Meist nur drei Wochen im Jahr liegt Schnee auf dem Hermon, dem höchsten Berg Israels. Dann nimmt der Wahnsinn seinen Lauf: Verkehrsstaus, Gedrängel und minütliche Crashs auf allen drei Skipisten.
Wenn auf dem Hermon mal Schnee liegt, dann kommen die Israelis in Scharen. Der Mount Hermon ist mit 2814 Metern der höchste Berg Israels. Das Mount Hermon-Skigebiet ist das einzige im Land und auch dort ist Wintersport – wenn überhaupt – manchmal nur zwei Wochen lang möglich. Diese Saison wird es wohl länger sein, wegen eines Sturmes, der einen Haufen Schnee brachte.
Wer sich klarmacht, dass viele Israelis noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben, kann den Wahnsinn in dem Ressort mit drei Sesselliften, zwei roten und einer blauen Piste, besser ertragen. Frauen, Männer, Kinder – an manchen Tagen bis zu 12 000 Menschen – rennen kopflos in der Basisstation zwischen Schaltern umher: Skipässe müssen besorgt werden, viele leihen die gesamte Ausrüstung.
„Israelis können zunächst einmal immer alles. Aber Skifahren definitiv nicht.“ Dieses harte Urteil fällt Elia Sargon, Ex-Manager des Ressorts. Der 62-Jährige hat es mit aufgebaut und seine Entwicklung seit dem Bau des ersten Skilifts vor 42 Jahren verfolgt. Damals gab es in Israel etwa 100 Skifahrer, heute sind es 150 000, weiß er. Der große Mann sitzt in einem Büro und koordiniert über Funk mit Mitarbeitern an den Liften und auf den Pisten, dass alles reibungslos läuft. Sicherheit gehe vor. „Anfänger, die auf rote Pisten gehen, werden von Kontrolleuren auf die blaue geschickt.“ Man erkenne sie schon daran, wie sie aus dem Sessellift aussteigen.
Die Idee ist gut. Nur, sie funktioniert nicht: Überall liegen Ski verstreut auf der Piste, Snowboards jagen einsam den Berg hinunter. Viele telefonieren, um irgendjemandem Bescheid zu geben, dass man gerade am Mount Hermon ist. Unten im Tal, wo sich alle drei Pisten treffen, ist es am Schlimmsten. Denn die meisten können nicht bremsen.
Die Stimmung ist trotzdem bestens. Um vier Uhr schließen die Lifte, manche stecken sich noch Schnee in den Mund und lassen ihn auf der Zunge zergehen, bevor sie losrennen, um als erste am Bus Richtung Parkplatz zu sein.
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