Schlagwort-Archive: Frankreich

Die Zukunft der Kirche

Zwei wichtige Neuerscheinungen auf dem französischen Buchmarkt widmen sich dem Phänomen einer möglichen Zukunftsträchtigkeit der katholischen Kirche in den kommenden Jahrzehnten. Während Guillaume Cuchet bang die Frage stellt „Hat der Katholizismus noch eine Zukunft in Frankreich?“ („Le Catholicisme a-t-il encore de l’avenir en France?“, E´ ditions du Seuil, 2021), verkündet Chantal Delsol schon lakonisch „Das Ende der Christenheit“ („La fin de la Chre´ tiente´ “, E´ ditions du Cerf, 2021). Die Zukunft der Kirche weiterlesen

Gewaltdrohungen bei prozession in Frankreich

Teilnehmer wurden beschimpft und bedroht. Es sind Sätze gefallen wie: „Ich schwöre auf den Koran, dir die Kehle durchzuschneiden“.

Im Pariser Vorort Nanterre berichtete die Pariser Zeitung „Le Figaro“ über den Vorfall vom Mittwoch 8. Dezember. Unter der Überschrift „‚Ich schwöre auf den Koran, dir die Kehle durchzuschneiden‘ – In Nanterre werden Katholiken während einer Prozession Opfer von Drohungen“ schilderte „Figaro“, dass die rund 30 Gläubigen aus zwei Pfarreien von ungefähr zehn Personen angegriffen worden waren. (Die Polizei schreibt von 3 Angreifern.) „Während der hitzigen Auseinandersetzung kam es zu Beschimpfungen und Drohungen gegen anwesende Geistliche und Gemeindemitglieder, so dass die Organisatoren die geplanten Stationen entlang der Strecke aufgeben mussten, um schneller zum Ankunftsort der Prozession zu gelangen.“  Gewaltdrohungen bei prozession in Frankreich weiterlesen

Europa wird nicht mehr ernst genommen

Das zeigt der Deal über Atom-U-Boote für Australien.

Es war eine schon fast brutale Lehrstunde in Geopolitik, die in erster Linie Frankreich, aber in der Folge auch der Europäischen Union gerade verpasst worden ist. In einem geheimen Deal zwischen Australien, den Vereinigten Staaten und Großbritannien wurde eine geplante französische Lieferung konventionell angetriebener U-Boote an Canberra gestrichen und durch ein ähnliches Geschäft ersetzt, nun allerdings mit atomar getriebenen U-Booten aus der Waffentechnologie der USA und Britanniens. Europa wird nicht mehr ernst genommen weiterlesen

Angriff auf eine katholische Prozession

Angriff auf eine katholische Prozession in Paris am 29. Mai 2021. 

Der Erzbischof von Paris hat den brutalen Anschlag von Mitgliedern der „Antifa“ und anderen Linksextremisten auf Katholiken in Paris scharf verurteilt.  Michel Aupetit sagte am 30. Mai, er bedaure  die „Wut, Verachtung und Gewalt“, die sich gegen die Gruppe von rund 300 Katholiken, darunter Kinder und ältere Menschen, richtete, die am „Marsch der Märtyrer“ teilnahmen.  „Wir sind beunruhigt, dass das, was wir predigen – ein Gott der Liebe – so viel Hass, so viel Wut hervorrufen kann„, sagte er. „Letzte Nacht gab es hier eine Demonstration von Wut, Verachtung und Gewalt.“  Angriff auf eine katholische Prozession weiterlesen

Das Leiden der Ex-Muslime

Muslime, die zum Christentum konvertiert sind, führen in Frankreich ein Schattendasein im Namen Christi. Sie sind von ehemaligen Glaubensgenossen bedroht, zum Teil verfolgt, in jedem Fall ausgestoßen. Über ihr Leiden berichtet kaum jemand, schreibt die Tagespost.

Laut einer neuen Untersuchung des European Center for Law and Justice (ECLJ) leben in Frankreich zwischen 4.000 und 30.000 Ex-Muslime, die sich zum Christentum bekehrt haben. Viele von ihnen werden verfolgt. Diese Ex-Muslime seien nicht nur verbalen Angriffen ausgesetzt, sondern müssten auch um Leib und Leben bangen. Die meisten dieser Christen, die den Islam verlassen haben, führen ein Doppelleben. Für die meisten sei ihre Anwesenheit in einer Kirche nicht denkbar: „Trotz ihres Glaubens können sie es nicht riskieren, die Schwelle einer Kirche zu überschreiten“. Man wohne „einer echten Hexenjagd im Umfeld des islamischen Kommunitarismus bei“, stellt die französische Zeitschrift „L’Incorrect“ fest. Doch an wen können sich diese neuen Christen wenden? Das Leiden der Ex-Muslime weiterlesen

