Jesus hält den Schabbat, indem er einen Mann heilt, weil der Schabbat dazu da ist, dass ein Mensch wiederhergestellt wird.
Jesus wird in Lukas 14,1-6 am Schabbat zu einem führenden Pharisäer zum Essen eingeladen. Alle achten genau auf das, was Jesus tut. Da kommt ein ungeladener Mann herein, der starke Anschwellungen durch Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe hat, ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Der Mann steht vor Jesus. Was soll Jesus jetzt tun?
Jesus fragt seine Gastgeber: Darf man am Schabbat heilen oder nicht? Ist jetzt eine Heilung in Ordnung? Betroffenes Schweigen. Denn die Pharisäer sind der Ansicht, dass Heilen Arbeit ist und man es am Schabbat nicht tun soll. Anderseits steht in der Bibel nirgends, dass Heilen am Schabbat nicht erlaubt ist.
Auch in der später niedergeschriebenen jüdischen Tradition steht: „Nichts ist am Sabbat verboten, wenn es darum geht, ein Leben zu retten – außer Mord, Ehebruch und Götzendienst“ (Tosefta Sabbat 15,17). Jesus selbst beruft sich auf diesen Grundsatz: „Was ist am Sabbat erlaubt – Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten?“ (Markus 3,4). Rabbi Mattia ben Cheresch schreibt im 2. Jahrhundert: „Jede Beschränkung eines Menschenlebens setzt die Sabbatgebote außer Kraft“ (Mischna Joma 8,6).
Jesus beantwortet die Frage, indem er den Mann heilt. Seine Begründung ist, dass jeder seinen Sohn oder Ochsen sofort aus dem Brunnen ziehen würde, wenn er an einem Schabbat hineinfällt, obwohl die Bewegung der Essener in Qumran den Grundsatz hatte: „Wenn ein Tier am Sabbat in eine Grube fällt, darf man es auf keinen Fall dort herausholen“ (Damaskusschrift 11,13-14). Später wird im Talmud das Problem so gelöst: „Rabbi Juda sagte in Rabs Namen: Wenn ein Tier in eine Grube fällt, kann man Kissen und Decken herbeibringen und in die Grube werfen, und wenn es dann von selbst hinausklettern kann, dann klettert es hinaus“ (Talmud Joma 85 b).
Jesus weist auf den Kern des Schabbat hin: Der Mensch soll wiederhergestellt werden (Markus 2,27). Der Schabbat ist ein Zeichen der Gegenwart und Herrschaft Gottes (2.Mose 31,13). Das wird erfahrbar, wenn ein Mensch am Schabbat geheilt und heil wird (Johannes 7,23). Jesus erfüllt damit den Schabbat (Matthäus 5,17).
Jesus hat vorgelebt, dass Gott an jedem Tag hilft. Jesus sucht am Schabbat nicht nach einem Anlass zum Heilen, wenn sich aber die Situation ergibt, schickt er auch niemanden weg. Denn Gott beschenkt uns an jedem Tag.
Das ist ein Impuls aus unseren Entdeckungen in einer ergebnisoffenen Bibelstudiengruppe. Wir sind auch offen für neue Teilnehmer im Linthgebiet (siehe Inspirierendes Bibelstudium). Gern gestalte ich auch Bibeltage an anderen Orten.