„Den Landesbischof, die Kirchenleitung und die Landessynode erkennen wir nicht mehr als geistliche Leitung unserer Landeskirche an.“ Das sagen fromme Leute, die sich damit von der sächsischen Landeskirche distanzieren: Acht Mitglieder einer evangelikalen Gruppe namens Evangelisationsteam haben ein Papier veröffentlicht, in dem sie gegen die „Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuell lebende Pfarrer“ protestieren.
Zwei Unterzeichner sind der Landeskirche dienstrechtlich verbunden, der pensionierte Pfarrer Theo Lehmann aus Chemnitz und der Jugendevangelist Lutz Scheufler (Waldenburg), in Teilzeit beschäftigt am Landesjugendpfarramt.
Sie akzeptieren nicht, dass es in der Landeskirche laut Synoden-Beschluss vom April künftig homosexuellen Pfarrern möglich sein soll, „im Einzelfall“ mit dem schwulen Partner oder der lesbischen Partnerin im Pfarrhaus zusammenzuleben. Zwar bedeutet dies keine grundsätzliche Anerkennung homosexueller Zweisamkeit im Pfarrhaus, sondern zielt nur auf mögliche Ausnahmen, bei denen die jeweilige Gemeinde zustimmen müsste. Doch obwohl somit die sächsische Regelung restriktiver ist als etwa die in der mitteldeutschen oder der bayerischen Landeskirche, geht schon jene kleine Öffnung den Leuten vom Evangelisationsteam zu weit.
Deshalb gehen sie selbst sehr weit und schreiben: „Der ’status confessionis‘ ist gegeben.“ Das heißt: Wegen der Homo-Ehe stellt sich für die Unterzeichner die Frage, ob sie noch denselben christlichen Bekenntnisstand wie die Landeskirche haben. Wobei der Begriff „status confessionis“ den Schluss nahe legt, dass die Unterzeichner bei Verneinung jener Frage die Kirche verlassen müssten.
106 Gemeinden der 776 Kirchengemeinden unterstützen die Homo-Ehen-Kritik.
Damit entstand eine neue Eskalationsstufe im evangelischen Streit um die Homo-Ehe im Pfarrhaus. Seit die EKD-Synode 2010 es mit einem neuen Pfarrdienstrecht ermöglicht hat, dass die 20 Landeskirchen homosexuelle Lebensgemeinschaften ihrer Geistlichen offiziell akzeptieren können, wird zumal im Süden und Osten heftig gestritten. Der Graben zwischen den Evangelikalen und den liberalen Mehrheitsprotestanten wird wieder tiefer.