Frankreich Rückschritt für die Religionsfreiheit

Update 22.2.21: Vier von fünf Wählern der bürgerlich-konservativen Mitte halten das Gesetz „zur Stärkung der Prinzipien der Republik“ für ungeeignet, dem Islamismus die Stirn zu bieten. Das mag auch daran liegen, dass es nicht die Unterschiede zwischen den Religionen benennt und schon gar nicht auf die christliche Grundierung einer freiheitlichen Gesellschaft, mithin der Republik Frankreich eingeht. Allah möge groß sein, sagen sie sich, aber nicht bei uns. Das Gesetz von 1905, das die Trennung von Staat und Religion regelt, hat sich grosso modo bewährt. Und zwar weil das Christentum nicht als solches die Politik bestimmt, sondern über einzelne Personen, die auch die Freiheit der anderen Individuen respektieren. Wer aber dem Islam den Rücken kehrt, riskiert sein Leben. Dennoch tun es 15 Prozent der jungen Leute aus muslimischen Familien heimlich. Die Regierung Macron kann mit ihrer Sowohl-als-auch-Politik bei Sachthemen Kompromisse finden. Beim Islamismus wird diese Methode zum Bumerang.

Update 17.2.21: Das französische Parlament hat am Dienstag 16.2.21 das Gesetz „zur Stärkung der Prinzipien der Republik“ verabschiedet. In der Nationalversammlung stimmten in erster Lesung 354 Abgeordnete für das Gesetz und 151 dagegen. Ende März geht das Gesetz zur zweiten Lesung in den Pariser Senat. Frankreich Rückschritt für die Religionsfreiheit weiterlesen

Welt-Hidschab-Tag

Einem Bericht des französischen Magazins L’Incorrect zufolge protestierten am Vortag des „Welt-Hidschab-Tages 50 Frauen aus ganz Frankreich gegen den Gedenktag, der seit 2013 in 140 Staaten am 1. Februar begangen wird. Sie prangerten den „Welt-Hidschab-Tag“ an, den Tag der internationalen Solidarität mit den verschleierten Frauen, die „vermeintlich Opfer der Unterdrückung im Westen“ seien. Welt-Hidschab-Tag weiterlesen

Wertekodex für Muslime

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den neuen Wertekodex für die Muslime im Land begrüßt. Macron sprach am Montag 18.1.21 bei einem Treffen mit Vertretern des islamischen Dachverbands CFCM von einem „extrem wichtigen Schritt“ und einem klaren Bekenntnis zur Demokratie, wie das Präsidentenbüro in Paris mitteilte. Mit geschätzten fünf Millionen Muslimen hat Frankreich die größte Gemeinde Europas.

Der Dachverband Conseil français du culte musulman schreibt in seiner neuen Grundlagen-Charta unter anderem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen fest sowie die „Vereinbarkeit“ des Islam mit den Werten der französischen Republik. Zugleich erteilt der Verband der „Instrumentalisierung des Islam für politische Ziele“ eine Absage. Die Charta des CFCM muss noch von den einzelnen Mitgliedsverbänden gebilligt werden. Wertekodex für Muslime weiterlesen

Macrons Islam

30.11.20 Der französische Staatspräsident glaubt an einen französischen Islam. Die Republik Frankreich soll das Dach sein, unter dem alle Platz haben und sich auch unterordnen sollen. 

Macron verlangt vom „Kultusrat der französischen Muslime“ (CFCM), einem Dachverband von neun islamischen Vereinen, eine „Charta der republikanischen Werte“. Statt der sechs Monate für die Ausarbeitung, die er Anfang Oktober gewährte, soll der CFCM diese Charta nun bis zum 7. Dezember vorlegen. Es soll eine Art Messlatte für die Loyalität zur Republik sein. Macrons Islam weiterlesen

Ist Meinungsfreiheit ein christlicher Wert?

30.10.20 Die Aussage von Emmanuel Macron bei einer Gedenkfeier des von einem Islamisten enthaupteten Lehrers Samuel Paty zu den Karikaturen empört die muslimische Welt.

Macron sagte: Frankreich werde nicht «auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen». Der Lehrer hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt.

Die Frage ist: Sind beleidigende Karikaturen Meinungsfreiheit und Bestandteil der europäischen (christlichen) Kultur? Ist Meinungsfreiheit ein christlicher Wert? weiterlesen

Frau in der Kirche enthauptet

In der südfranzösischen Küstenstadt Nizza wurde Nadine (†60) in der Kirche Notre-Dame enthauptet. Der Sakristan Vincent (54) wurde durch Messerstiche in den Hals  getötet. Das dritte Opfer war Simone, eine 44-jährige Mutter von drei Kindern. Ihre letzten Worte an den herbeigeeilten Notarzt waren: „Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe.“ 

 

Der mutmaßliche Täter Brahim A. (21) habe «Allahu akbar» («Gott ist größer») gerufen. Er soll aus Tunesien stammen, erst kürzlich über Lampedusa (Italien) nach Frankreich gekommen sein.

Der Vorfall hat sich um etwa 9 Uhr ereignet. Frau in der Kirche enthauptet weiterlesen

Werteverfall in der Türkei

27.10.20 Der Wertverfall der türkischen Währung geht ungebremst weiter. Seit Beginn des Jahres verlor die Lira im Handel mit dem Euro mehr als 40 Prozent an Wert und im Handel mit dem Dollar 35 Prozent. Seit Ende 2017 hat sich der Wert mehr als halbiert.

Zuletzt hat sich das Verhältnis der Türkei zu wichtigen Handelspartnern in der Europäischen Union (EU) zugespitzt, nachdem Erdogan seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron scharf angegriffen hatte. Werteverfall in der Türkei weiterlesen

Wende in Frankreich

Der Mord an einem Lehrer am Freitag 16.10.20 verändert das Verhältnis zum Islam. Neu ist, dass der Anschlag nicht von einer Terroristenorganisation ausgelöst wurde, sondern durch einen Post eines Dritten in den Sozialmedien. Viele sind der Trauerfeiern überdrüssig – und wollen konkrete Schutzmaßnahmen.

27.10.20 Der französische Innenminister Gerald Darmanen soll im Radiosender Europe-1 gesagt haben, dass eine Fatwa gegen den Lehrer ausgesprochen worden sei. Wenn Frankreichs Innenminister Recht hat, dann ist die Definition dessen, was Präsident Macrons dramatisch als „terroristischen Akt“ gewertet hat, nicht korrekt. Es war eine Hinrichtung. Eine Hinrichtung nach dem Urteil eines parallelen Rechtssystems.

Russland wehrt sich gegen die Ausweisung der Tschetschenen: Sie sind dort auf gewachsen, haben dort Bildung und Ausbildung bekommen, sprechen und schreiben auf Französisch. Und es ist Frankreich, das für ihre Erziehung verantwortlich ist, nicht irgendein anderes Land, wohin man sie jetzt deportieren will. Hat Frankreich diese Tschetschenen – die in Russland als Terroristen galten – um die Jahrtausendwende nicht als „Freiheitskämpfer“ bezeichnet? Hat Frankreich ihnen nicht fröhlich seine Gastfreundschaft angeboten?  mehr Informationen

25.10.20 Frankreich zieht nach einer beleidigenden Aussage des türkischen Präsidenten den Botschafter aus Ankara ab. Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor gesagt, Emmanuel Macron gehöre in psychologische Behandlung. Der Streit eskalierte, nachdem Macron dem radikalen Islamismus im Land den Kampf angesagt hatte. Auslöser war die Ermordung eines Geschichtslehrers vor rund einer Woche. «Wir lassen uns nicht auf unnütze Auseinandersetzungen ein und akzeptieren keine Beleidigungen», hiess es aus Frankreich. Man fordere den türkischen Präsidenten auf, den Kurs seiner gefährlichen Politik zu ändern. Erdogan hatte zuvor am Samstag auf einem Kongress seiner Partei AKP in Kayseri in Zentralanatolien gegen «besorgniserregende Anzeichen einer wachsenden Islamfeindlichkeit in Europa» gewettert. Als Beispiel nannte er unter anderem Macron, der nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty vor gut einer Woche dem radikalen Islamismus in Frankreich den Kampf angesagt hatte. Macron wirbt für einen Islam, der «mit den Werten der Republik» vereinbar ist.

20.10.20 Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin sagte in einem Radiointerview: Man sehe an solchen Vereinen, wie der „politische Islam sich mit dem radikalen Islam vereint, was schließlich zum Terrorismus führt. Der politische Islam muss mit derselben Schlagkraft bekämpft werden wie der Terrorismus“. 

Solche klaren Worte hat man bisher aus Politikermund noch nicht gehört. Der Islam kennt die Trennung von Religion und Staat nicht. Indem der Innenminister de facto die Trennung von Politik und Religion fordert, erhebt er diese Forderung auch zum Maßstab für den Integrationswillen der muslimischen Bevölkerung. Die Religion müsse sich dem Gesetz der Republik unterordnen. Wende in Frankreich weiterlesen