Die Reformatoren haben die Welt verändert. Nicht so die Feierlichkeiten des Jahres 2017. Ohne Konsequenzen verlaufen sie im Sand, schreibt Josef Hochstrasser* in der Aargauer Zeitung.
Ein Hammerschlag wie vor 500 Jahren ist dringend nötig. Was soll passieren?
Einer der schwerwiegenden Gründe für den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirchen ist nach seiner Sicht die Trennung in betreuende Kleriker und betreute Laien.
Die zweite Reformation kommt von unten. Sie geht von der Basis aus. Das Ende der abgehobenen Klasse der Kleriker, die alles dominieren, ist gekommen. Jetzt schlägt die Stunde all jener Menschen, denen Jesus von Nazareth wichtig ist.
Die traditionellen Kirchen werden weiter bestehen. Sie werden sich auch weiterhin nur um sich selbst kümmern. Doch an ihren Rändern oder ausserhalb ihrer Strukturen finden sich Menschen zusammen, die sich an Jesus orientieren. Sie erinnern sich an die Bewegung, die er einst ausgelöst hat. Ein Minimum an Strukturen, einzig besorgt um das Wohl der Menschen.
Die kirchenfernen Christen haben ein immenses Potenzial für eine neue Jesusbewegung in unserer Zeit. Was war das Geheimnis für den Erfolg der Bewegung um Jesus? Es haben sich Menschen begeistern lassen, gemeinsam nach Lösungen für die Probleme zu suchen, die das Leben ihnen stellte.
Immer mehr junge Eltern wollen ihren Kindern eine geistige Grundlage vermitteln. An die Mitwirkung in einer Kirchgemeinde denken sie nicht, umso mehr aber an eine Orientierung an Jesus aus Nazareth. Allein, sie wissen nicht, wie sie eine christliche Erziehung anpacken sollen. mehr Informationen
Jesus hat die Menschen in ihrer Bedürftigkeit angesprochen. Wer sich auf ihn eingelassen hat, erfuhr die Kraft des Heiligen Geistes, der sie auch in schwierigen Situationen durchtrug und mit dessen Hilfe sie die Hoffnung nicht verloren. Die göttliche Perspektive veränderte ihre Sicht vom Leben und gab ihnen die Gewissheit für ein Leben nach dem Leben (Auferstehung).
Die Botschaft der Bibel
Was ist eigentlich die gute Nachricht (Evangelium) der Bibel?
Gott liebt uns, weil wir sind, und nicht, weil wir etwas getan haben. Er liebt sogar die Menschen, die ihm gegenüber feindlich gesinnt sind (Römer 5,10; 1. Johannes 4,10). Er möchte uns mit seinen Augen einen guten Weg leiten (Psalm 32,8). Er will nur das Beste für unser Leben.
Doch der Mensch will selbst bestimmen, was gut für ihn ist. Er hat sich von Gott abgewandt und stellt ihn in Frage. In dieser ablehnenden Haltung kann ihn die Liebe Gottes nicht erreichen.
Gott wollte den Menschen nicht in die Irre gehen lassen und hat deshalb am Kreuz aufgezeigt, dass dieses Verhalten in den Tod führt. Das Wort „Sünde“ kommt aus der Sprache der Bogenschützen und heißt dort „Zielverfehlung“. Damit ist gemeint, dass der Mensch nicht das Leben führt, zu dem er geschaffen wurde – nämlich, um im Austausch mit Gott sein Leben zu gestalten.
Wer anerkennt, dass ein Leben ohne Gott im Tod endet und Jesus einlädt, sein Leben zu prägen, zu dem kommt der Heilige Geist und verändert sein Leben schrittweise. Man wird ein Kind von Gott (Johannes 1,12). Wer sich nicht wieder von Gott abwendet, hat das ewige Leben. Denn Jesus hat durch die Auferstehung die Macht des Todes gebrochen. „Buße tun“ bedeutet im ursprünglichen Wortsinn „umkehren“ oder „Sinnesänderung“. Bildlich gesprochen heißt das, Gott wieder in die Augen zu blicken, damit er uns mit seinen Augen leiten kann.
