Pfingsten – Gottes Realität begegnen

2024: Sonntag 19. Mai – Pfingsten ist die Geburtsstunde der Gemeinde

Pfingsten setzt den Fokus nicht auf Jesus, sondern auf unsere Erfahrung mit Gott. Gott ist nicht fern, sondern wirkt in und durch uns. Johannes 14,23 „Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“

Pfingsten ist neben Ostern und Weihnachten das dritte zentrale Fest im Kirchenjahr. Alle drei werden „doppelt“ gefeiert: der zweite Weihnachtsfeiertag, Ostermontag und Pfingstmontag verlängern den eigentlichen Festtag und betonen dessen Wichtigkeit.

Pfingsten – Das Versprechen von Jesus wurde eingelöst: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“ (Johannes 14,16-17).

In Jerusalem kam die Gegenwart Gottes zu den Menschen, jedoch nicht Angst einflößend wie am Sinai, sondern Neugier weckend.

Der Heilige Geist bewegt, er feuert an, er erfüllt die ganze Schöpfung. Seine Wirkung bleibt atemberaubend. Wo immer etwas Fahrt aufnimmt, Kraft entwickelt oder aufbricht in der Bibel – da ist der Heilige Geist im Spiel.

An Pfingsten kam Gottes Geist sichtbar auf die Menschen. Die Schüler von Jesus (Jünger) verstanden auf einmal Gottes Wirken und erzählten von den großen Taten Gottes (Apostelgeschichte 2). Johannes 14,26: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Jedem, der sich auf Gottes Angebot in Jesus einlässt, öffnet  Gottes Geist eine neue Dimension des Lebens.

Am ersten Pfingsten, am  jüdischen Schawuot, kam der Heilige Geist auf die auf Jesus-Vertrauenden und sie erfuhren eine neue Realität Gottes. So wie Gott dem Volk Israel damals bei der Gesetzgebung in der Wüste im Feuer erschien (2. Mose 19,18), so wurde Gottes neues Gesetz (Jeremia 31,31-33 / Hesekiel 36,26-27/ Römer 8,2) durch Feuerzungen an Schawuot in Jerusalem sichtbar.

Als der Heilige Geist an Pfingsten mit starkem Brausen, vergleichbar mit dem Heulen eines Orkans, auf die Jünger herabkam, waren Juden aus allen Ländern der Welt in Jerusalem zusammengekommen, um an Schawuot ihre Erstlingsgarbe darzubringen. Die Menschen hörten ein Donnern, ähnlich wie in 5. Mose 5,22 und 2. Mose 19,16, wo die Stimme Gottes beschrieben ist. Woran muss ein Jude deshalb gedacht haben? Wahrscheinlich an den Bundesschluss am Sinai, bei dem Gott die Zehn Gebote gab, da Schawuot mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht wird.

In Jerusalem kam die Gegenwart Gottes zu den Menschen, jedoch nicht Angst einflößend wie am Sinai, sondern Neugier weckend. Als der Heilige Geist an Pfingsten kam und in der Gestalt von Feuerzungen auf den Köpfen der Jünger Jesu erschien, erfüllte sich die Prophetie aus Joel 3,1-5. Das Gesetz Gottes wurde in die Herzen der Menschen geschrieben (Jeremia 31,33; Hesekiel 36,26).

Bei der ersten Gesetzgebung, starben aufgrund des Ungehorsams 3000 Menschen (2. Mose 32). Als das Gesetz durch den Heiligen Geist ins Herz geschrieben wurde, fanden 3000 Personen zu einem neuen Leben (Apostelgeschichte 2,41).

An Pfingsten hob Gott die Sprachbarriere auf, die als Gericht seit dem Turmbau zu Babel auf den Menschen lastete. Nach jüdischer Tradition stammt die Menschheit von den 16 Nachkommen Noahs ab. In Bericht über Pfingsten werden in der Apostelgeschichte 16 Sprachgruppen genannt, um deutlich zu machen, dass von nun an die gesamte Menschheit, Juden und Nichtjuden, die Botschaft Gottes ohne Sprachbarriere hören soll.

Die erste Gemeinde war eine jüdische Gemeinde, die den Messias erlebte und bekannte. Unter der Führung des Heiligen Geistes konnte sich die gute Nachricht vom Messias über die ganze Welt ausbreiten. Die Jünger trugen die Botschaft in die verschiedensten Erdteile. Durch den Heiligen Geist wurde Gott für alle Menschen erfahrbar. Johannes 16,8: „Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“

Als die Menschen Petrus an Pfingsten fragten, was sie tun sollten, forderte er sie auf, zu Gott umzukehren und sich als Ausdruck ihrer neuen Gesinnung und des neuen Lebens mit Gott taufen zu lassen. In der Taufe anerkennt man mit dem Untertauchen an, dass Jesus anstelle des Getauften gestorben ist. Mit dem Auftauchen aus dem Wasser nimmt man in Anspruch, dass man ein neues Leben in Jesus empfangen hat und man nun unter der Leitung von Gottes Geist ein neues Leben gestaltet.

