Für 2012 zeichnet sich ein klarer Trend zum Aufbruch ins Private ab. Lieber ein schönes Nachtessen im Kreis der Familie als Überstunden zu Karrierezwecken – dies ist eine der Hauptaussagen der Studie «Hoffnung 2012» von Weiterdenken.ch und Swissfuture mit 5000 Teilnehmern. Dabei zeigt sich, dass das private Umfeld gegenüber dem letzten Jahr an Bedeutung zugelegt hat. «Die Schweizer setzen ihre grössten Hoffnungen in eine intakte Beziehung, eine stabile Familie. Zum ersten Mal ist ein harmonisches Umfeld sogar wichtiger als die persönliche Gesundheit», sagt Studienleiter Andreas Walker.
Im Gegensatz dazu schwindet das Streben nach Profit und Karriere: 48 Prozent der Befragten hoffen für das kommende Jahr auf eine sinnvolle und zufriedenstellende Arbeit. Ein Bonus oder Erfolg am Arbeitsplatz sind nur für 39 Prozent wichtig.
Zuversicht schöpften die Menschen nicht am Arbeitsplatz, sondern in der Familie oder in der freien Natur, so Walker. Der Zukunftsforscher weiss auch, was die Menschen tun, wenn selbst ein Spaziergang die Enttäuschung über unerfüllte Hoffnungen nicht lindert: «Die Situation zu analysieren und mit dem Partner zu sprechen ist beliebt. 14 Prozent trösten sich mit Schokolade.»
Top Ten der grössten Hoffnungsträger 2012
1. Helden des Alltags 53%
2. Ich selbst 44%
3. Ehe-/Lebenspartner 32%
4. Gott 26%
5. Jesus Christus 23%
6. Kinder/Enkel 20%
7. Barack Obama 20%
8. Eveline Widmer-Schlumpf 10%
9. Simonetta Sommaruga 9%
10. Doris Leuthard 8%
2010 setzten die Schweizer ihre Hoffnungen vor allem auf sich selber, heute stehen die Helden des Alltags auf Platz 1. Sind die Menschen weniger egoistisch geworden?
Stefan Schwarz*: Ja, es sieht so aus. Die wirtschaftliche Krise lässt sie näher zusammenrücken. Sie richten sich mehr auf die anderen aus, statt nur sich selbst im Auge zu haben.
Was ist mit Helden des Alltags gemeint?
Das sind unscheinbare Menschen, die ihr schweres Schicksal bewundernswert tragen. Ich denke zum Beispiel an meine Schwägerin: Sie ist alleinerziehende Mutter und hat vor kurzem ihre Arbeitsstelle verloren. Dennoch gibt sie nicht auf. Solche Menschen machen anderen Mut.
Eine glückliche Familie gehört für viele zu den grössten Wünschen. Dennoch sind die Scheidungsraten hoch …
Ich bin gespannt, wie sich die Statistik entwickelt. Wenn die Gesellschaft weniger egoistisch wird, sollte es künftig auch weniger Scheidungen geben.
*Der Psychotherapeut Stefan Schwarz ist Mitglied des Forschungsteams und Geschäftsführer des Instituts für Sinnzentrierte Führung.