Update: Ein extremistischer Mob griff am Freitag, 26. April die Baustelle einer neuen evangelischen Kirche im Dorf Al-Kom Al-Ahmar in der Provinz Minya, Oberägypten, an und zerstörte das Fundament und das Abwassersystem des Gebäudes. Nach Angaben des CSW griff der Mob nach dem Freitagsgebet am 26. April auch Häuser und Grundstücke von Christen in dem Dorf an, wobei jedoch niemand verletzt wurde. Die örtliche Polizei hatte zunächst Mühe, die Situation unter Kontrolle zu bringen; als jedoch Verstärkung aus benachbarten Städten und Dörfern eintraf, gelang es ihr, die Gewalt zu beenden und mehrere Angreifer festzunehmen. CSW-Quellen berichten auch, dass die Christen in dem Dorf alle notwendigen Papiere und Genehmigungen für den Bau der Kirche erhalten hatten und dass der Bau am 22. April unter Polizeibegleitung begonnen hatte. Nach ihrer Fertigstellung wird die Kirche mehr als 2.000 evangelischen Christen in der Gegend dienen. Der Angriff erfolgte wenige Tage, nachdem Extremisten die Häuser und das Eigentum mehrerer Christen im Dorf Al-Fawakher, ebenfalls in der Provinz Minya, zerstört hatten, nachdem Gerüchte aufkamen, dass sie den Bau einer Kirche planten. mehr Informationen
In der Nacht auf Mittwoch 24. April 2024 ist in Minya offene Gewalt von Muslimen gegen Christen ausgebrochen. Minya liegt rund 250 Kilometer südlich von Kairo am Nil. Mehr als 40 Prozent der Einwohner zählen sich zu einer christlichen Konfession. Laut einer Mitteilung von CiN wurden Häuser von Kopten in einer konzertierten Aktion von muslimischen Fanatikern angezündet. Die Christen wurden daran gehindert, die Häuser zu verlassen, berichtet der koptische Pfarrer Anba Makarius.
Laut CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn sind mehrere Menschen ums Leben gekommen, genaue Zahlen sind nicht bekannt. Elmar Kuhn in der Pressemitteilung: «Das heutige Pogrom erinnert an die schlimmsten Pogrome gegen Juden in Wien, als 1421 Tausende Juden im Feuer zu Tode kamen. So etwas haben wir in der heutigen Welt nicht mehr für möglich gehalten.»
Kuhn erklärt weiter: «Das zeigt, dass es um die Vernichtung der Christen geht, also dem Zerstören jeder christlichen Präsenz in Ägypten. Wie so oft hat die Polizei erst nach langem Zögern reagiert. Die Feuerwehr kam ebenfalls erst, als das koptische Viertel schon lichterloh brannte und die Schreie der eingeschlossenen Menschen durch die zusammenbrechenden Mauern drangen.»
Durch die letztendlich eintreffenden Sicherheitskräfte wurden einige Extremisten verhaftet. Jetzt müsse endlich der offizielle Islam, die Imame und Gelehrten, reagieren, fordert CiN. «Wenn Religionen zum Teil der Lösung werden wollen, dann ist jetzt die Zeit zum Handeln für die Vertreter des Islam in Ägypten und weltweit gekommen. Es geht auch um die Existenz des modernen Ägypten. Ohne Christen, ohne Kopten, die sich als die Nachfahren der alten Ägypter verstehen, kann Ägypten in einer globalisierten Welt nicht existieren.» mehr Informationen
Der koptische Bischof Macarius meldete sich auf X zu dem Pogrom und schrieb darüber, dass man die Behörden über «erwartete Angriffe» informiert hätte. „Wir haben die Behörden über den erwarteten Angriff informiert und sie haben versprochen, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Wir vertrauen jetzt auf die Schnelligkeit der Massnahmen. Möge Gott Ägypten vor allem Bösen beschützen.“
Gemäss der Newsplattform Copts United sei es zu den Ausschreitungen gekommen, weil sich in der Region das Gerücht verbreitet habe, dass eine Kirche gebaut werden solle. mehr Informationen
„Es wird angenommen, dass die Angriffe durch die Idee ausgelöst wurden, eine neue Kirche im Dorf Al-Fawakher in Minya zu bauen, die auf die gewaltsame Ablehnung ihrer muslimischen Nachbarn stieß“, sagte eine Quelle innerhalb der koptisch-orthodoxen Kirche Ägyptens gegenüber The New Arab.
„Als es religiösen Fanatikern nicht gelang, die Christen zur Strafe aus ihren Häusern zu vertreiben, brannten die Extremisten ihre Häuser nieder, während sie sich noch darin befanden“, fügte die Quelle hinzu, die aufgrund der Sensibilität des Themas anonym bleiben wollte.
Die ägyptischen Christen fordern seit langem ihr Recht auf Gleichberechtigung mit der muslimischen Mehrheit und auf den freien Bau neuer Gebetsstätten.
In den frühen Morgenstunden des Mittwochs erklärte Erzbischof Makarios von Minya, wo mindestens ein Drittel der christlichen Bevölkerung Ägyptens lebt, in einem Beitrag auf seiner offiziellen Facebook-Seite, dass die Behörden die Situation unter Kontrolle gebracht und die Verdächtigen verhaftet hätten, ohne näher darauf einzugehen.
Die Ägyptische Initiative für Persönlichkeitsrechte verzeichnete zwischen 2011 und 2016 mindestens 77 Angriffe auf koptische Christen in Minya, wo die Mehrheit der Christen des Landes lebt.
Berichten zufolge ist es Kopten untersagt, souveräne Ministerämter oder sensible Posten in Sicherheitsbehörden zu bekleiden. Sie können auch nicht legal für die Präsidentschaftswahlen kandidieren.
Auch Christen sind gesetzlich gezwungen, in den meisten Angelegenheiten dem islamischen Gesetz Scharia zu folgen, mit Ausnahme von Heirat und Scheidung. Frauen haben endlos für ihr Recht gekämpft, den gleichen Anteil am Erbe zu erhalten wie Männer, aber vergeblich.
Ein genauer Prozentsatz der Christen im mehrheitlich muslimischen Ägypten wurde nie offiziell bekannt gegeben. Man geht jedoch davon aus, dass sie etwa 10 bis 15 Prozent der fast 109 Millionen Einwohner ausmachen; die meisten sind koptisch-orthodox, eine der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt. mehr Informationen