!

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