Ein Jahr nach Beginn der Sozialproteste in Israel sind am Samstagabend in mehreren Städten des Landes wieder Tausende auf die Straße gegangen. Dabei skandierten sie den Slogan vom Sommer des vergangenen Jahres: „Das Volk verlangt soziale Gerechtigkeit“. Nach Angaben der Polizei nahmen an zwei Protestmärschen in Tel Aviv etwa 2000 Menschen teil. Organisatoren und Teilnehmer nannten weitaus höhere Zahlen. Auch in Jerusalem, Haifa und Beersheva gab es Aktionen. Insbesondere die hohen Lebenshaltungskosten und die steigende Wohnungsnot werden angeprangert. Die Regierung hat zahlreiche Reformen versprochen. Die Kritiker werfen ihr jedoch vor, bislang nur wenige davon umgesetzt zu haben.
Überschattet wurden die Kundgebungen in Tel Aviv von der Selbstverbrennung eines 57 Jahre alten Demonstranten. Dieser hatte sich nach Angaben der Polizei mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet. Auf Aufnahmen des israelischen Fernsehsenders Channel 10 war zu sehen, wie Menschen versuchten, die Flammen mit Kleidungsstücken und Wasser zu löschen. Der Mann wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Nach Angaben des Nachrichtenportals Ynet wird in dem Brief Regierungschef Benjamin Netanjahu und Finanzminister Juval Steinitz vorgeworfen, für die „ständige Demütigung“ der Israelis verantwortlich zu sein. „Sie nehmen von den Armen und geben es den Reichen“, heißt es demnach in dem Brief.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die Selbstverbrennung als „große und persönliche Tragödie“. Der Mann habe in einem Brief, den er hinterlassen hatte, geschrieben: „Der Staat Israel hat mich ausgeraubt.“ Damit nehme er Bezug auf eine Wirtschaftsklage seinerseits, die allerdings nie vor Gericht gebracht und entschieden wurde. Dies hätte seine Existenz als Geschäftsmann ruiniert. Weiter wird berichtet, dass er einen Schlaganfall erlitt und dann arbeitslos wurde und letztlich als Obdachloser auf der Straße landete.
Moshe Silman, der Obdachlose, strab am 20.7.2012.