Der Pfingstmontag ist in Deutschland und der Schweiz  ein liturgisches Überbleibsel aus der Zeit vor der Liturgiereform, als noch eine Pfingstoktav gefeiert wurde. Daher feiert man in Deutschland am Montag auch heute noch eine Pfingstmesse, obwohl mit dem Pfingstsonntag die „Osterzeit“ abgeschlossen wurde und am Pfingstmontag bereits die „Zeit im Jahreskreis“ begonnen hat. Papst Franziskus hat 2018 in den Römischen  Generalkalender einen neuen Gebotenen Gedenktag eingefügt, der jedes Jahr weltweit am Pfingstmontag gefeiert werden soll: „Maria, Mutter der Kirche“. Der Marientitel „Mater Ecclesiae“ ist bereits beim Kirchenvater Ambrosius (339–397) nachgewiesen. Die offizielle Ausrufung des Marientitels erfolgte 1964 durch Papst Paul VI. Als Trösterin und Lehrerin der werdenden Kirche übernahm Maria ihre mütterliche Sendung angeblich im Abendmahlssaal, indem sie mit den Aposteln betete, die das Kommen des Heiligen Geistes erwarteten (vgl. Apostelgeschichte 1,14). mehr Informationen

Das Pfingstfeuer steht als Symbol für den heiligen Geist oder auch als Zeichen der Reinigung und Erleuchtung. Wer nicht zu einem großen Feuer gehen kann oder möchte, holt sich die Pfingstkerze nach Hause. Dabei handelt es sich um eine große Kerze, die brennend in der Mitte des Küchentisches steht und an der sich die Familienmitglieder ihre eigene Pfingstkerze anzünden können.

Da Pfingsten ebenfalls für Landwirte eine besondere Zeit ist, werden bei sogenannten Pfingstprozessionen Wettersegen für die Flächen von Geistlichen ausgesprochen und um eine gute Ernte gebeten. Dieses Ritual wird oft in Schwaben veranstaltet. Eine der größten Prozessionen in ganz Europa findet aber in Kötzting im Bayerischen Wald statt.

Es gibt auch um Pfingsten herum Brauchtümer, die bereits älter als das Christentum sind. So wird beim Pfingstbrunnen-Ritual Brunnen mit Blumen und Birkenstämmchen geschmückt. Zusätzlich werden bunte Bänder und bemalte daran gehängt. Dieses Ritual geht auf den vorchristlichen Fruchtbarkeitskult zurück und kündigt die beginnende Sommerzeit an. Man kennt ihn vor allem in Franken. Ebenfalls lässt sich das Ritual auf Verehrungen von germanischen Quell- und Brunnengeistern zurückführen.

Im Saarland gibt es das Ritual der Pfingstquacke, bei dem Kinder mit geschmückten Handwagen durch die Straßen ziehen. Dabei singen sie ab und zu ein Lied und bekommen dafür Eier, Speck oder Geld geschenkt.

Die Rituale um den Pfingstlümmel sind dabei unterschiedlicher Art. Einerseits können die Pfingstlümmel Jungen sein, die in Laub gekleidet herumgeführt werden und damit neue Wachstumsgeister verkörpern sollen. Andererseits werden unter Pfingstlümmel auch Langschläfer verstanden, die als Strafe für ihr langes Schlafen in Brunnen getaucht werden. In der Schweiz wird ein Pfingstlümmel – entweder ein in Laub gekleideter Junge oder eine aus Stroh, Tannenzweigen und Moos gebastelte Puppe – in einen Brunnen getaucht und bespritzt anschließend Mädchen und junge Frauen. Vermutet wird hier eine Herkunft aus Fruchtbarkeitsriten.

Bei dem Pfingstochsen handelt es sich ebenfalls um ein altes Ritual. Da Pfingsten mit dem Sommeranfang in Zusammenhang steht, wurde am Pfingstwochenende oft das Vieh zum ersten Mal auf die Weide gebracht. Angeführt wurde die Prozession von einem besonders geschmückten Ochsen, der danach oftmals für den Pfingstbraten dran glauben musste. mehr Informationen

Der Heilige Geist – Atem Gottes

Der Heilige Geist bewegt, er feuert an, er erfüllt die ganze Schöpfung. Seine Wirkung bleibt atemberaubend.

Der Tanach, die jüdische Bibel oder Altes Testament, kennt den Geist zunächst als „Ruach“ – als Wind, als Atem. Weit über 300 Mal ist von ihm die Rede, vor allem   weiterlesen

Eine heilige Begeisterung

Als Gottes Geist an Pfingsten zu den Menschen kam, die Jesus vertrauten (Apostelgeschichte 2,1-36), bejubelten sie die großen Taten Gottes. Gott und nicht ihre eigene Befindlichkeit standen im Zentrum. Sie erlebten eine neue Realität Gottes.

So wie Gott dem Volk Israel damals bei der Gesetzgebung in der Wüste im Feuer erschien (2. Mose 19,18), so wurde Gottes neues Gesetz durch Feuerzungen an Schawuot in Jerusalem sichtbar. Die Menschen hörten ein Donnern, ähnlich wie in 5. Mose 5,22 und 2. Mose 19,16, wo  weiterlesen →  

4 Gedanken zu „Pfingsten – Gottes Realität begegnen“

  1. Danke für den Artikel. Schöner Zusammenhang betr. „Feuer“. Las auch den verlinkten Artikel über Schawuot und machte mir noch Gedanken über die 50 Tage. Stiess dann auf diesen Wiki-Artikel über Schawuot http://de.wikipedia.org/wiki/Schawuot – Dieser schafft eine Verbindung zum zweiten Empfang der Gesetzestafeln.
    Mose war ja da wieder 40 Tage auf dem Sinai. Somit könnte der Empfang der zweiten Tafeln 50 Tage nach der Zerstörung der ersten gelegen haben. 50 Tage könnten vom Ablauf der Ergeignisse zwar etwas kurz sein, aber möglich. Das wäre noch eine zweite Option, die Bedeutung der 50 Tage zu sehen, nebst jener der Rabbinischen Tradition. Was meinst du dazu?

  2. Wie nicht anders von Dir zu erwarten, ein wundervoll kompakter, erhellender Beitrag über Pfingsten. Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast. Es ist wunderschön, der Treue des ewigen Gottes in Seinen Werken und Seinem Timing auch in diesem Artikel begegnen zu können:-)

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