Über den Islam wird in den 19 deutschen Meinungsführermedien 14-mal so häufig berichtet wie über die evangelische Kirche. Das hat das Forschungsinstitut Media Tenor International (Rapperswil/Schweiz) herausgefunden.
Es hat dazu 20.531 Berichte analysiert, die vom 1. Dezember 2013 bis 30. November 2016 in TV-Beiträgen, im Hörfunk sowie in Printmedien erschienen sind. Insgesamt wurden über 802.000 Beiträge ausgewertet. Nach Angaben des Leiters der Politik-Analyse bei Media Tenor International, Christian Kolmer (Wien), kommen auf einen Bericht über die evangelische Kirche und ihre Mitglieder drei über die katholische Kirche und 14 über islamische Organisationen und Muslime.
Die beiden großen Kirchen stünden in einem harten Wettbewerb um die öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei genieße die katholische Kirche durch die Sonderrolle des Papstes gegenüber den Protestanten einen „klaren Vorteil“. Laut dem Forschungsinstitut ist Papst Franziskus der „Liebling der Medien“.
Nach Angaben des Instituts zeichnen drei Viertel aller Berichte über Muslime ein negatives Bild. Kolmer: „Die Schauplätze wechseln, aber die Botschaft bleibt seit Jahren dieselbe: Terrorismus und Krieg sind die dominierenden Themen der Berichterstattung über Moslems.“ Die „Instrumentalisierung der Medien“ durch militante Islamisten habe sich seit 2014 mit dem Aufstieg der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) noch weiter verschärft.
Kolmer schlussfolgert, dass aufgrund der vielen islamischen Gewalttaten die Stimmen der Muslime und Christen, die sich für ein friedliches Zusammenleben der Religionen einsetzten, in den Medien nicht durchdringen würden.
Ausgewertet wurden die Nachrichtensendungen in ARD und ZDF, die Fernsehmagazine Fakt, Frontal 21, Kontraste, Monitor, Panorama und Report sowie der Deutschlandfunk. Bei den Printmedien waren einbezogen: Bild, Bild am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Spiegel, Focus, Welt am Sonntag sowie das Wirtschaftsblatt Capital.