Der Londoner Philosoph Alain de Botton ist Atheist. Das hindert ihn nicht daran, Religion nützlich zu finden. Sein neues Buch „Religion For Atheists“ ist eine Anleitung für Nichtgläubige, vom Erfahrungsschatz der Religionen fürs tägliche Leben zu profitieren.
Nach seiner Meinung gibt es viele Felder, in denen die Atheisten von den Religionen was lernen können, das ist das zentrale Thema seines Buches. Nach Alain de Botton haben die säkularen Gesellschaften keine Rezepte, die menschliche Natur zu rühren. Sie erinnern uns nicht mehr daran, gut zu sein, sobald wir das Kindheitsalter verlassen haben. Oberster Wert der säkularen Gesellschaft ist die Freiheit, nicht die Ethik. Aber er glaubt nicht, dass der Mensch dafür gemacht ist, Freiheit ohne moralische Strukturen zu geniessen.
Der neue, aggressive Atheismus und dessen berühmtester Vertreter, der Zoologe Richard Dawkins, sind in England sehr populär und einflussreich. Dieser Atheismus fordert nicht nur die Religionsneutralität, sondern die Verdrängung von Religion aus der öffentlichen Sphäre. Der neue Atheismus erstarkte nach dem 11. September 2001. Grundsätzlich sind sie gegen alle Religionen, doch die Angriffe werden interessanterweise in der Regel als Angriffe auf das Christentum formuliert.
Ich frage mich ja immer, ob de Botton das alles im Ernst so sieht, oder ob er einfach unehrlich ist.