sagt der Journalist Martin Durm, der über den arabischen Frühling berichtet. Er macht sich Sorgen über den drohenden Exodus der Christen aus dem Irak und aus Syrien.
Der arabische Frühling entwickelt sich in eine Richtung, mit der er nicht gerechnet hatte. Es bewahrheitet sich, dass in Revolutionen jene Kräfte die Überhand gewinnen, die am besten organisiert sind.
Hauptfeind der sunnitischen Islamisten sind zwar die Schiiten, darunter die Alawiten Syriens. Die Bürgerkriege in Syrien und im Irak sind Schauplatz vom grossen inner-islamischen Konflikt zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Die Christen stehen dazwischen. Sie sind leichte Opfer, weil sie weder im Irak noch in Syrien über Milizen verfügen – und nicht in Stammesverbänden organisiert sind. Christen kann man sozusagen gefahrlos angreifen. Auch bevorzugen Christen eher eine säkulare als eine islamische Diktatur, weil sie so ihren Glauben frei ausüben können. Sie fürchten sich vor einem Szenario à la Irak, wo innert zehn Jahren im muslimischen Konflikt tausend Christen getötet, über eine Million in die Flucht getrieben und siebzig Kirchen niedergebrannt wurden.
Für die Christen ist das Leben im Irak die Hölle, für jene in Syrien zeichnet sich diese ab. Es ist empörend, dass sogar Amnesty, das sonst bei jeder verfolgten Minderheit Alarm schlägt, nicht von Christenverfolgung sprechen will.
Syrien und Irak werden nach Ende der Bürgerkriege weiterhin muslimisch sein. Die christliche Minderheit hingegen, die hier lange vor der Islamisierung schon ansässig war, wird dann praktisch nicht mehr existieren.