Während ihrer 70 Regierungsjahre als Königin von England sprach Queen Elizabeth II. immer wieder über den christlichen Glauben, etwa im Vorwort des Buches «Die dienende Königin und der König, dem sie dient», das 2016 von der britischen Bibelgesellschaft herausgegeben wurde. Darin schrieb sie: «Ich war – und bin es immer noch – sehr dankbar für Ihre Gebete und für Gottes unerschütterliche Liebe. Ich habe wirklich seine Treue erleben dürfen.»
Die Königin ist das Oberhaupt der Kirche Englands. «Eine Monarchin zu haben, die auf eine entspannte und natürliche Art offen über Jesus spricht, empfinden wir als eine große Ermutigung», sagt Mitautorin Catherine Butcher.
Damian Thompson, ehemaliger Kolumnist des Daily Telegraph, hatte bereits früher die Bedeutung der Queen für die religiöse Entwicklung in England hervorgehoben. Die Königin habe «geholfen, den Glauben am Leben zu halten», schrieb Thompson. Dies sei zum Beispiel in ihren Weihnachtsansprachen ersichtlich geworden.
Die Königin habe ihre Glaubenspflichten auch ernster genommen als viele ihrer Vorgänger. Die Queen sei nicht für einen abstrakten Glauben, sondern für die christliche Offenbarung eingestanden. Selten verpasste sie einen sonntäglichen Gottesdienst, in dem die Queen Ruhe und Orientierung fand.
Zu Beginn der Coronakrise ermutigte die Queen mit einer Video-Botschaft die Einwohner Großbritanniens. In ihrer Mitteilung meinte sie: «Ostern ist nicht abgesagt. Wir brauchen Ostern so sehr wie eh und je. Die Entdeckung des auferstandenen Christus gab seinen Nachfolgern neue Hoffnung und Sinn, aus dem wir alle Mut schöpfen können. Wir wissen, dass uns das Coronavirus nicht bezwingen wird. So düster der Tod auch sein kann – gerade für Trauernde -, Licht und Leben sind grösser. Möge das lebende Osterlicht der Osterhoffnung unser ständiger Begleiter sein im Angesicht der Zukunft.» (ab 1.12)
The Queen speaks of light overcoming darkness, and the hope that Easter symbolises, in a special message recorded to mark the Easter weekend. pic.twitter.com/fTFCOSVBtT
— The Royal Family (@RoyalFamily) April 11, 2020
In der Weihnachtsbotschaft 2014 sagte Elizabeth: „Für mich ist das Leben von Jesus Christus, dem Friedensfürsten, dessen Geburt wir heute feiern, eine Inspiration und ein Anker in meinem Leben. Als Vorbild für Versöhnung und Vergebung hat er seine Hände in Liebe, Akzeptanz und Heilung ausgestreckt. Das Beispiel Christi hat mich gelehrt, alle Menschen zu respektieren und wertzuschätzen, ganz gleich, ob sie gläubig sind oder nicht.“
«Obwohl wir zu grossen Taten der Güte fähig sind, lehrt uns die Geschichte, dass wir manchmal vor uns selbst gerettet werden müssen – vor unserer Rücksichtslosigkeit oder unserer Gier. Gott hat einen einzigartigen Menschen in die Welt geschickt – weder einen Philosophen noch einen General (so wichtig sie auch sind) – sondern einen Retter, der die Macht hat, zu vergeben.» (2011)
«Für viele von uns sind unsere Überzeugungen von grundlegender Bedeutung. Für mich bilden die Lehren Christi und meine persönliche Verantwortlichkeit vor Gott den Rahmen, in dem ich versuche, mein Leben zu führen. Wie so viele von euch habe ich in schwierigen Zeiten grossen Trost aus den Worten und dem Beispiel Christi geschöpft.» (2000)
Jesus – ein Mann, dessen Lehren von Generation zu Generation weitergegeben wurden und der Grundstein meines Glaubens waren. Seine Geburt war ein Neuanfang. Wie das Weihnachtslied sagt: ‚Die Hoffnungen und Ängste all der Jahre begegnen sich heute Nacht in dir. (Weihnachtsansprache 2021 von Queen Elizabeth)
Die Queen war politisch humorvoll und sensibel. Sie verstand es immer wieder, auf ihre Art Noten zu setzen.
