Papst Franziskus sprach auf dem Rückflug von Armenien (27. Juni 2016) auch über Martin Luther und die protestantische Reformation.
Der Papst wurde im Zusammenhang mit seiner Teilnahme an einem „Reformationsgedenken“ am 31. Oktober in Schweden gefragt, ob das nicht der „richtige Augenblick“ wäre, nicht nur der „gegenseitig zugefügten Wunden zu gedenken, sondern die „Geschenke“ der Reformation anzuerkennen „und vielleicht auch die Exkommunikation Luthers aufzuheben“.
Der Papst wiederholte in seiner Antwort sinngemäß, was Kardinal Walter Kasper in seinem am vergangenen 14. März erschienen Buch „Martin Luther. Eine ökumenische Perspektive“ (Patmos), schreibt. Papst Franziskus erwähnte lobend die nicht verbindliche Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre des Lutherischen Weltbundes und der katholischen Kirche von 1999, während er mit keinem Wort die verbindliche katholische Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche von 2000.
Wörtlich antwortete Papst Franziskus: „Ich glaube, daß die Absichten Luthers nicht falsch waren. Er war ein Reformator. Vielleicht waren einige Methoden nicht richtig, aber zu jener Zeit, wenn wir die Geschichte von [Ludwig von] Pastor lesen – einem deutschen Lutheraner, der sich bekehrte und katholisch wurde – dann sehen wir, daß die Kirche nicht gerade ein nachahmenswertes Vorbild war: es gab Korruption, Weltlichkeit, Anhänglichkeit an Geld und Macht. Deshalb hat er protestiert. Er war intelligent und machte einen Schritt vorwärts und rechtfertigte, warum er es tat. Heute sind wir Protestanten und Katholiken uns einig über die Rechtfertigungslehre: zu diesem so wichtigen Punkt lag er nicht falsch. Er machte eine Medizin für die Kirche, dann hat sich diese Medizin konsolidiert, zu einer Disziplin, in eine Art, zu machen, zu glauben. Und dann war Zwingli, Calvin und hinter ihnen standen die Prinzipien: ‚cuius regio eius religio‘. Wir müssen uns in die Geschichte jener Zeit versetzen. Es ist nicht leicht zu verstehen. Dann sind die Dinge weitergegangen. Dieses Dokument über die Rechtfertigung ist eines der reichsten. Es gibt Spaltungen, auch in der lutherischen Kirche herrscht nicht Einheit. Die Diversität ist das, was uns vielleicht allen so schlecht getan hat, und heute suchen wir den Weg, um uns nach 500 Jahren zu treffen. Ich glaube, daß wir an erster Stelle miteinander beten müssen. Zweitens: wir müssen für die Armen, die Flüchtlinge, viele Menschen die leiden arbeiten, und schließlich, daß die Theologen zusammen studieren mögen auf der Suche … Das ist ein langer Weg. Einmal habe ich scherzhaft gesagt: Ich weiß, wann der Tag der vollen Einheit sein wird: Am Tag nach der Wiederkunft des Herrn. Wir wissen nicht, wann der Heilige Geist diese Gnade wirken wird. Inzwischen aber müssen wir zusammen für den Frieden wirken.“