Russland profitiert von westlicher Zurückhaltung

Derzeit profitiere die russische Seite davon, dass die Lieferungen aus dem Westen nur in geringen Stückzahlen in die Ukraine kommen. Die Lieferung moderner Waffen aus dem Westen und die zahlenmäßige Überlegenheit der ukrainischen Armee durch die allgemeine Mobilmachung bergen enorme Risiken für Russland. „Bis zum Ende des Sommers kann die Lage an den Fronten dramatisch werden.“

Ruslan Puchow, Direktor des Zentrums für die Analyse von Strategien und Technologie, sprach in einem Interview über die Probleme der russischen Streitkräfte.

Ein großes Problem ist die moderne Ausrüstung aus dem Westen, die Kiew erhält, im Vergleich zu der alten sowjetischen Ausrüstung der russischen Streitkräfte. In der Praxis verfüge Russland über keine Kampfflugzeuge der 5. Generation, wie die F-35. Dazu kommt ein Mangel an Hochpräzisionswaffen und modernen Zielvorrichtungen. „Wir haben keine Luftüberlegenheit.“

Am Boden arbeiten die Russen mit veralteten T-72 Panzern. Auch den T-90 nennt Puchow nur einen „getunten T-72„. Die Innovationen der Rüstungsindustrie sind nicht bei der Truppe angekommen. Puchow beklagt, dass Russland als erstes Land aktive Schutzsysteme für Panzer entwickelt hat, die angreifenden Raketen abfangen können, die Panzer heute aber nicht damit ausgestattet sind. „Die Erfahrungen aus den Militäroperationen in der Ukraine haben gezeigt, dass ein Panzer ohne aktives Schutzsystem auf dem Schlachtfeld überhaupt nicht mehr überlebensfähig ist.“

Das gleiche Bild bei der Artillerie. Die Ukraine habe gelernt, ihre alten sowjetischen Geschütze in Verbindung mit kommerziellen Drohnen einzusetzen. „Im Falle eines Artillerie-Duells sind sie uns oft überlegen.“ Bislang stehe den ukrainischen Streitkräften die westliche Ausrüstung nur in „homöopathischen Dosen“ zur Verfügung. Doch wenn die Zahl der Geschütze wächst, werden die ukrainischen Systeme bei einem Artillerieduell „in der Lage sein, unsere Batterien zu zerstören, und das russische Gegenfeuer wird das Ziel einfach nicht erreichen“.

Der Verlauf des Krieges habe die Bedeutung von Präzisionswaffen gezeigt. Man könne Hunderte oder Tausende von ungelenkten Geschossen abschießen, so Puchow, doch all das würde durch zwei gelenkte Raketen, die das Ziel genau treffen, ausgeglichen. Gerade gegen verbunkerte Stellungen, die nur mit einem genauen Treffer ausgeschaltet werden können, sind ungelenkten Geschosse weitgehend unwirksam. „Die Methoden des Ersten Weltkriegs funktionieren nicht, vor allem, wenn man dem Feind bei der Infanterie nicht überlegen ist.“ Doch der russischen Seite mangelt es Aufklärungsgeräten und einer großen Zahl an Präzisionswaffen.

„Die Gesamtzahl der Waffen und Ausrüstungen, die in den Armeen des gesamten NATO-Blocks im Einsatz sind, ist sehr groß und um ein Vielfaches größer als die unsere.“ Auch könne die Produktion der Industrie schnell hochgefahren werden.  mehr Informationen

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