Die Heilige Schrift stellt einen unerschöpflichen Schatz dar, auf den wir stets im Gebet zurückgreifen können. Doch es gelte, sich dem Wort Gottes „ohne Hintergedanken“ zu nähern, ohne es zu instrumentalisieren. Das sagte Papst Franziskus am Mittwoch 27.1.21.
Die Worte in der Bibel seien nicht niedergeschrieben worden, „um auf Papyrus, Pergament oder Papier gefangen zu bleiben“. Vielmehr seien sie dazu bestimmt, von einem betenden Menschen empfangen zu werden, um damit fruchtbar zu werden und ihre Reise um die Welt anzutreten: „Diese Erfahrung machen alle Gläubigen: Eine Schriftstelle, die ich schon oft gehört habe, spricht eines Tages plötzlich zu mir und erhellt eine Situation, die ich gerade erlebe“, so der Papst.
Aber es sei auch notwendig, dass man an diesem bestimmten Tag anwesend sei, „zur Verabredung mit diesem Wort, um es zu hören“: „Jeden Tag kommt Gott vorbei und sät einen Samen in den Boden unseres Lebens. Wir wissen nicht, ob er heute dürren Boden, Dornbüsche oder guten Boden vorfindet, der diesen Samen wachsen lässt (vgl. Mk 4,3-9). Es kommt auf uns an, auf unser Gebet, auf das offene Herz, mit dem wir uns der Heiligen Schrift nähern, damit sie für uns das lebendige Wort Gottes wird.“
Es gehe nicht darum, in der Bibel eine Bestätigung oder Stütze für seine „eigene philosophische und moralische Vision“ zu finden, sondern um die Hoffnung auf eine „Begegnung“; dem Gläubigen sei es bewusst, dass die Bibel im Heiligen Geist geschrieben worden sei und sie deshalb „in diesem gleichen Geist aufgenommen und verstanden werden“ müsse, mahnte Franziskus, der dem papageienartigen Auswendiglernen von Bibelversen zum wiederholten Mal eine Absage erteilte.
„Wir lesen also die Heilige Schrift, damit sie ,uns liest’. Und es ist eine Gnade, sich in diesem oder jenem Charakter, in dieser oder jener Situation wiedererkennen zu können.“ Die Bibel sei nicht für irgendeine Menschheit geschrieben worden, sondern für jeden einzelnen von uns. „Und das Wort Gottes, das vom Heiligen Geist durchdrungen ist, lässt die Dinge nicht so, wie sie waren, wenn es mit offenem Herzen empfangen wird. Niemals. Es ändert immer etwas.“
Die christliche Tradition sei „reich an Erfahrungen und Überlegungen zum Gebet mit der Heiligen Schrift“, erinnerte der Papst. „Es geht zunächst einmal darum, die Bibelstelle mit Aufmerksamkeit zu lesen, … um zu verstehen, was sie in sich selbst bedeutet.“ In einem nächsten Schritt trete man in „Dialog“ mit der Schrift, versuche so zu verstehen, was die Stelle „mir selbst sagt“. In einem letzten Schritt trete man schließlich in einen liebenden Dialog mit dem Schöpfer ein.
Die Heilige Schrift sei „ein unerschöpflicher Schatz“, betonte Franziskus. „Möge der Herr uns gewähren, durch das Gebet mehr und mehr daraus zu schöpfen.“ mehr Informationen
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