Auszüge aus dem Aufruf von Pater Winfried Abel.
Die Kirche hat den Auftrag, den Menschen zu deuten, was Gott uns mit dieser Heimsuchung sagen will. Ich halte es nicht für hilfreich, sondern im Gegenteil für schädlich, wenn die offiziöse Internetseite der Deutschen Bischofskonferenz feststellt, dass Gebete nichts gegen den Corona-Virus ausrichten, oder ein Bischof betont, in dieser Krisensituation von Strafe Gottes zu reden sei Zynismus!
Wie in allen großen Krisen wird wieder die Frage nach dem Handeln Gottes und Seiner Vorsehung gestellt.
Hier geht es nicht um himmlische Rache oder göttlichen Zorn, der sich an den Menschen austobt, sondern um einen Aufruf zur Umkehr, um einen Akt der Liebe und Barmherzigkeit.
Gott „leidet“, indem er straft! Daher ist das Kreuz die „Strafe“. Der einzige Schlüssel zum Kreuzesgeheimnis ist die Liebe.
Bei Hosea (6,1) findet sich der Aufruf: „Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat Wunden gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden.“ Hier wird Gott im Bild eines hilfreichen Arztes oder Operateurs gesehen, der Wunden öffnen muss, um heilen zu können.
Kann man diese Gedanken heute den Menschen nicht mehr zumuten, weil die moderne Christengeneration ein „menschenfreundlicheres“ Gottesbild hat? Haben wir uns schon so sehr der „Welt“ angeglichen, dass wir nur noch einen Wohlfühl-Gott ertragen können?
Der Aufruf zur Bekehrung, der die Botschaft Jesu begleitet, ist heute nicht mehr zumutbar. Hat also das Wort des Hosea, „Kommt, wir kehren zum Herrn zurück“, seine Gültigkeit verloren für die vielen Christen, die im Glauben lau geworden sind, die nicht mehr an einen persönlichen Gott glauben, die kein Gebet mehr auf den Lippen haben, deren Herzen kalt geworden sind?
Wenn der Staat zum Rückzug aus der Welt zwingt, erkennt der gläubige Christ dahinter den Ruf Jesu, den Lärm hinter sich zu lassen, um seine Stimme zu hören.