Nachdem Noah ein ultimatives Zooschiff gebaut hat, schließt Gott selbst die Tür (1.Mose 7,16). Im Neuen Testament sagt Jesus: Ich bin die Tür (Johannes 10,9). Die Rettungsaktion von Jesus zeigt Parallelen zum Bericht von Noah.
Jesus sagt: „Wie in den Tagen von Noah wird es sein, wenn ich kommen werde. Sie aßen, tranken und heirateten, bis die Flut kam und alle wegraffte“ (Matthäus 24,37-39). Die entscheidende Frage ist: Wer ist bis dahin auf seiner Seite?
Als Gott sah, dass seine Geschöpfe ihre Möglichkeiten nicht gebrauchten, sondern missbrauchten, dachte er darüber nach, was er noch retten könnte. Zuerst schien es sinnvoll, die Lebensdauer des Menschen auf 120 Jahre zu beschränken (1.Mose 6,3). Dann beschloss Gott, die Erdachse zu verschieben, damit die Jahreszeiten dem Leben auf der Erde eine neue Struktur geben (1.Mose 8,22). Die Erdplatte sollte sich teilen und es sollten Kontinente entstehen. Deshalb gab es keinen sicheren Zufluchtsort, an den Gott die Tiere oder Noah hätte hinsenden können, während der Rest der Erde überflutet wurde.
So entstand die ungewöhnliche Idee, Noah ein Schiff bauen zu lassen, um möglichst viele Kreationen Gottes zu retten. Gott hätte natürlich auch ein fertiges Schiff hinstellen oder eine völlig neue Schöpfung kreieren können. Doch der Bau des Schiffes sollte auch dazu dienen, die Menschen aufmerksam zu machen. Er sollte ein Weckruf sein, sich wieder über Gott und das Verhältnis zum Schöpfer Gedanken zu machen. In einem seiner Briefe erwähnt Petrus diese Geduld, die Gott hatte, während die Arche gebaut wurde (1.Petrus 3,20).
Spätestens beim Einzug der Tiere in das Schiff hätte es den Leuten dämmern müssen, dass hier etwas Übernatürliches im Gange ist. Doch weit gefehlt. Die Leute wollten nicht auf die Seite von Noah wechseln. Und dann geschah es: Die Türe schloss sich und ließ sich nicht mehr öffnen.
Jesus hat durch sein Leben und Sterben und seine Auferstehung etwas Neues in Gang gesetzt. Wer immer will, kann sich auf seine Seite schlagen und erhält Wohnraum in Gottes neuem Projekt (Johannes 14,2). Und jedes Mal spielt sich das Geschehen auf oder an Holz ab: Damals bei Noah versammelte man sich auf dem hölzernen Schiff. Heute versammelt man sich um das hölzerne Kreuz.
Wann das neue Projekt Gottes in die nächste Phase eintritt, ist noch offen. Würde Gott nicht ständig eingreifen, hätten die Menschen sich schon lange selbst zerstört. Doch er möchte so viele wie möglich für sein Reich gewinnen. Andere fragen sich, warum Gott nicht einfach das Böse ausrottet. Da Gott nach dem Prinzip der Liebe handelt, hat er den Menschen einen freien Willen gegeben. Liebe bedeutet, dass man jemanden freiwillig beschenkt, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Gott liebt uns und wünscht sich als Reaktion darauf unsere freiwillige Liebe zu ihm (5.Mose 6,5).
Und so schließt der rechte Gebrauch den Missbrauch nicht aus. Jesus sagt einmal, dass das Unkraut mit der guten Frucht bis zu Ernte mitwachsen muss (Matthäus 13.30). Damit ist gemeint, dass sich das Böse und das Gute entfalten müssen, damit sich der Mensch für das Gute entscheiden kann. Der Mensch soll um das Böse wissen, doch das Gute tun. Doch der Mensch entscheidet sich immer wieder für das Böse, obwohl er weiß, was eigentlich gut wäre.
Vielleicht dachten auch einige bei Noah: ‚Wenn das Wasser wirklich kommen sollte, dann kann ich ja immer noch schwimmen und mich an einem Stück Holz über Wasser halten.‘ Dem Menschen fehlt einfach die Vorstellungskraft dafür, wie schlimm es wirklich um ihn steht und wie klein seine Möglichkeiten sind. Er kann sich nicht vorstellen, dass es auch ein „zu spät“ gibt. So mancher denkt auch, Gott müsse ihm einmal Rechenschaft geben, weshalb er nicht so gehandelt hat, wie er sich das vorgestellt hat. Doch in Gottes Gegenwart wird alles anders sein. Da stellt nicht mehr der Mensch die Fragen. Vielmehr fragt Gott: „Liebst du mich?“ (Johannes 21,15ff) „Warum hast du meine Zeichen der Liebe ignoriert?“
In unserem Leben soll in uns die Erkenntnis wachsen und reifen, dass es sich nicht lohnt, ohne Gott zu leben, damit die Menschen sich in alle Ewigkeit nicht mehr von ihm abwenden wollen. Das Erstaunliche an der Geschichte von Noah ist, dass man darin erkennt, wie viel Freude Gott an seinen Kreationen hat, da er trotz des großen Aufwandes einen Weg der Rettung für seine Schöpfung sucht. Er wollte unbedingt, dass es mit der Schöpfung weitergeht, denn das ganze Potential, welches er in sie hineingelegt hatte, konnte sich gar noch nicht recht entfalten. Er wagt mit viel Optimismus einen Neustart. Das lädt uns ein, auch heute einen Neustart mit ihm zu wagen.
Text: Hanspeter Obrist, Februar 2017
Noah – Sein Vertrauen in Gott hat ihn gerettet PDF
Bild: Themepark mit Arche Noah in Kentucky
Siehe auch Artikel: Bauanleitung der Arche Noah?
Jesus in der jüdischen Bibel
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Noah – Das Vertrauen in Gott hat ihn gerettet
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