Jedes Mal, wenn Fatah und Hamas verkünden, dass ein Ende ihrer Streitigkeiten kurz bevorstehe, ist den Palästinensern schnell klar, dass die beiden rivalisierenden Parteien nicht die Wahrheit sagen. Die beiden Parteien heben ein gemeinsames Interesse daran, den gegenwärtigen Zustand für immer und ewig aufrechtzuerhalten.
Dank der anhaltenden finanziellen Unterstützung durch die Amerikaner und die EU geht es der Wirtschaft im Westjordanland gut und zehntausende von Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde erhalten pünktlich ihre Gehälter. Wer denkt, dass die Fatah es nicht erwarten kann, in den Gazastreifen zurückzugehen, macht sich etwas vor.
Denn seit sie im Sommer 2007 aus dem Gazastreifen hinausgeworfen wurde, wird die Fatah auch nicht mehr dafür verantwortlich gemacht, was dort geschieht. Stattdessen profitiert die Fatah von den Millionen von Dollar, die jeden Monat in ihre Kassen fliessen. Ironischerweise ist die Sicherheitspräsenz Israels im Westjordanland einer der Hauptgründe dafür, dass Abbas und Fayyad noch immer an der Macht sind. Die Anführer der Fatah wissen: an dem Tag, an dem Israel sich aus dem Westjordanland zurückzieht, wird die Hamas so stark werden, dass sie innerhalb weniger Tage oder Wochen die Kontrolle über das Gebiet übernehmen wird.
Die Hamas kann mit dem gegenwärtigen Zustand auch zufrieden sein, weil die islamistische Bewegung den Gazastreifen weiterhin ohne wirkliche Herausforderungen kontrolliert. Während Abbas und Fayyad von den Amerikanern und Europäern Geld bekommen, erhält die Hamas finanzielle Unterstützung vom Iran und einigen Golfstaaten.
Beide Palästinenser-Organisationen sind sich im klaren darüber, dass „Einheit“ bedeuten würde, die finanzielle Unterstützung durch ihre Gönner im Westen und in Teheran und der arabischen Welt zu verlieren.
Ein Blick in den Gazastreifen: