Neuer kirchlicher Wind in Frankreich

Die Zahlen zeichnen laut der eher liberalen katholischen „La Croix“ das Bild von „glühenden jungen Katholiken, die gegen den Strom schwimmen„. Damit unterschieden sie sich von vorhergehenden Generationen.

„La Croix“ wollte wissen: Wie ticken die 30.000 Jugendlichen, die im August zum Weltjugendtag nach Lissabon pilgern?

Im Gegensatz zu älteren Katholiken erwarteten diese jungen Gläubigen nicht, dass sich die Kirche verändert. „Welche Rolle sollte sie in der Gesellschaft haben?“, fragte die Zeitung. 59 Prozent antworteten mit: „Ein Leuchtfeuer, das in der Dunkelheit den Weg weist„.

So glaubt mehr als ein Drittel der Befragten, dass der sexuelle Missbrauch in der Kirche keine strukturellen Ursachen hat, sondern „die Folge böser Persönlichkeiten sind, die die Kirche betrogen und ihre Berufung verraten haben“. Eine Frauenordination in der katholischen Kirche wird von zwei Dritteln abgelehnt. Dem gegenüber haben mehr als die Hälfte der Befragten sich bereits ernsthaft mit der persönlichen Frage nach einer geistlichen Berufung beschäftigt.

80 Prozent der Weltjugendtagsfahrer gaben der Umfrage zufolge an, dass sie sich täglich einen Moment Zeit nehmen, um zu beten. 75 Prozent besuchen wöchentlich die Messe, davon 24 Prozent sogar noch häufiger.

Das Bild des jungen französischen Katholizismus ist jedoch vielfältige.

Sie weisen nicht einfach eine „Retro-Welle“ auf. So widmet sich „La Croix“ im selben Atemzug einer „Generation Laudato si„. Die hat die Vision des Ökologie- und Sozial-Lehrschreibens von Papst Franziskus aufgegriffen und befürwortet eine integrale Ökologie.

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Jeder zweite der etwa 67 Millionen Einwohner Frankreichs bezeichnet sich heute als katholisch. Allerdings ist die Zahl der praktizierenden Katholiken, der Priester und der Ordensleute seit Jahrzehnten stark rückläufig. Selbst katholische Medien bezifferten die „Praktizierenden“ zuletzt mit nur noch zwei Prozent der Bevölkerung, mit unterschiedlicher regionaler Ausprägung. Dafür sind in Frankreich rechtskatholische, traditionalistische Strömungen vergleichsweise stark vertreten.

Die Kirchen in Frankreich sind geprägt von der 1905 gesetzlich verankerten strikten Trennung vom Staat. Nach der Verstaatlichung ihres kompletten Eigentums im Zuge der Französischen Revolution finanziert sich die katholische Kirche heute allein durch Spenden und Beiträge der Katholiken; Kirchensteuern gibt es nicht. Der Unterhalt von Kirchengebäuden, die vor 1905 errichtet wurden, obliegt dem Staat; Neubauten sind selbst zu finanzieren. mehr Informationen

In Frankreich haben im Juni 2022 die Veröffentlichung von Synthese und Begleittext zur Weltsynode eine lebhafte Auseinandersetzung in der französischen Presse ausgelöst. Die aus den Beratungen in den Bistümern entstandene Synthese enthält unter anderem Forderungen nach einer Reform des Priestertums, Laienpredigt und dem Diakonat der Frau.

Neben den „Perspektiven“ und „Hoffnungen“, die sie aus der Synthese ziehen, zählen die Hirten Frankreichs auch die Themen und Herausforderungen auf, die in der Synthese fehlen. Dazu gehören die Evangelisierung, gesellschaftliche Debatten, integrale Ökologie und internationale Solidarität.

Bischof Joly erklärt im „Figaro“ dazu: „Wir haben uns dafür entschieden, den Inhalt des Dokuments, das aus den Synodenversammlungen in den Diözesen hervorgegangen ist, nicht theologisch anzupassen, um zuzuhören und transparent zu sein. Die Leute sollen nicht sagen, dass sie nicht gehört worden wären. mehr Informationen

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