Der Heilige Geist zwingt uns zu nichts, sondern ermutigt uns. Das ständige Gespräch mit Gott ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Es geht dabei nicht darum, dass wir ihm sagen, wie er die Welt zu regieren hat, sondern dass wir durch ihn inspiriert werden so zu handeln wie er. Das Ziel ist, auch Gott zu lieben, weil er ist (Matthäus 22,37).
Wer in diesem Leben Zeit mit Gott verbringen will, der wird nach dem Tod bei ihm sein. Wer Gott, so wie er sich offenbart, in diesem Leben loswerden will, der wird auch in der Ewigkeit an einem Ort sein, an dem Gott nicht ist. Gott respektiert unsere Entscheidung: Ein Mensch wird in der Ewigkeit erhalten, was er sein Leben lang auf der Erde wollte.
Als Christ wird man nicht geboren. Jeder muss sich selbst für ein Leben mit Jesus entscheiden. Durch diese Entscheidung wird man ein Kind Gottes. Wie ein Kind lernt man dann schrittweise ein neues Leben. Ein Leben mit Gott ist keine Handelsbeziehung, sondern eine Liebesbeziehung: Gott beschenkt mich und ich beschenke Gott, und das alles, ohne eine direkte Gegenleistung zu erwarten (sonst wäre es ja eine Handelsbeziehung). Manchmal haben wir das Gefühl, dass Gott uns etwas vorenthält oder uns nicht so beschenkt, wie wir uns das wünschen. Dann ist es wichtig, ihm zu vertrauen. Gott ändert nicht plötzlich seine Meinung, sondern steht zu seinen Versprechungen, auch wenn die Erfüllung nicht immer unmittelbar, sondern erst später eintritt.
Der Heilige Geist schenkt einen inneren Frieden und die Gewissheit, ein Kind Gottes zu sein. Dabei verliert man nicht seine Persönlichkeit; vielmehr entfaltet sie sich erst richtig durch die neue Identität. Der Heilige Geist öffnet die Augen, dass man auf einmal versteht, was in der Bibel steht und wie gut es Gott mit uns Menschen meint.
*Josef Hochstrasser (geb. 1952) ist Autor und ehemaliger römisch-katholischen Priester, reformierter Pfarrer und Religionslehrer aus Luzern. Er sagte: «Die Kirchen haben viel Geld, aber kein Feuer!» Darum verlangt er, dass sich die Kirchen vom Staat trennen. Das hat zur Konsequenz, dass sie kein Geld mehr haben. Er glaubt, das würde viele erneuernde Kräfte freisetzen. Es gäbe keine bezahlten Hauptamtlichen mehr. Andere Leute müssten die Sache Jesu an die Hand nehmen. Seiner Meinung nach würde dadurch die Spreu vom Weizen getrennt. Es gibt ein unglaubliches Interesse an dieser Jesusfigur, am Neu-Lesen von biblischen Erzählungen. mehr Informationen
Das wäre genug bis in alle Ewigkeit
Was wäre, wenn Christen unterschiedlicher Couleur zusammenkämen, um die großen Taten Gottes in Israels Geschichte zu studieren und sich gründlich mit dem Leben, dem Tod und der Auferstehung Jesu vertraut zu machen?
Wir würden in die Bibel eintauchen und die großen Taten Gottes Wort für Wort und Vers für Vers auswendig lernen. Vielleicht würden wir keine großartigen Fortschritte bei der Auslegung machen. Wir würden uns nicht mit großen Diskussionen über kontroverse Lehrthemen beschäftigen. Wir würden einfach nur gemeinsam die grundlegenden Dinge lernen – wohl eher auswendig lernen -, und das wäre genug bis in alle Ewigkeit.
Jack Levison in „Der Atem Gottes“, GerthMedien
Vorschlag für ein inspirierendes Bibelstudium
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