Ein Beispiel: Als der saudi-arabische König Abdullah 1998 die Queen besuchte, wurde er in die Sommerresidenz ins schottische Balmoral eingeladen. Die Queen bot ihm an, das königliche Anwesen mit den dazugehörenden Ländereien zu zeigen. Der saudische König war begeistert und freute sich nichtsahnend. Der Land Rover fuhr vor, und der Araber nahm Platz auf dem Beifahrersitz. Was er nicht ahnte; Elizabeth II. steuerte den Wagen höchst persönlich. Dies muss ein Schock für den König gewesen sein, denn in Saudi-Arabien durften Frauen bis vor kurzem noch nicht Auto fahren. Noch nie wurde er von einer Frau chauffiert. Damit machte die Queen klar, dass in einer modernen Gesellschaft eine Frau alles kann. Und Autofahren hatte sie im Krieg gelernt.
Die Queen war das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche und fühlte sich dieser aus Überzeugung verbunden. Als Oberhaupt der Church of England trug sie den Titel „Defensor Fidei“ (Verteidiger des Glaubens). In Schottland war sie Mitglied der presbyterianischen Church of Scotland **, hatte dort aber keine offizielle Funktion. Das große Gottvertrauen half ihr über alle Jahrzehnte, in denen unzählige Turbulenzen durch ihr Leben wirbelten. Über 70 Jahre lang war QueenElizabeth II. von England ein Fels in der Brandung.
Papst Franziskus würdigte die am Donnerstag 8.9.22 gestorbene britische Monarchin für „ihr Beispiel von Pflichterfüllung, unerschütterlichem Zeugnis des Glaubens an Jesus Christus und ihre feste Hoffnung auf seine Verheißungen„.
Der Vorsitzende der Irischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eamon Martin, würdigte den Einsatz der Queen „für den Glauben, für die Familie und für Frieden und Versöhnung“. Sie habe sich „nicht nur für ihre königlichen Pflichten und Verantwortlichkeiten, sondern auch für das Gemeinwohl eingesetzt“, sagte der Erzbischof von Armagh und irische Primas. Er sei dankbar „für das Engagement von Königin Elizabeth für ein besseres Verständnis und bessere Beziehungen zwischen der anglikanischen und der katholischen Kirche„.
** Die Identität der Church of Scotland wurde hauptsächlich von John Knox in der Reformation von 1560 geprägt, als sie sich von der katholischen Kirche abspaltete und sich als Kirche in der reformierten Tradition etablierte. Die Kirche ist calvinistisch-presbyterianisch, hat kein Glaubensoberhaupt oder eine Führungsgruppe und glaubt, dass Gott die Anhänger der Kirche eingeladen hat, Jesus anzubeten. Gemäß der calvinistischen Vierämterlehre werden in der Church of Scotland sowohl Pastoren als auch Presbyter (elders) ordiniert, seit 2010 auch Diakone.
Der britische Monarch gelobt, die Verfassung der Church of Scotland (einer presbyterianischen Nationalkirche) aufrechtzuerhalten, hat darin jedoch keine Führungsposition inne. Dennoch ernennt der Monarch den Lord High Commissioner in der Generalversammlung der Church of Scotland zu ihrem persönlichen Vertreter mit einer zeremoniellen Rolle. Gelegentlich füllte Königin Elizabeth II. diese Rolle persönlich aus, beispielsweise als sie 1977 und 2002 (ihre Silber- und Goldenen Jubiläumsjahre) die Generalversammlung eröffnete.
Mit grosser Freude habe ich den Bericht über die Queen gelesen und gehört.
Bis heute ahnte ich nichts von ihrem christlichen Glauben.
Ihr Glaube gibt mir Mut zum Weitermachen !